Tag 6 - 7

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„Rufst du... Jisoo an?" Fast schon schüchtern musterte Mingyu mich und gab mir das Handy erst, nachdem ich ihm versichert hatte, nicht Jisoo anzurufen. Zufrieden suchte ich Jeonghans Nummer heraus und hoffte, dass dieser einen Moment Zeit für mich hatte. Mingyu musterte mich derweil skeptisch.

„Mingyu?", ertönte Jeonghans irritierte Stimme, als ich gerade wieder auflegen wollte. Sofort musste ich schmunzeln. Als ob Mingyu nach dieser Aktion auf die Idee käme, Jeonghan anzurufen.

„Ne, hier ist Jun. Ich hoffe, ich störe nicht?"

„Ah, Jun! Was gibt's? Sag bitte nicht, Mingyu hat noch mehr angerichtet."

„Nein, hat er nicht. Habt ihr was erreicht? Wo ist er jetzt?" Ich hoffte, Jeonghan würde verstehen, was ich meinte. Vor Mingyu wollte ich nicht zu sehr ins Detail gehen, da er mich noch immer misstrauisch beobachtete. Er sollte einfach ruhig bleiben und am besten nichts Falsches mehr tun oder sagen.

Am anderen Ende entstand eine Pause. Dann hörte ich Jeonghan tief durchatmen. „Ich vermute, du meinst Jisoo. Naja... Er ist ziemlich am Ende, aber wir konnten ihn wenigstens so weit beruhigen, dass er seine Schicht beendet. Hoffentlich. Ich wäre lieber bei ihm geblieben, aber Seokmin braucht meine Hilfe. Zuletzt gesehen habe ich Jisoo hinter der Katta-Anlage. Wieso? Was wollt ihr von ihm?" Jeonghans Stimme klang ehrlich besorgt. Scheinbar hatte Mingyus Reaktion auf seinen Annäherungsversuch ihn härter getroffen als angenommen. Dann sollte ich Mingyu gleich besser zur Rücksicht ermahnen.

„Wir haben ihm etwas zu sagen. Aber das will ich nicht am Telefon besprechen." Abwehrend hob ich meine Hand, da Mingyu Anstalten machte, etwas sagen zu wollen. Mit ihm würde ich gleich wieder reden.

„Okay... Überlegt euch bitte gut, was ihr sagt. Jisoo verträgt heute nicht noch mehr Stress. Einmal abgewiesen zu werden reicht. Ich vertraue dir, dass du weißt, was du tust, Jun." Dass ich wusste, was ich tat, glaubte ich auch. Mehr Sorgen machte mir Mingyu in meinem Plan. Sein Verhalten war zurzeit eher schwierig einzuschätzen.

„Danke, ich werde darauf Acht geben. Ich schau nachher nochmal vorbei, okay?"

„Danke. Jisoo ist mir zu wichtig, um ihn so niedergeschlagen zu sehen. Mach das, ich werde heute noch länger hier sein. Der kleine Bulle ist zu niedlich."

Kaum hatten wir uns verabschiedet und aufgelegt, wurde Mingyu seine Fragen los, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lagen. „Wer war das? Und wem wollen wir was sagen?"

Da ich keine weitere Zeit verlieren wollte, um Jisoo nicht unnötig zu quälen, beschloss ich, ihn gleich in mein Vorhaben einzuweihen. „Das war Jeonghan. Und wir wollen niemandem etwas sagen. Das wirst du schön alleine tun, Gyu. Deshalb ist es ist es auch sehr wichtig, dass du mir jetzt genau zuhörst und dir merkst was ich sage. Verstanden?" Eindringlich sah ich ihm in die Augen, in der Hoffnung, er würde den Ernst der Lage verstehen. Auf seine Bestätigung hin, fuhr ich mit meiner Erklärung fort.

„Du wirst jetzt zu Jisoo gehen und dich bei ihm aufrichtig für dein Verhalten entschuldigen. Erkläre es ihm, damit er versteht, weshalb du so reagiert hast. Mir konntest du es auch erklären. Du kannst nichts dafür, wenn die Situation dich überfordert hat, aber Jisoo hat es sehr verletzt. Wenn er dir das verzeihen kann, wovon ich ausgehe, frag ihn, ob ihr zusammen ausgehen wollt. Nur ihr zwei. Wichtig wäre dabei, dass du ihm eine wirkliche Chance gibst. Du hast Jisoo schon genug verletzt. Mir ist klar, dass es ungewohnt für dich ist, aber das solltest du aushalten. Es kann sich was Schönes draus entwickeln, wenn du dich darauf einlässt. Ich denke, ich brauche dir nicht zu sagen, was für ein toller Typ Jisoo ist."

Die ganze Zeit hatte Mingyu mir aufmerksam zugehört. Jetzt sah er mich unsicher an. „Und was, wenn er mir nicht glaubt, dass ich es ihm nicht übel nehme? Oder nicht mit mir reden will?"

Aufmunternd lächelte ich ihn an. „Fang damit an, dass es dir leid tut und du dich erklären möchtest. Wie ich Jisoo bisher kennengelernt habe, wird er dir die Möglichkeit geben. Du wirst sehen wie er reagiert, vielleicht hilft es auch, ihn zu umarmen und ihm Halt zu geben. Sollte er dennoch an der Ernsthaftigkeit deiner Worte zweifeln, küss ihn von dir aus. Das sollte ihn überzeugen, da du es niemals nur zum Spaß tätest."

Noch immer schien ich Mingyu nicht restlos überzeugt zu haben. „Meinst du das klappt? Und dass ich mich damit nicht total zum Deppen mache?" Irgendwie war es faszinierend, den so selbstbewussten Mingyu vom ersten Tag jetzt so unsicher und hilfsbedürftig zu sehen.

„Ja, ich bin mir sicher, Gyu. Solange du immer darauf achtest wie es Jisoo dabei geht und dich danach richtest. Es ist wichtig, dass er sich bei dir verstanden und wertgeschätzt fühlt. Dann ist alles möglich." Ich gab ihm eine kurze Pause, um das Gesagte zu verarbeiten. So viel wie ich ihm mit auf den Weg gab, konnte es sicher nicht schaden. „Und bitte, Gyu - sei immer ehrlich zu Jisoo. Mach ihm keine Versprechen, die du nicht halten kannst. Er hat diesen Schmerz nicht verdient."

Zu meiner Erleichterung erntete ich nun ein leichtes Nicken von Mingyu. „Ich denke, du hast recht. Jisoo verdient eine Erklärung." Er räusperte sich einmal, ehe er leise „und ich will dieses Gefühl verstehen" murmelte. Auch wenn ich mich anstrengen musste, konnte ich noch genug verstehen, um in mich hinein zu grinsen. Mingyu war Jisoo eindeutig verfallen, er wusste es nur noch nicht. Aber das würde das Date ja hoffentlich richten. „Ich werde mir Mühe geben deinen Ratschlag zu befolgen, Kleiner."

„Das wollte ich hören, Gyu! Du packst das schon. Nach Feierabend findest du mich bei Jeonghan. Aber hey, ich will dich nicht wiedersehen, bevor du ein Date klargemacht hast!" Schmunzelnd schlug ich ihm auf die Schulter. Ich hatte getan, was ich konnte, um den beiden doch noch zu einem glücklichen Ende zu verhelfen. Ab jetzt mussten sie allein klarkommen. „Jetzt geh schon, Gyu. Jisoo wartet auf dich!"

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt