Tag 7 - 6

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„Junhui! Gottseidank... Ich brauche deine Hilfe!", schnaufte er, als er vor mir zum Stehen kam. Irritiert betrachtete ich ihn und überlegte fieberhaft woher ich ihn kannte. Durch sein aufgelöstes Verhalten erkannte ich ihn nicht gleich. „Seungkwan... Er..." Bei der Erwähnung von Seungkwans Namen erinnerte ich mich wieder. Seungcheol hieß der Gute. Allerdings konnte ich Seungkwan nirgends entdecken, was mir Sorgen bereitete.

„Seungcheol, alles ist gut. Atme erstmal tief durch und dann erzählst du mir was mit Seungkwan passiert ist", versuchte ich ihn zu beruhigen, wobei ich ihm die Hände auf die Schultern legte und seinen Blick suchte.

„Nichts ist gut! Er sollte da nicht sein!", schüttelte Seungcheol vehement den Kopf und schien gar nicht daran zu denken, sich zu beruhigen.

„Wo nicht sein?", fragte ich nun mit mehr Nachdruck und hoffte endlich mal eine vernünftige Antwort von ihm zu bekommen. Er musste mir schon sagen, wo das Problem lag, wenn ich ihm helfen sollte - sofern das überhaupt in meiner Macht stand.

„Bei den Kängurus! Er hört einfach nicht..."

Hilflos wandte ich mich an Mingyu, der nur ratlos mit den Schultern zuckte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Seungkwan nur einfach nicht vom Gehege wegkommen wollte. Daraus würde Seungcheol nicht solch ein Drama machen.

„Wie wäre es, wenn Sie uns einmal zeigen wovon Sie reden? Vielleicht gibt es ja eine ganz einfache Lösung für Ihr Problem", mischte sich nun Mingyu ein. Seungcheol wirkte wenig überzeugt von Mingyus Worten, nickte aber und zeigte uns anschließend den Weg.

Noch bevor wir die kurze Strecke vollständig zurückgelegt hatten, entdeckte ich auf der Känguruanlage etwas, das dort nicht sein sollte. Beim Näherkommen entpuppte sich dies schnell als fröhliches kleines Kind, das sich keiner Schuld bewusst war. Seungkwan. Das hatte Seungcheol also eben gemeint.

Am Gehege angekommen rief er sofort nach seinem Sohn. Dieser drehte sich jedoch nur einmal kurz zu ihm um, ehe er es vorzog weiter zwischen den Bennett-Kängurus und Emus, mit denen sie vergesellschaftet waren, umherzulaufen.

„Wie ist er da hereingekommen? Diese Anlage ist nicht für Besucher begehbar", fragte Mingyu ihn, sobald er die Lage erfasst hatte. Im Gegensatz zu mir kannte er die beiden ja noch nicht.

„Ich weiß es nicht! Im einen Moment stand er noch neben mir und im nächsten war er dort drin! Dabei habe ich nur ein paar Worte mit einem anderen Besucher gewechselt! Sonst macht er nie sowas! Wie bekomme ich denn jetzt mein Kind zurück? Oh, hoffentlich passiert ihm nichts!"

„Hey, atmen Sie erstmal tief durch. Ihrem Sohn passiert schon nichts. Er hat sich zum Glück ein Gehege mit zumeist friedlichen Tieren ausgesucht. Dennoch sollte so etwas nicht vorkommen, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist. Passen Sie in Zukunft bitte besser darauf auf. Es kommt immer wieder zu lebensgefährlichen Zwischenfällen, weil Besucher die Sicherheitsvorkehrungen und Absperrungen missachten." Nachdem Mingyu Seungcheol noch einmal eindringlich angesehen hatte, winkte er mich zu sich. „Lust, dich an deinem letzten Tag als Held zu bewähren, Kleiner?"

„Was meinst du?"

Hätte ich mal nicht gefragt. Wenig später fand ich mich selbst zwischen den Tieren wieder, auf der Jagd nach einem Kind, das viel zu viel Freude an seinem Ausflug hatte, um sich einfangen zu lassen. Mingyu hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, seinen Praktikanten vorzuschicken und selbst von draußen zuzusehen. Immerhin versuchte Seungkwan nicht die Tiere zu streicheln. Ich wollte nur ungern herausfinden, ob sie dann immer noch so friedlich wären.

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt