Tag 5 - 5

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„Schleich dich doch nicht so an!"

„Eigentlich wollte ich nur neues Futter holen... Aber erzählt mal, was ist mit eurem Freund?" Interessiert blickte er zwischen uns dreien hin und her. Hansol und ich starrten ihn überfordert an. Chan war noch immer hin und weg von Seokmin und nahm seine Umgebung gar nicht richtig wahr.

Da war er gekommen, der Moment, in dem ich Jeonghans Neugier verfluchte. Viel schneller als erwartet und denkbar unpassend.

Während ich fieberhaft überlegte, was zum Teufel ich denn jetzt sagen sollte, versuchte ich Chan unauffällig etwas zu verdecken. Dessen Lächeln würde es nur noch schwieriger machen eine Ausrede zu finden. Hoffentlich hatte Jeonghan dies nicht längst schon bemerkt.

'Er hat noch nie einen Elefanten aus der Nähe gesehen' wäre die perfekte Begründung - hätte Jeonghan eben nicht daneben gestanden, als Chan Tana gefüttert hat.

„Ihm ist eben etwas schlecht geworden, aber es geht schon wieder", versuchte ich Jeonghan dann zu überzeugen dass alles in Ordnung sei.

Etwas Besseres wollte mir beim besten Willen nicht einfallen. Zu sehr belügen wollte ich ihn immerhin auch nicht, dafür schätzte ich ihn zu sehr. Außerdem war er derjenige, der uns dieses außergewöhnliche Erlebnis ermöglicht hatte. Da waren wir ihm vielmehr zu Dank verpflichtet.

„Sicher? Braucht er irgendetwas? Das hättet ihr doch auch schon früher sagen können, dann hätte er sich setzen können!" Besorgt versuchte er einen Blick auf Chan zu erhaschen.

„Danke, Jeonghan. Er wird schon wieder. Eben ging es ihm schon deutlich besser. Mach dir keine Sorgen."

Tatsächlich ließ Jeonghan sich dadurch etwas beruhigen und schien nicht weiter nachfragen zu wollen.

„Gut... Aber sag sofort Bescheid, sobald es ihm wieder schlechter gehen sollte."

„Machen wir. Wir wollten euch nur nicht unnötig belasten und von der Arbeit abhalten."

Ein Glück, dass Jeonghans Fürsorge so ausgeprägt war, sonst hätte er mir die Geschichte sicher nicht abgekauft. Endlich zog er weiter, um seinen Plan, neues Futter zu holen, in die Tat umzusetzen.

Erleichtert zog ich Hansol an mich und versteckte mein Gesicht in seinen weichen Haaren. Ich liebte seine leichten Locken. Dazu der Duft seines Shampoos vermischt mit seinem Eigengeruch... Einfach himmlisch! Genüsslich schloss ich meine Augen als ich meine Nase tiefer in seinen Haaren vergrub, um ganz von diesem tollen Duft umgeben zu sein.

Sofort spürte ich wie meine Schultern sich mit jedem Atemzug mehr entspannten und der Stress von mir abfiel. Wie immer wirkte die bloße Nähe meines Freundes wahre Wunder. Als Hansol mich ebenfalls umarmte, zog ich ihn noch enger an mich und seufzte wohlig. So könnte ich gerne noch länger stehen bleiben.

Nach einem letzten tiefen Atemzug zog ich mich etwas zurück, um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen und in seine schönen braunen Augen zu sehen. Sanft streichelte ich seine Wangen mit meinen Daumen. Dann beugte ich mich vor und verband unsere Lippen zu einem liebevollen Kuss.

„Awwwwww..."

Nur leise nahm ich die Stimmen wahr, nicht bereit mich schon wieder im Kuss unterbrechen zu lassen. Das passierte heute eindeutig zu oft. Doch Hansol schien die Situation peinlicher zu sein, da er den Kuss unterbrach und sein Gesicht an meine Brust drückte. Kurz bevor er abtauchte nahm ich noch einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen wahr. Niedlich. In der Gegenwart von Freunden war er was das anging deutlich entspannter.

Lächelnd strich ich ihm durch die Haare. „Alles gut, Chwe. Die sind nur neidisch", flüsterte ich ihm ins Ohr und hauchte einen Kuss auf dieses. Er würde schon wieder hervorkommen, wenn ihm danach war. Bis dahin genoss ich es wie er sich an mich drückte.

Beim Aufsehen schaute ich direkt in die Gesichter von Jeonghan und Seokmin, die uns mit schief gelegten Köpfen musterten. Jeonghan formte mit seinen Händen zusätzlich ein Herz, was mich leicht lachen ließ. Er schien sich wirklich sehr über unsere glückliche Beziehung zu freuen, obwohl er uns kaum kannte.

„Ihr seid doch verrückt!" Kopfschüttelnd betrachtete ich die beiden, ehe ich grinsend anfügte: „Aber ich mag verrückt." Die beiden waren eindeutig ganz nach meinem Geschmack. Bei Gelegenheit sollte ich Jeonghan mal nach seiner Handynummer fragen, damit wir auch nach meinem Praktikum noch in Kontakt bleiben konnten. In ihm hatte ich bestimmt einen guten Freund gefunden.

Nachdem wir noch einen Moment gescherzt haben, haben die zwei sich wieder ihrer Arbeit zugewendet. Swenis eine Seite war mittlerweile sauber, fehlte noch die andere. Es war faszinierend wie lange es dauerte einen Elefanten zu waschen, da der Dreck sich hartnäckig zwischen den Haaren auf dem Rücken hielt.

Nachdem wir uns etwas weniger Sorgen um Chan machen mussten, hatten Hansol und ich wieder Zeit, das Schauspiel vor unseren Augen zu genießen. Anderen bei der Arbeit zuzusehen, während man selbst nichts tat, war immer schön.

Doch mir blieb auch nicht verborgen, dass Chan mit jedem Lachen, das wir von Seokmin hörten, mehr an Jisoo erinnerte. Mittlerweile war ich mir fast sicher, dass er sich verliebt hatte. Wieso sonst sollte er nur noch Augen für den Pfleger haben, uns ignorieren und nicht mehr sprechen? Das sah Chan gar nicht ähnlich. Er nutzte sonst jede Gelegenheit, um mit seinem besten Freund Blödsinn zu machen und herumzualbern.

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt