Der nächste Tag verlief ruhig. Mingyu sprach mich nicht auf Erdmännchen an - außer wenn es um deren Pflege ging. Ich sprach ihn nicht auf Jisoo an. Es war, als hätten wir ein stummes Abkommen darüber, die Waffen ruhen zu lassen. Weiterhin riss ich die Fotos ab, wenn ich sie sah, jedoch störte es mich bei Weitem nicht mehr so sehr wie am Anfang.
Auch in der Pause passierte nicht viel, da niemand Mingyu auf Jisoo ansprach, wodurch er tatsächlich zu entspannen schien. Dadurch wirkte Jisoo ebenfalls gelöster. Außerdem feierte irgendein Kollege seinen Geburtstag und gab Süßigkeiten aus.
Je näher der Feierabend rückte, desto aufgeregter wurde ich. Ich konnte es kaum erwarten endlich die Elefanten aus der Nähe zu sehen.
Etwas später als gehofft, hängten wir schließlich die Arbeit an den Nagel und übergaben an die Spätschicht. Nach einem kurzen Toilettenbesuch schnappte ich mir im Pausenraum noch ein paar Süßigkeiten und machte mich dann vorfreudig auf den Weg.
Als ich etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, wurde ich plötzlich abgelenkt. Weiter vorne erblickte ich zwei Gestalten, die mir nur zu bekannt waren. Sofort zierte ein breites Lächeln meine Lippen und ich änderte meinen Plan. Jeonghan würde ein paar Minuten Wartezeit schon verkraften. Ohne zu zögern steckte ich den Schokoriegel, den ich gerade essen wollte, wieder weg.
„Chwe!" Überglücklich schlang ich meine Arme um meinen Freund und drückte ihn an mich. Erschrocken zuckte er zusammen und konnte einen leisen Aufschrei nicht ganz unterdrücken. Ich liebte es, wie schreckhaft er manchmal war.
„Jun!" Mit vorwurfsvollem Blick drehte Hansol sich zu mir um. „Du weißt genau, dass ich es nicht mag wenn du dich so anschleichst!"
Grinsend drückte ich ihm einen Kuss auf. Er sah so niedlich aus, wenn er schmollte. „Quatsch, du liebst es." Ich kuschelte mein Gesicht in seine Halsbeuge und genoss das unerwartet frühe Wiedersehen. „Ich freue mich auch dich zu sehen, Chwe."
„Hey! Und was ist mit mir?", beschwerte sich nun Chan, Hansols bester Freund, und zerstörte damit die entspannte Zweisamkeit. Seufzend löste ich mich, ließ einen Arm dabei jedoch auf Hansols Hüfte liegen als ich mich neben ihn stellte. Nun bekam auch ich meinen Begrüßungskuss von meinem Freund, der mich lächeln ließ.
„Über dich freue ich mich natürlich auch, Chan. Was macht ihr eigentlich hier? Ich dachte ihr wolltet in die Stadt gehen?"
„Sol hatte Sehnsucht nach dir", schmunzelte Chan, wofür er einen Seitenhieb von seinem besten Freund kassierte. Lachend beobachtete ich die beiden.
„Wenn das so ist, ist es ja gut, dass ich euch gefunden habe. Ihr lauft ja in die völlig falsche Richtung. Wohin wolltet ihr eigentlich?"
Obwohl ich versuchte, Chan gleichwertig in das Gespräch mit einzubeziehen, ruhte mein Blick eindeutig mehr auf meinem Freund. Durch die Schwierigkeiten, die Jisoo mit Mingyu hatte, wurde mir hier jeden Tag aufs Neue vorgeführt wie viel Glück ich mit Hansol hatte. Ich hoffte nur, dass ich ihm auch oft genug zeigte wie viel er mir bedeutete.
„Chan will unbedingt zu den Reptilien und sich irgendwelche langweiligen Echsen angucken. Dabei sind wir gerade erst angekommen und er hatte versprochen, dass wir mit den Flamingos anfangen!" Hansol warf einen bösen Blick zu seinem besten Freund.
„Da waren wir doch auch! Das ist nicht fair! Nur weil du dich nicht losreißen kannst, solange ich dich nicht dazu zwinge-", versuchte Chan sich zu verteidigen, wurde aber mitten im Satz unterbrochen.
„Du hast mir ja nicht einmal fünf Minuten gelassen dort, bevor du mich gewaltsam weggeschliffen hast! Natürlich will ich mir dann noch nicht stundenlang Reptilien angucken, die sich nicht bewegen. Flamingos sind viel spannender!"
Bevor die beiden sich noch länger stritten, wer wem nicht die Zeit bei seinem Lieblingstier gönnte, beschloss ich einzuschreiten. In der Regel wurden diese Auseinandersetzungen für mich sehr unterhaltsam, obwohl sie manchmal Zweifel aufkommen ließen, ob die beiden wirklich schon erwachsen waren, dennoch hatte ich gerade keine Lust darauf. Jeonghan wartete auf mich - und mit ihm seine Elefanten.
Chans aufkommenden Protest erstickte ich mit einem strengen Blick, woraufhin Hansol sich siegessicher zu Wort melden wollte. Ihn brachte ich mit einem Kuss zum Schweigen. Kurz murmelte er noch etwas Unverständliches gegen meine Lippen, gab aber schnell Ruhe und erwiderte stattdessen meinen Kuss. So gefiel mir das schon deutlich besser.
„Och, knutscht woanders weiter... Wir haben verstanden, dass ihr euch ganz doll lieb habt", maulte Chan viel zu früh. Gerne hätte ich noch weitergemacht. Nach einem vorerst letzten Kuss löste ich mich ihm zuliebe wieder von Hansol.
„Da ihr zwei euch offensichtlich nicht einigen könnt, schlage ich jetzt vor, dass wir gemeinsam zu den Elefanten gehen. Ich bin dort mit Jeonghan, einem der Pfleger, verabredet. Er wollte sie mir heute einmal vorstellen. Vielleicht dürft ihr ja mit, wenn wir lieb fragen und ihr euch benehmt."
Ich sah Chan schon an, dass er behaupten wollte immer lieb zu sein, weshalb ich mahnend eine Augenbraue hochzog. Manchmal hatte es echt Vorteile der Älteste zu sein, denn Chan schloss seinen Mund wieder ohne etwas zu sagen. Ein paar Minuten später hatten schließlich beide zugestimmt, unter der Bedingung, anschließend unbedingt noch die Echsen und die Flamingos zu besuchen.
„Gut. Eins noch bevor wir gehen... Öffne bitte deinen Mund und schließe die Augen, Chwe."
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Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FF
FanfictionSchon seit einiger Zeit freute Jun sich auf das Praktikum im Zoo. Endlich durfte er den Tieren etwas näher kommen als er es als normaler Besucher durfte. Besonders auf die Erdmännchen freute er sich sehr, da sie schon immer seine Lieblingstiere ware...