Tag 5 - 7

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Mit einem undefinierbaren Grinsen sah Hansol mich an und klammerte sich weiter an mir fest, vermutlich um nicht plötzliche Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Abrupt blieb ich stehen, sodass Chan, der mit seligem Lächeln hinter uns her getrottet war, in uns hinein lief, ehe auch er stehen blieb. Doch das nahm ich kaum wahr.

„Das hast du jetzt nicht gesagt, Chwe", entkam es mir nach einem Moment ungläubig. Ich konnte es nicht fassen, dass er mir das so dreist ins Gesicht sagte. Dass er es überhaupt auch nur in Erwägung zog, sich in jemand anderes zu verlieben. Hätte ich mich vorhin doch bloß nicht so dumm verhaspelt, dann wäre Hansol vermutlich nicht einmal auf die Idee gekommen, Jeonghan so zu betrachten.

„Doch klar hab ich das. Ich meine... Hast du seine Haare gesehen? So seidig glänzend wie die eines Engels! Und seine Fürsorge und Hilfsbereitschaft! Anfangs war ich ja skeptisch, aber er ist wirklich zum verlieben..."

Schamlos schwärmte er mir vor wie toll Jeonghan sei und dass er ihn unbedingt wiedersehen wolle. Ich hingegen hoffte mit jedem Wort mehr für ihn, dass er mich nur ärgern wollte und nicht ernst meinte was er da sagte. Denn es gefiel mir überhaupt nicht. Er sollte vor anderen von mir schwärmen und nicht vor mir von anderen!

„Chwe... Überleg dir besser genau was du als Nächstes sagst..." Ich bemühte mich, ruhig zu bleiben und meine Eifersucht im Zaum zu halten. Es bestand immer noch die Chance, dass er mich nur ärgern wollte, weil ich Jeonghan eben, seiner Ansicht nach, zu lange umarmt habe.

„Aber du hast doch vorher selbst gesagt, dass ich ihn lieben werde...", gab Hansol sich unschuldig. „Was kann ich dafür, dass du recht behalten hast? Du hättest mich ja nicht zu ihm bringen müssen."

Innerlich zählte ich bis drei, um mich zu beruhigen. Es war alles gut. Hansol klammerte sich noch immer an mir fest und wollte mir scheinbar immer noch nah sein. Außerdem hatte er die Gelegenheit, Jeonghan umarmen zu können, verstreichen lassen und stattdessen lieber mit mir gekuschelt. Es gab keinen Grund zur Sorge. Gleich würde ich aufwachen und alles war ein böser Traum. Es war alles gut...

So weit die Theorie. In der Praxis atmete ich auch einmal tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Ich konnte nur daran denken, dass mein kleiner Chwe gerade zugegeben hatte, Jeonghan zum Verlieben schön zu finden. Und das störte mich gewaltig. Wie sollte ich denn ahnen können, dass er meine vorherige Äußerung wörtlich nahm?

„Das war nicht, was ich jetzt hören wollte..." Es verletzte mich, dass Hansol derart von Jeonghan schwärmte und auch noch mir die Schuld daran gab. Ich hatte ihm nur eine Freude machen wollen und dachte, dass wir einen tollen Nachmittag verbracht haben. Dass er nun nur noch von Jeonghan redete, war nicht meine Absicht gewesen.

Seufzend versuchte ich seine Umklammerung zu lösen, was sich als schwieriger herausstellte als gedacht, da ich trotz allem nicht wollte, dass er sich wehtat. Aber ich wollte dieses Gespräch auch nicht führen, während er weiter wie ein Äffchen an mir klebte. Wäre es ein kurzer Scherz gewesen, hätte es mich nicht gestört, aber so war es mir unangenehm. Ich wollte meinem Freund wieder in die Augen sehen können. Wieder sehen können wie ernst er meinte, was er sagte.

„Geh bitte wieder runter, Hansol...", seufzte ich als ich ihn nicht von meinem Rücken bekam. Ich nannte ihn eigentlich nie bei seinem richtigen Namen. Höchstens, wenn ich ihn jemandem vorstellen musste. Demnach wunderte es mich gar nicht, dass er sich auf meinem Rücken versteifte, ehe er sich nach einem Moment langsam zu Boden gleiten ließ.

Besorgt trat er vor mich, legte mir eine Hand an die Wange. Zaghaft erwiderte er meinen Blick, offenbar unsicher geworden durch meine Reaktion. Hatte ich eben noch geglaubt, ich wolle wieder in seine Augen sehen können, wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Ich ertrug es nicht, solange ich nicht wusste, was Hansols Worte für uns bedeuteten.

„Jun...", sprach er leise als ich meinen Kopf wegdrehte, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen. Der Gedanke, er könnte sich tatsächlich in Jeonghan verliebt haben, schmerzte zu sehr. Ich schluckte schwer.

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt