„Woher wusstest du es?", brach Mingyu nach einer Weile das Schweigen, das zwischen uns herrschte, wenn man von den Anweisungen absah, die ich ihm ständig zurufen musste.
„Was? Das mit Jisoo oder dass du es nie kapierst?" Einen gewissen Spott konnte ich mir nicht verkneifen. Es war so absurd, dass wir diese Unterhaltung nun noch führen mussten. Er sollte lieber bei Jisoo für sein unmögliches Verhalten um Verzeihung bitten.
„Jisoo..."
„Ganz ehrlich, Gyu? Das sieht ein Blinder. Jeder weiß es. Außer dir offensichtlich. Mir war es schon an meinem zweiten Tag klar. Diesen Blick, den er bekommt, sobald du den Raum betrittst, sehe ich jeden Tag an meinem Freund, wenn ich nach Hause komme. Offensichtlicher hätte Jisoo sich nicht verhalten können." Ich stützte mich auf meinem Besen ab, um Mingyu zu betrachten. Er schien über meine Worte nachzudenken, bevor er wieder anfing zu sprechen.
„Wieso hast du mir nichts gesagt? Du hättest mich ruhig einweihen können, worüber ihr vorhin gesprochen habt."
„Mein Gott! Gyu! Bist du so dumm oder tust du nur so? In jedem einzelnen Gespräch, das wir über Jisoo geführt haben, habe ich versucht es dir beizubringen. Du hast mich doch ausgelacht, weil du die Vorstellung so abwegig fandest! Denkst du ernsthaft, das spreche ich vor ihm aus, nur damit auch der Letzte im Raum es versteht? Der Arme hat dank dir jetzt wahrscheinlich jede Hoffnung verloren noch glücklich zu werden! Was musstest du ihn auch wie der letzte Vollidiot anstarren statt eine Reaktion von dir zu geben?"
Ich gab mir Mühe nicht lauter zu werden, damit die Besucher unser Gespräch nicht mitbekamen. Trotzdem nutzte ich die Gelegenheit meinem Ärger über seine Unfähigkeit etwas Luft zu machen. Scheinbar mit Erfolg, denn Mingyu sah betreten zu Boden.
Es dauerte etwas bis er wieder das Wort ergriff. Da wir nicht nebeneinander standen, konnte ich nur mit Mühe ein gemurmeltes „das wollte ich nicht..." verstehen. Diese Aussage verwirrte mich. Was wollte er nicht? Dass Jisoo ihn liebte? Dass er unglücklich war? Oder dass Jisoo dachte, er hätte kein Interesse? Konnte Mingyu nicht einmal nicht rätselhaft sein?
„Wovon redest du?" Mit schief gelegtem Kopf sah ich ihn an und versuchte schlau aus ihm zu werden.
„Jisoo... Er... Ich weiß nicht..." Mingyu schüttelte den Kopf und schien sich selbst nicht zu verstehen. Damit die Besucher weiterhin die Tiere und nicht uns beobachteten, zog ich Mingyu in eine etwas verstecktere Ecke. Vielleicht rückte er dann auch besser mit der Sprache raus. Ob ich die Zeit mit ihm wohl an ein Psychologiestudium anrechnen lassen konnte?
„Was ist mit Jisoo?", versuchte ich ihm dann auf die Sprünge zu helfen, wobei ich mich an einem ruhigen Ton versuchte. Es fiel mir schwer, mich in Geduld zu üben, weshalb ich innerlich tief durchatmete und mich daran erinnerte, dass mich erzwungene Antworten nicht weiterbringen würden. Falls doch noch Hoffnung für Jisoo bestehen sollte, wollte ich sie nicht durch meine Ungeduld zerstören.
„Es... Irgendwie... Ich dachte...", fing er stockend an und schüttelte den Kopf, wie um seine Gedanken zu sortieren. „Es war schöner als ich dachte...", gab er dann schließlich leise zu.
Dieser Satz ließ mich aufhorchen. Hatte es doch etwas in Mingyu geweckt, als Jisoo ihn geküsst hatte? Dem musste ich unbedingt näher auf den Grund gehen.
„Wie hast du dich dabei denn gefühlt?", fragte ich nun ehrlich neugierig nach. Langsam versprach es interessant zu werden. Wenn ich es richtig anstellte, könnte ich Mingyu vielleicht in die richtige Richtung lenken und ihn in seiner Zuneigung zu Jisoo bestärken.
„Ehrlich gesagt... Ich weiß nicht...", Mingyu machte eine Pause, bevor er weiterredete, „...es hat sich nicht schlecht angefühlt, denk ich, aber wirklich viel anfangen kann ich damit nicht... Ich weiß nicht, wie ich es einordnen soll."
So ganz konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich jetzt erleichtert sein sollte, weil es - wenn auch zaghaft - in die richtige Richtung ging, oder frustriert, weil Mingyu noch immer auf dem Schlauch zu stehen schien.
„Würdest du es denn wieder tun wollen?" Am liebsten hätte ich Mingyu jetzt ins Gesicht geschrien, dass er Jisoo verdammt noch mal nach einem Date fragen sollte, aber ich hielt mich zurück. Auf die Art würde ich ihn bestimmt wieder in die Defensive treiben.
„Ich denke schon, ja... Wieso?", kam zögerlich seine Antwort. Er musste echt unerfahren in diesen Dingen sein, so wenig wie er verstand, was ich mit meinen Fragen bezweckte. Ich jedoch überging seine Frage. Seine Antwort war genau, was ich hatte hören wollen.
„Gib mir mal bitte dein Diensthandy." Mit einer fordernden Handbewegung streckte ich meinen Arm danach aus.
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Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FF
FanfictionSchon seit einiger Zeit freute Jun sich auf das Praktikum im Zoo. Endlich durfte er den Tieren etwas näher kommen als er es als normaler Besucher durfte. Besonders auf die Erdmännchen freute er sich sehr, da sie schon immer seine Lieblingstiere ware...