Tag 7 - 7

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Für seine kurzen Beine war Seungkwan erstaunlich flink, sodass er mir immer wieder entwischte. Auch Rufen brachte mich nicht weiter. Stattdessen schallte glückliches Kinderlachen über die Anlage. Unter anderen Umständen würde ich mich freuen, dass Seungkwan so viel Spaß hatte, doch jetzt machte er die Tiere nervös. Sie waren keine Kinder auf ihrer Anlage gewöhnt, schon gar keine rennenden.

„Du machst das super, Kleiner! Nur noch zwanzig Versuche, dann hast du ihn", rief Mingyu mir überaus qualifizierte Kommentare zu.

„Spar dir deine Weisheiten und hilf mir lieber, wenn du es doch so gut kannst!"

Erneut versuchte ich das Kind zu greifen, doch schon wieder entwischte es mir mit lautem Lachen und rannte vor mir weg. Frustriert seufzte ich. Wie hielt Seungcheol das nur mit ihm aus? Und wo war Jeonghan, wenn man ihn mal brauchte? Ihm wäre Seungkwan mit Sicherheit längst freiwillig in die Arme gelaufen.

Zunehmend genervt drehte ich mich zu Mingyu um, damit er auch mal etwas Sinnvolles beitrug. Dieser telefonierte jedoch und wirkte dabei selbst gestresst, weshalb ich mich wieder Seungkwan zuwandte. Gerade rechtzeitig, denn er streckte seine kurzen Arme aus, um einen der Emus zu streicheln.

„Seungkwan, nicht! Geh zurück!", rief ich ihm mahnend zu. Die Körpersprache des Emus zeigte eindeutig, dass er nicht viel von Seungkwans Annäherung hielt. Zum Glück hörte der Junge diesmal auf mich, sodass der schnappende Schnabel ihn verfehlte. Auf dieses Kind aufzupassen war schlimmer als einen Sack Flöhe zu hüten.

„Beeil dich, Jun! Wir müssen dringend weiter!" Irritiert, weil Mingyu mich nicht wie üblich 'Kleiner' nannte und ungewöhnlich ernst klang, warf ich ihm über die Schulter einen schnellen Blick zu. Zur Erklärung hielt er kurz sein Diensthandy hoch, weshalb ich nickte und mich wieder um Seungkwan kümmerte. Er war gerade eindeutig mein größeres Problem.

Apropos Problem... Wo war er nun wieder abgeblieben? Bei dem Emu war er jedenfalls nicht mehr, was mich etwas beruhigte. Nicht auszudenken, was es für Konsequenzen nach sich zöge, wäre er tatsächlich gebissen worden. Weiter hinten entdeckte ich Seungkwan schließlich zusammengekauert in einem Versteck. Ruhig ging ich auf ihn zu, damit er nicht gleich wieder davonlief, auch wenn der Emu ihn ziemlich eingeschüchtert zu haben schien. Das kam eben dabei heraus, wenn man sich Tieren unbedacht näherte. Hoffentlich würde er das in Zukunft in Erinnerung behalten und solche Situationen vermeiden.

Vor seinem Versteck ging ich langsam in die Hocke. Als ich anfing auf ihn einzureden und ihn zu bitten herauszukommen, damit ich ihn nicht gewaltsam herausziehen musste, schüttelte Seungkwan entschieden den Kopf und murmelte etwas von einem „bösen Vogel".

„Der Emu ist nicht böse. Du bist ihm nur zu nah gekommen. Wenn dir jemand zu nah käme, würdest du dich doch auch verteidigen wollen, oder?", versuchte ich ihm verständlich zu erklären, weshalb der Laufvogel nach ihm geschnappt hat. Nach einem kurzen Zögern nickte Seungkwan leicht, woraufhin ich ihn anlächelte. „Na siehst du. Genau das hat der Emu auch getan. Er will dir nichts Böses, nur sich selbst schützen. Pass in Zukunft besser auf, wie du dich einem Tier näherst und behalte immer Respekt vor dem Lebewesen, dann passiert dir auch nichts." Aufmunternd strich ich ihm über den Kopf, bevor ich ihm meine Hand hinhielt. „Na komm, Seungkwan, dein Vater sorgt sich um dich."

Zögerlich griff Seungkwan nach meiner Hand und krabbelte aus seinem Versteck unter den gestapelten Ästen heraus. Mit ihm an meiner Hand wollte ich zurück zu Mingyu und Seungcheol laufen, doch Seungkwan blieb nach ein paar Schritten plötzlich stehen. An seiner Taille hob ich ihn hoch und setzte ihn auf meine Hüfte, als ich sah wie er die Hände nach mir ausstreckte. Um ihn nicht weiter zu beunruhigen, machte ich auf dem Weg nach draußen einen größeren Bogen um den Emu. Währenddessen ermahnte ich Seungkwan solche Ausflüge zu unterlassen. Stattdessen schlug ich ihm vor, in einigen Jahren ebenfalls ein Praktikum zu machen, wenn er den Tieren näher sein wollte. Zu meiner großen Zufriedenheit versprach er mir hoch und heilig, sich daran zu halten.

Außerhalb der Anlage wartete bereits ein aufgeregter Seungcheol darauf, mir Seungkwan abzunehmen. Erleichtert bedankte er sich tausendmal bei uns und drückte seinen Sohn, ehe er ihn ebenfalls ermahnte so etwas in Zukunft nicht wieder zu tun. Mingyu drängte derweil zur Eile, weshalb wir uns schnell verabschiedeten und die beiden allein ließen.

„Ich fürchte, die versprochene Überraschung muss leider ausfallen. Es gab einen Zwischenfall bei den Erdmännchen. Jihoon wurde auf seinem Rundgang von Besuchern darauf angesprochen und braucht unsere Hilfe."

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt