Sobald es absehbar war, dass die beiden ihre Arbeit beenden würden, wandten Hansol und ich uns wieder Chan zu. Wenn er sich nicht bei seiner ersten Begegnung schon verraten wollte, sollte er langsam wieder zu sich kommen. Da es nichts brachte mit ihm zu reden und ihm die Sicht zu versperren, griff Hansol schließlich zu drastischeren Maßnahmen. Mit sanfter Gewalt schlug er Chan einmal mit der flachen Hand ins Gesicht. Erschrocken quietschte Chan auf und sah Hansol entgeistert an.
„Na endlich beachtest du mich auch mal wieder...", gab dieser gespielt grummelig von sich. „Reiß dich mal für fünf Minuten zusammen und benimm dich wieder wie ein normaler Mensch, Chan. Zumindest bis wir hier raus sind. Ansonsten darfst du Jeonghan erklären was mit dir los ist, wir machen das nicht."
Es dauerte bis Chan antwortete, sodass ich zuerst dachte, er würde noch immer kein Wort über die Lippen bringen. „Ich verhalte mich doch völlig normal? Aber hast du sein Lächeln gesehen, Sol? Es ist so schön..."
„Normal? Das nennst du normal? In den ganzen Jahren, die ich dich kenne, hab ich dich nicht ein Mal so gesehen!" Hansol bemühte sich zwar ruhig zu bleiben, konnte aber nicht verhindern, dass seine Stimme zum Ende hin etwas lauter wurde.
„Alles in Ordnung bei euch?" Jeonghan hatte heute echt ein Talent für den falschen Moment.
Da Hansol noch mit Chan beschäftigt war, nickte ich schnell. „Ja, alles gut. Nur eine kleine Krise unter besten Freunden."
„Na wenn du meinst..."
Ich hatte keine Ahnung wie er es geschafft hatte, aber Chan war tatsächlich wieder halbwegs ansprechbar als Jeonghan und Seokmin ihre Arbeit beendet und Sweni zurück zu den anderen Elefanten gelassen hatten. Sie waren gerade mit aufräumen beschäftigt als Seokmin sich von uns verabschiedete, wobei er uns noch ein freundliches Lächeln schenkte. Es grenzte fast an ein Wunder, dass Chan nicht wieder in seine Starre zurückfiel. Stattdessen winkte er Seokmin schüchtern, als dieser in einen anderen Raum ging, und ließ sich dann zusammen mit uns von Jeonghan nach draußen begleiten. Glücklich wirkte er nicht, Seokmin schon zurückzulassen.
„Vielen vielen Dank, dass du uns das alles ermöglicht hast!" Noch bevor Jeonghan etwas sagen konnte, hatte ich ihn bereits umarmt und knuddelte ihn einmal. Denn auch wenn Chan zum Ende hin seltsam wurde, war dies ein unvergessliches Erlebnis und ich freute mich noch immer wie ein kleines Kind.
Erst Hansols Räuspern holte mich zurück in die Gegenwart. „Ich hätte gerne meinen Freund wieder..." Der leicht beleidigte Unterton in seiner Stimme ließ mich nachdenklich werden. Hatte ich Jeonghan doch länger umarmt als ich dachte? Oder war Hansol heute empfindlicher als sonst? Zu einem richtigen Ergebnis kam ich nicht.
Sofort ließ ich Jeonghan los und lächelte entschuldigend. Dann legte ich die Arme um meinen Chwe, der zappelte und versuchte sich zu befreien. Ich hingegen dachte gar nicht daran, ihn jetzt schon gehen zu lassen. Fest drückte ich ihn an mich. Da er den Kopf wegdrehte, als ich ihn küssen wollte, knabberte ich stattdessen an seinem Ohrläppchen.
„Tut mir leid, Chwe. Du weißt doch, dass ich nur dich liebe. Jetzt hast du mich den ganzen restlichen Tag am Hals. Und den nächsten. Und den danach..." Nach jedem Satz hauchte ich ihm einen zärtlichen Kuss auf die Ohrmuschel.
„Du bist so ein Idiot! Sei endlich ruhig", verlangte Hansol, bevor er seine Lippen mit meinen verband. Sofort durchströmte mich wieder dieses Glücksgefühl, das ich immer hatte, sobald mein Freund mich berührte oder küsste. Um nichts auf der Welt würde ich ihn wieder hergeben wollen.
Erstaunlicherweise kam gar kein unqualifizierter Kommentar von der Seite. Scheinbar ging es Chan doch noch nicht so gut wie angenommen. Aber darum konnten wir uns später auch noch kümmern. Jetzt genoss ich viel lieber welche Gefühle Hansol in mir auslöste.
Als wir uns schließlich lösten, sahen wir noch wie Jeonghan sich selbst davon zu überzeugen schien, dass es Chan wieder besser ging. Zum Glück bekam dieser mittlerweile wieder halbwegs vernünftige Antworten zustande. Nachdem wir uns anschließend noch kurz mit Jeonghan über unseren Besuch ausgetauscht haben, verabschiedeten wir uns und gingen wieder unserer eigenen Wege. Hansol brannte darauf zu den Flamingos zu gehen, aber wegetechnisch wäre es sinnvoller erst zu Chans Echsen zu laufen.
Am Löwengehege war es dann soweit, dass wir uns für eine Richtung entscheiden mussten. Allerdings sah Chan schon wieder aus, als wäre er in seiner eigenen Welt versunken, seit Jeonghan nicht mehr bei uns war. Auch auf Nachfrage, ob er die Echsen sehen wolle, antwortete er nur mit Schwärmereien über Seokmin. Langsam fragte ich mich, ob ich damals auch so schlimm war, als ich Hansol getroffen habe.
Dieser witterte in Chans Verhalten allerdings seine Chance auf die Echsen verzichten zu können. Mir persönlich war es egal wohin wir gingen, weshalb ich nach einem letzten Blick auf Chan entschied, dass es nichts bringen würde und wir zu den Flamingos gehen sollten. So würde ich meinen Hansol auf jeden Fall glücklicher sehen.Wie erwartet zierte direkt ein freudiges Strahlen das Gesicht meines Freundes. Übermütig sprang er mir auf den Rücken, damit ich ihn Huckepack zu seinen Lieblingstieren trug. Nur zu gern tat ich ihm diesen Gefallen. Ich liebte es wie er sich dabei an mich klammerte und ausgelassen lachte. Chan folgte uns glücklicherweise von selbst, denn an die Hand nehmen hätten wir ihn jetzt nicht mehr können.
Wenige Biegungen von den Flamingos entfernt verstärkte Hansol plötzlich seinen Griff. Verwundert, warum er dies tat, drehte ich meinen Kopf zu ihm.
„Ich muss sagen, du hattest recht, Jun. Jeonghan ist wirklich ein Kerl zum Verlieben..."
DU LIEST GERADE
Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FF
FanfictionSchon seit einiger Zeit freute Jun sich auf das Praktikum im Zoo. Endlich durfte er den Tieren etwas näher kommen als er es als normaler Besucher durfte. Besonders auf die Erdmännchen freute er sich sehr, da sie schon immer seine Lieblingstiere ware...