Tag 6 - 8

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Nachdem Mingyu sich einige Schritte entfernt hatte, schien ihm etwas einzufallen, da er plötzlich umdrehte und zurückkam. Fragend sah ich ihn an. Ich dachte eigentlich, wir hätten alles geklärt.

„Mir fällt gerade ein, ich darf dich gar nicht alleine lassen, Kleiner. Dienstvorschrift. Außerdem hast du keine Schlüssel." Vor mir blieb er stehen und sah halb amüsiert, halb unglücklich zu mir herab.

„Och komm schon, Gyu. Dann lass mir deine Schlüssel eben hier. Ich kümmere mich schon darum. Die paar Futterschalen einsammeln und das kleine Gehege aufräumen... Was soll da schon schief gehen? Zur Not habe ich auch noch dein Diensthandy, mit dem ich Jeonghan anrufen kann. Er wird dich schon nicht verpfeifen, wenn du bei Jisoo bist. Der ist jetzt wirklich wichtiger, als ein paar Futterschalen. Deine Sachen gebe ich dir nachher wieder, wenn du wieder da bist." Er durfte es nicht aus so einem nichtigen Grund aufschieben. Erstens würde Jisoo länger leiden als notwendig, zweitens würde Mingyu dann vielleicht den Mut verlieren. „Achja... Nimm deine Schubkarre wieder mit!"

„Das kann ich nicht machen, Kleiner. Sollte was passieren, fällt es alles auf mich zurück." Ich konnte ihm ansehen, wie unwohl er sich damit fühlte.

„Dessen bin ich mir bewusst, Gyu. Ich würde dir das auch nicht vorschlagen, wenn ich Zweifel hätte, der Aufgabe gewachsen zu sein. Jetzt musst du wissen, was dir wichtiger ist: Jisoo möglichst schnell wieder lächeln zu sehen oder ein paar Futterschalen wegräumen." Zwingen konnte ich ihn nicht, seine Pflichten als Mentor zu ignorieren. Wollte ich auch gar nicht. Immerhin war es eine große Verantwortung, die er damit übergeben würde. Demnach drängte ich ihn auch nicht, als Mingyu zögerte und abzuwägen schien.

„Jisoo...", murmelte er schließlich, was mich zufrieden lächeln ließ. Das waren doch schon mal gute Voraussetzungen für das Gespräch. „Und dich gebe ich solange bei Jeonghan ab. Er wird schon irgendeine Aufgabe für dich finden. Wenn wir dann nicht pünktlich Feierabend machen können, ist es deine Schuld, Kleiner. Es war deine Idee, mich jetzt nach einem Date fragen zu lassen, da will ich hinterher keine Beschwerden hören!"

„Ich verspreche es dir. Und Gyu? Du tust das Richtige. Bring Jisoo wieder zum Lächeln. Jeonghan hat ihn zuletzt bei den Kattas gesehen. Dein Handy behalte ich aber so lange, damit du keinen Grund hast, dich ablenken zu lassen. Jeonghan und Seokmin werden mir schon sagen können, ob eine Nachricht dringend ist."

„Danke, Kleiner."

Ich war ein bisschen stolz auf ihn, dass er sich nicht gegen seine Gefühle wehrte, jetzt wo er sie entdeckt hatte. Musste er nur noch das Richtige daraus machen.

„Die Schubkarre, Gyu!"

Ertappt drehte er sich um und grinste schief. Dann holte er seine Schubkarre und verließ mit mir zusammen die Anlage. Kopfschüttelnd sah ich ihm nach. Als ob ich sein Zeug auch noch wegräumen würde. Ich kümmerte mich schon mehr als genug um seine Angelegenheiten.

Wenig später hatten wir unser Zeug aufgeräumt und befanden uns auf dem Weg zu Jeonghan. Dort angekommen fanden wir niemanden vor, weshalb Mingyu leise nach seinen Kollegen rief. Wir wollten ja den kleinen Elefanten nicht erschrecken, in dessen Anblick ich schon wieder versunken war. Jedenfalls bis ein verwunderter Seokmin mich aus meinen Gedanken riss.

„Mingyu? Jun? Was macht ihr denn hier? Habt ihr schon Feierabend?" Der ungläubige Unterton in seiner Stimme ließ mich schmunzeln.

„Unser guter Mingyu hat etwas Wichtiges zu erledigen und möchte mich so lange nicht unbeaufsichtigt lassen. Ihr hättet nicht vielleicht ein Plätzchen für mich frei?"

„Ah, sehr vernünftig! Ich denke nicht, dass Jeonghan etwas dagegen hätte. Er ist gerade draußen auf der Anlage. Was gibt es denn so Wichtiges zu tun, bei dem du Jun nicht mitnehmen kannst?", fragte Seokmin zum Schluss neugierig an Mingyu gewandt.

„Muss was klären...", murmelte dieser ausweichend, ehe er mich wieder ansah. „Mach mir hier keine Schande, Kleiner."

„Werde ich schon nicht, Gyu. Sieh du lieber zu, dass alles läuft wie besprochen. Und jetzt raus mit dir, du hast nicht den ganzen Tag Zeit!" Mit wedelnden Armbewegungen scheuchte ich ihn zur Tür raus. „Vergiss nicht, mich hier wieder abzuholen!"

Kurz hörte ich noch Mingyus Lachen, bevor die Tür hinter ihm zu fiel. Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder Seokmin zu, der uns amüsiert beobachtete.

„Dieser Typ macht mich noch fertig..."

„Was soll er denn machen? Ist es wegen Jisoo? Jeonghan erzählte, du hättest angerufen. So früh haben wir allerdings nicht mit dir gerechnet."

Bestätigend nickte ich. „Ja, ist es. Können wir das bei Jeonghan besprechen? Ich bin mir sicher, dass es ihn auch interessieren wird."

„Ja klar, ich wollte eh gerade zu ihm."

Damit folgte ich ihm nach draußen. Oder dachte, ich würde ihm nach draußen folgen. Denn vor der Tür zog Seokmin mich auf einmal zur Seite.

Elefant, Erdmännchen & Co - Jun FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt