*Ivar - (Vikings)

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💬_nightshade00

Lautes Geschrei weckt mich aus einem tiefen Schlaf, weswegen ich erschrocken nach oben zucke und mich mehrmals hin und her umsehe.
»Mutter! Vater!«, rufe ich panisch und renne zu der klapprigen Tür unserer Hütte, nur um noch mehr grauenhafter Schreie zu hören.

Auf dem Marktplatz rennen Menschen mit blutigen Wunden umher, während Männer sie mit Äxten und Schwertern verfolgen.
Tränen steigen mir vor Angst und Wut in die Augen, bevor ich mich hastig an der Wand entlangquetsche, um nicht entdeckt zu werden.

Meine Blicke huschen hin und her, doch nirgends kann ich meine Eltern sehen, als ich plötzlich gegen eine starke Brust laufe und meine Handgelenke in einem festen Griff landen.
Kein Schrei verlässt meine Lippen, doch die Angst ist mir sichtlich ins Gesicht geschrieben, als ich in zwei eisblaue Augen sehe, die mich schmunzelnd mustern.
»Du bist wirklich hübsch.. «, murmelt er, wirft einen Blick über die Schulter, wo ein blonder junger Mann gerade einem Mann in die Brust sticht.
»Bjorn!«, ruft er vor mir, wobei sein Blick mich nicht einmal verlässt.
Der Blonde kommt auf uns zu gelaufen und sieht zwischen mir und dem Mann hin und her.
»Beschütze sie und bringe sie zum Boot. Wir nehmen sie mit!«, sagt er und löst den Griff um meine Handgelenke, nur damit der Blonde mich hinter sich her schleift.

Ein letztes Mal sehe ich auf mein zerstörtes Dorf und unterdrücke einen Nervenzusammenbruch, da lande ich auch schon auf dem härteren Holzboden.
»Wie ist dein Name?«, fragt er etwas schroff und sieht mich durchdringlich an, doch ich antworte nicht.
Bjorn, nehme ich stark an, verdreht leicht die Augen und setzt sich auf einen älteren Korb genau vor mich, während ich hinter ihm erkenne, wie mehrere Männer wieder mit Kisten und Schätzen meiner Mitmenschen zum Schiff zurückkommen.
Eisblau-Auge kommt neben Bjorn zum Stehen und sieht mit einem schwachen Lächeln auf mich herab.
»Hat sie ihren Namen gesagt?«, fragt er seinen Nebenmann, doch dieser schüttelt nur mit dem Kopf.
»Ob sie überhaupt reden kann?«, erwidert er gemein, steht auf und verschwindet in der Masse, während sich das Schiff langsam in Bewegung setzt.
Der Mann hockt sich vor mich und legt den Kopf ein wenig schief, bevor sich seine Mundwinkel wieder etwas in die Höhe ziehen.
»Ich bin Ragnar Lothbrok... Verrätst du mir deinen Namen?«
Ungewollt spanne ich den Kiefer ein wenig an, während ich die Beine an den Körper ziehe und den Blick abwende.
»Das ist dann wohl ein Nein.«, murmelt Ragnar und steht mit einem Seufzen auf.

Als er weg ist, kommt sofort die Trauer wieder zum Vorschein, weshalb ich die Tränen wegblinzle und die Umgebung um mich beobachte.
Wo bringen sie mich wohl hin?....

×××

»Hey!«
Ein Stupsen gegen meinen Arm lässt mich meine Augen aufschlagen, doch ich zucke sofort zusammen, als ich in ein fremdes Gesicht sehe.

Oh verdammt... Stimmt...

»Willkommen in Kattegat.«, sagt Ragnar, bevor er mir seine Hand hinhält.
Zögernd nehme ich sie, was seine Mundwinkel steigen lässt.
Während die anderen Männer des Schiffes entweder ihre Frauen mit einem sehr langen Kuss begrüßen oder ihre Beute in eine Hütte bringen, bringt mich Ragnar in eine höhere Unterkunft, die machtvoller verziert ist.
Quietschend stößt er die Tür auf und führt mich rein, wo mir sofort die angenehme Wärme auffällt.
So schön war es bei uns nicht...
Gott, denke nicht so! Was für eine Schande!

Bjorn schiebt sich an mir vorbei und setzt sich zu vier weiteren Männern, die ungefähr in meinem Alter sind... glaube ich...
Eine Frau erhebt sich von einem Thron und geht auf Ragnar zu, bevor sie sich einen festen Kuss liefern, danach landen ihre Augen auf mir.
»Und wer ist das?«, fragt sie mit einem scharfen Unterton, während sie wieder zu ihrem Platz geht und sich setzt.
Ragnar schiebt mich an den Schultern näher zu allen Personen, wobei mein Blick auf einen dunkelhaarigen Jungen mit blauen Augen landet, der mich sofort irgendwie in einen Bann zieht.
Seine Augen wandern mit erhobenen Brauen an meinem Körper hinunter und wieder hoch.
»Söhne! Ich habe euch jemanden mitgebracht, da ich sie wirklich zu schade fand, um sie dort zu lassen!«, erklärt Ragnar, bevor er auf jeden einzeln zeigt.
»Das sind meine Söhne Ubbe, Hvitserk, Sigurd, Ivar und Bjorn kennst du bereits. und natürlich meine wunderschöne Frau Aslaug.«
Die Frau interessiert mich relativ wenig; meine Augen sind nur auf den Männern, die mich jetzt mit einem schrägen Grinsen anschauen, gerichtet.
»Und wie ist ihr Name?«, fragt Hvitserk, doch Bjorn verdreht neben ihm nur die Augen.
»Sie hat keinen. Sie hat bis jetzt nicht Mal ein Wort gesagt; wahrscheinlich taub.«
Alle müssen wegen seinen Worten kurz lachen, was mich nur wütender macht.
»Mein Name ist Y/N und ich bin sicherlich nicht taub!«, erwidere ich mit fester Stimme, weshalb jeder sofort verstummt, doch schließlich schmunzelt.
Aslaug sieht kurz zu Boden, bevor ihr Blick wieder auf Ragnar landet.
»Sie ist süß
Dann wandern ihre Augen zu den Jungs.
»Macht sie nicht zu sehr kaputt, ja?«
Wieder beginnen alle schräg zu grinsen, weshalb ich mich sofort erniedrigt fühle, doch versuche, es nicht zu zeigen.

𝐢𝐦𝐚𝐠𝐢𝐧𝐞𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt