4. Kapitel Vergessene Erkenntnis

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Hallo zusammen, die nächsten Kapitel kommen nun etwas schneller.

Ich würde mich über Kommentare freuen

,,...." jemand spricht
/...../ jemand denkt
~....~ Parsel


4. Kapitel Vergessene Erkenntnis

Hermine Pov

Sie lag im Bett und starrte auf den falsch wirkenden Baldachin, das Grün kam ihr so unwirklich und kalt vor. Sie vermisste die vertraute rote Decke über sich, ausserdem war es in den Kerkern viel kälter als es immer in den Türmen gewesen war. Sie liess ihre Gedanken noch mal den Abend Revue passieren und blieb wieder bei Riddle hängen. Diese grauen Augen, die sie so ausdruckslos gemustert hatten. Dann das seltsame Gespräch, welches ihn selbst augenscheinlich nicht interessiert hatte. Das er dabei die ganze Zeit über ihre Schulter geblickt hatte, hatte sie sehr verwirrt. Wenn hatte er beobachtet? Einen anderen Schüler? Oder doch wirklich ein Lehrer? Könnte es vielleicht sogar Dumbledore gewesen sein?

Und auf einmal, wie aus dem Nichts fiel ihr ein was sie vergessen hatte.
Sie sass mit einem Mal kerzengerade im Bett, die Hand vor den Mund geschlagen um einen Schrei zu unterdrücken, obwohl auf ihrem Bett ein Schweigezauber lag.

Lord Voldemort hiess früher Tom Vorlost Riddle!
Sie war in der gleichen Klassenstufe wie der dunkle Lord!

Kalter Schweiss breitete sich auf ihrem Rücken aus. Die Andern, die sie heute kennengelernt hatte, waren nicht nur die Väter von Todessern, sie würden die ersten Todesser überhaupt sein. /Wenn sie es den nicht schon sind/ ihre Hände zitterten unkontrolliert. Wie sollte sie das überleben? Und noch wichtiger, wie sollte sie verhindern, dass einer der intelligentesten und talentiertesten Schüler, den Hogwarts je gesehen hatte, hinter ihr Geheimnis kam? Wenn er herausfinden würde was sie wusste, würde er sie zuerst töten und dann würde er wahrscheinlich Harrys Eltern umbringen bevor diese erwachsen waren, damit sich die Prophezeiung nicht erfüllen konnte. /Harry hat erzählt, das der dunkle Lord schon in der Schule Legimentik beherrscht hatte. Hat er vielleicht bereits in meinen Geist geblickt?/
Einen schrecklich langen Moment hatte sie Angst, dass es genauso gewesen sein könnte, bis ihr der beruhigende Gedanke kam, dass auch wenn er gut in Legimentik sei, sicher noch nicht so gut sein konnte wie Professor Dumbledore und dessen Versuche hatte sie auch bemerkt.

Lange Zeit lag sie wach, gepeinigt von Angst. Versuchte ihre Nerven zu beruhigen und das Bild von dem jungen mit den zerzausten schwarzen Haaren und den stahlgrauen Augen mit der Schlangengestalt von Voldemort zusammen zu bringen. Doch es gelang ihr nicht. Es war kein Wunder, dass sie in dieser Nacht Alpträume hatte, die ganzen Ereignisse des Krieges holten sie nach ihrer Erkenntnis ein. Hätte sie nicht Schweigezauber auf ihrem Bett gehabt hätte sie sicher die anderen Mädchen geweckt. Aber so war sie die Einzige die immer wieder mit einem Schrei auf den Lippen aus dem Schlaf hochschreckte und sich panisch umsah. Als sie es um 5 Uhr morgens aufgab und aus dem Bett ins Badezimmer schlich schliefen die anderen Mädchen noch tief und fest. Hatte ihr die Angst bis in den Knochen gesteckt, so half ihr die Dusche ihren Kopf etwas zu klären und schaffte es sogar ihren Gryffindor Mut wieder zu erwecken.

Sie schalt sich selbst im Stillen einen Feigling, während sie sich nur mit einem Handtuch bekleidet die Zähne putzte. Sie hatte schon mehreren Todessern gegenübergestanden, hatte gegen sie gekämpft und sogar gewonnen. Voldemort war jetzt nicht älter als sie. Er war nicht der gefürchtete Massenmörder aus ihrer Zeit und er würde sie hier auch nicht einfach verletzten können. Als sie die Badezimmertür leise öffnete und ins Zimmer schlich, war ihre Entscheidung gefallen. Sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Voldi war auch nur ein Mensch im Moment. Wenn sie auf ihre Schilde achtete, würde er nichts erfahren und sie wäre in Sicherheit.

Sie zog sich schnell und leise an, entschlossen dazu, sich von dieser Sache nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Wenn sie es geschafft hatte, sich seinem späteren Ich entgegen zustellen und seine Untergebenen zu überleben, würde sie nicht vor seiner nicht erwachsenen Form in die Knie gehen. Sich bei diesem Gedanken selbst zunickend schlüpfte sie mit einem Buch in den Gemeinschaftsraum, gerne wäre sie in die Bibliothek gegangen, doch erstens hatte diese um halb 6 noch nicht offen und zweitens wäre es zu auffällig die Schule zu durchstreifen ohne dass man sie ihr gezeigt hatte. Also setzte sie sich mit ihrem eine Geschichte von Hogwarts hin, gab vor zu lesen, stärkte dabei ihre Schilde und versuchte die Angst und die Erinnerungen aus ihrer Zeit in den hinterste Winkel ihres Geistes zu verbannen. Sie war so konzentriert, dass sie nicht bemerkte, wie knapp eine halbe Stunde später besagter Junger Mann aus seinem Schlafsaal kam und erstaunt stehen blieb, weil er nicht wie sonst der Erste hier war.

*****
Tom Pov

Er nahm sich einen Moment Zeit sie zu betrachten, sie war schlank, fast mager, zierlich und sehr bleich. Sie versank fast in dem Sessel in dem sie sass. Seinem Sessel wohlgemerkt und obwohl er wusste, dass sie es nicht wissen konnte, hätte er sie am liebsten angefahren und von dort verjagt. Die Finger, welche das Buch hielten zitterten leicht, als sei ihr kalt, einem weniger guten Beobachter wäre es wahrscheinlich nicht aufgefallen. Ihre Haare, die im Gegensatz zu gestern offen waren, fielen ihr in grossen Locken über den Rücken und liessen sie ganz anders wirken als am Abend zuvor. Sie biss sich leicht auf die Unterlippen und die kleine Falte, welche er gestern schon auf ihrer Stirn gesehen hatte war wieder da, ganz so, als ob sie über etwas sehr angestrengt nachdachte. Die Beine unter ihrem Körper vergraben und sich immer wieder eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichend war sie ein kompletter Kontrast zu ihm, der sonst darauf achtete aristokratisch zu wirken wenn er auf dem Sessel sass. Er hatte sich diese Haltung damals bei Abraxas in der ersten Klasse abgeschaut. Doch so wie die neue Schülerin dort sass, sah es irgendwie gemütlich aus. Über seine Gedanken verwirrt schüttelte er den Kopf, die Bewegung hatte zur Folge, dass sie aufblickte und fast das Buch fallen lies.

Sie starrten sich einen Moment, verwundert über den jeweilig Anderen, an. ,,Guten Morgen." Brachte sie dann endlich heraus, ihre Stimme klang rau und etwas zittrig. Er grüsste zurück und ging mit langsamen Schritten auf sie zu. ,,Schlecht geschlafen?" murmelte er, mehr um herauszufinden, ob es das war, was ihn an ihrem Anblick störte. ,,Etwas" murmelte sie zurück ohne ihn anzusehen, dann kam plötzlich Bewegung in sie, sie streckte die Beine aus, deren Füsse zu seiner Überraschung nackt waren und sprang vom Sessel, nur um sich vor diesem einmal ganz zu strecken. Während ihre Arme in die Luft ragten und sie ihre Schultern lockerte schlüpfte sie mit ihren nackten Füssen in ihre Schuhe ohne hin zu sehen.

,,Entschuldigen Sie mich. Man sieht sich später" sagte sie sobald sie fertig war und eilte ihn die Schlafsäle, während er ihr mit erhobener Augenbraue nachsah und sich immer noch fragte was ihn an ihrem Verhalten gestört hatte. Noch einen Moment blickte er ihr nach und liess sich dann selbst auf seinen Sessel nieder, der Duft von Äpfeln und Nelken stieg ihm in die Nase als er sich auf das Polster setzte, welches noch leicht warm war.

*****
Hermine Pov

Unterdessen hatte sich Hermine im Mädchenschlafzimmer mit dem Rücken an die Tür gelehnt und war froh die Begegnung überlebt zu haben und sich gleichzeitig enttäuscht von sich, weil sie sich so aus der Ruhe hatte bringen lassen von ihm. ,,Hermine?" wurde sie da gefragt und blickte auf in Mias Gesicht. ,,Ist alles in Ordnung? Du bist so bleich?" ,,Habe etwas schlecht geschlafen, aber sonst ist alles in Ordnung. Danke" sagte sie leise und stiess sich von der Tür ab um sich fertig anzuziehen und sich die Haare zu machen. Im Stillen dachte sie sich / ich darf mich nicht noch einmal von ihm so überraschen lassen./ erst als sie sich gerade die Haare bürstete fiel ihr ein, dass sie bei der Begegnung gar nicht auf ihren Schild geachtet hatte und hätte am liebsten geschrien vor Ärger über ihre Unfähigkeit. Erleichtert bemerkte sie, dass ihr Schild immer noch oben war und sie keine Schäden finden konnte.

Mit neuem Mut und gestärktem Willen trat sie einige Minuten später in Begleitung von Mia in den Gemeinschaftsraum, von Riddle und seinen Handlangern war zum Glück keine Spur zusehen. Da sie mit Mia den Speisesaal betrat musste sie dann auch nicht direkt bei ihnen sitzen, auch wenn sich Mia neben ihren Bruder gesetzt hatte, sass Hermine ganz am Rand der Truppe. Neben ihr sass ein Schüler aus der vierten Klasse und ihr gegenüber ein schweigsamer junger Mann, der eine Klassenstufe über ihr war. Zwar sass dieser neben Zabini, jedoch war sie nicht unmittelbar im Kreis und das beruhigte sie ungemein. Ihr Glück behielt sich bei als sie in den Raum für Zauberkunst gelangten und sie sich zwei Reihen vor Riddle zu Mia setzten konnte, die ihren Bruder zu Diesem schickte. Hermine lächelte ihr dankbar zu, bevor sie ihre Sachen aus der Tasche holte. Sie hatte zwar durch den die gesamte Unterrichtsstunde das Gefühl, dass ihr mit Blicken ein Loch in den Rücken gebrannt wurde. Doch das half ihr dabei sich auf das zu wappnen, was passieren würde wenn sie ihm wieder direkt gegenüber stehen würde.

Schon in der nächsten Stunde verliess sie ihr Glück, als sie in das Kellergewölbe trat in dem sie Zaubertränke haben würde. Ein deutlich jüngerer Slughorn, jedoch mit dem selben Bauchumfang stand am Eingang und passte sie ab um mit ihr über ihre vorherigen Erfahrungen in Zaubertränken zu sprechen. Als er bemerkte, dass sie in den Vorjahren immer Ohnegleichs erhalten hatte schickte er sie in die letzte Reihe um die nächste Gruppenarbeit mit einem gleichwertigen Partner ausführen zu können. Sie hätte fluchen können, als ihr klar wurde, dass der Professor damit nur einen gemeint haben konnte. Tom Riddle sass in der letzten Reihe und blickte sie, wenn man sich von ihm täuschen lies, freundlich an. Doch sie kannte sein Talent zur Täuschung und jetzt, da sie sich bewusst auf ihn achtete, entging ihr nicht, dass sein Lächeln seine Augen nicht erreichte. Mit etwas zittrigen Knien setzte sie sich neben ihn, sie war froh, dass Professor Slughorn sie solange aufgehalten hatte, dass er direkt mit dem Unterricht begann und Tom so keine Gelegenheit haben würde sie einfach so anzusprechen.

Sie konzentrierte sich so sehr auf den Unterricht, dass sie für eine kurze Zeit vergessen konnte, wer da neben ihr sass. Der Unterricht von Professor Slughorn war zwar nicht so spannend wie bei Professor Snape, dafür waren die Hausaufgaben sogar noch umfassender. Sie war froh darüber, denn so musste sie nicht vorgeben etwas zu tun, sondern konnte während den Brauzeiten wirklich etwas erledigen. Sie war so konzentriert darauf ihn zu ignorieren und sich in die Arbeit zu stürzen, dass sie fast aufgeschrien hätte, als er sie ansprach. ,,Ihr Trank ist doch auch fertig oder? Bei Professor Slughorn darf man fertige Tränke 15 Minuten vor Beendigung der Stunde abgeben und dann gehen." Danach stand er auf und ging nach vorne, ein Blick auf seinen Arbeitsplatz zeigte ihr, dass dieser schon komplett sauber und aufgeräumt war, nur wenige Momente später, nachdem er seine Probe abgegeben hatte, war er auch schon zur Tür hinaus verschwunden. Sie überlegte einen Moment, entschied sich dann aber die Gelegenheit zu nutzen ohne andere Schlangen durch die Schule laufen zu können.


Sie atmete erleichtert aus, als sie aus dem Klassenraum trat und ihn nirgends entdecken konnte, sie wollte gerade in die Bibliothek loslaufen, als ihr ihr Fehler in diesem Plan einfiel. Niemand hatte ihr bis jetzt das Schloss gezeigt, dazu war gestern Abend und heute einfach keine Zeit gewesen. Wenn sie jetzt einfach so ohne Zögern in die Bibliothek ging, könnte das ziemlich auffällig sein. Sollte sie einfach in den Gemeinschaftsraum gehen? ,,Wissen Sie nicht wo lang?" hörte sie auf einmal die dunkle Stimme viel zu nah an ihrem Ohr und sie konnte sich zwar das Schreien verkneifen, doch der reflexartige Griff zu ihrem Zauberstab und den herumwirbelnden Rückschritt nicht. Und so blickte sie eine Sekunde später in das Gesicht von Tom Riddle, der sie mit hochgezogener Augenbraue musterte und den Zauberstab vor seiner Nase ignorierte. ,,Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken." Sagte er, doch sie sah das belustigte Funkeln in seinen Augen.


Langsam und nur wiederwillig senkte sie ihren Zauberstab. ,,Soll ich Ihnen das Schloss zeigen?" fragte er und legte den Kopf etwas schief. Sie wusste, wenn sie jetzt ablehnen würde, wäre das nicht nur verdächtig, weil sie keinen Grund hatte, er könnte sich auch gekränkt fühlen. Und ein gekränkter zukünftiger Lord, war das Letzte, das sie wollte. ,,Nur die Bibliothek, bitte." Sagte sie und warf noch kurz einen Blick zurück, doch die Klassenzimmertür öffnete sich nicht, niemand kam heraus um sie zu retten. Sie gingen schweigend durch die Kerker. Sie spürte zwar seinen Blick auf sich, doch erst als sie die Treppe erreichten sprach er sie an. ,,Sie kommen also aus Frankreich?" sie nickte darauf hin nur, was ihn dazu veranlasste seine Augenbraue zu heben. ,,Dann waren Sie in Beauxbatons?" ,,Nein, ich wurde zu Hause unterrichtet." Erwidert sie knapp, eine Weile herrschte Schweigen, dann erhob sich seine tiefe Stimme wieder, zwar so sanft wie immer, doch mit einem eindeutig lauernden Unterton. ,,wie ist es so in Frankreich als Halbblut? Ich habe gehört, Grindelwald macht vor der Grenze nicht mehr Halt. Ein sehr interessanter Mann finden Sie nicht auch?"

Sie blieb wie versteinert stehen, zwang sich ihn anzusehen und musterte ihn kalt, sie sah eindeutig ein belustigtes Funkeln in seinen Augen. Sie hätte ihm am liebsten gesagt, dass sie nur schlimme Dinge erlebt, sondern auch getan hatte und ihm danach den einen oder anderen Fluch demonstriert. Doch sie Mass sich zur Ruhe, es hätte keinen Sinn, ihn zu provozieren, so wie er sie provozierte. Sie kannte dieses Verhalten von Draco Malfoy zu genüge, wenn sie sich darauf ein liess würde sie nur verlieren können. Deswegen straffte sie ihre Schultern und liess ihre Stimme so emotionslos klingen, wie es ihr in dieser Situation möglich war. ,,Sie hatten sich angeboten mir den Weg zur Bibliothek zu zeigen, doch wenn Sie das nur getan hatten um sich an meiner Lebensgeschichte zu ergötzen, lege ich keinen Wert auf ihre Gesellschaft. Entschuldigen Sie mich, ich finde sicher jemand anderes, der mir den Weg zur Bibliothek zeigt." Mit diesen Worten wendete sie sich von ihm ab, unterdrückte den Drang ihm nicht den Rücken zu zudrehen und sprang mit einem kleinen Hopser auf eine Treppe, die sich gerade wegbewegte und wie sie wusste in den dritten Stock führen würde, sie kannte zwar dort einen Geheimgang der in den Stock der Bibliothek führte, doch sie würde ihn nicht benutzten, noch war es zu auffällig und auch wenn er ihr in den nächsten zehn Minuten nicht folgen konnte, wusste sie nicht, ob er es danach tun würde.

Als sie den Gang betrat und seine bohrenden Blicke nicht mehr im Rücken spürte atmete sie erleichtert auf und blickte sich dann um. In ihrer Schulzeit war dieser Bereich zuerst abgesperrt gewesen und danach für den Schulbetrieb nicht benutz worden. In dieser Zeit hingen hier viele Bilder, die sie nur in anderen Teilen des Schlosses so gesehen hatte. /na bitte, hier sind viele, die ich als Alibi nach dem Weg fragen kann/ dachte sie mit einem grimmigen Lächeln. Was sie in ihrer Zeit über Bilder gelehrt hatte, war nicht nur, dass sie immer wussten wo sich gewisse Schüler befanden, wenn sie sie finden wollten, sondern auch, dass ihnen die meisten Schüler zuwider waren, weil sie einfach nur lärmend durch die Gänge gingen und ausser Spott nicht viel für die Personen in den Rahmen übrig hatten. Wenn man sich jedoch die Zeit nahm freundlich mit ihnen zu sein und ab und zu ein paar Worte mit ihnen zu wechseln öffneten sie einem nicht nur Türen wie beim Hufflepuff Gemeinschaftsraum, sie erzählten einem auch Dinge über das Schloss, die in keinem Buch zu finden waren.

Also schritt sie mit langsamen Schritten den in den Gang hinein und lächelte die Bilder freundlich an, oder grüsste leise, darauf bedacht freundlich, aber auch etwas schüchtern zu wirken. Sie trat an das Bild eines älteren Zauberers, mit einem senfgelben Umhang, der sich mit seinen rötlichen Haaren biss, es war nicht das erste im Gang, lag allerdings immer noch ziemlich am Anfang. Auf seinem Bild war ein Bücherregal abgebildet, in dem einige Löcher klafften und ein Stapel war im unteren rechten Bildrand zusehen, ausserdem las er gerade ein Buch. ,,Guten Tag, oh Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beim Lesen stören." Sagte sie und wandte sich zum Gehen. ,,Warten Sie junge Dame, Sie stören ganz und gar nicht." Rief sie das Bild zurück, sie unterdrückte ein Grinsen und drehte sich wieder zu ihm um. ,,Ich möchte Sie wirklich nicht stören. Mein Name ist Hermine White und ich bin erst seit diesem Jahr an dieser Schule und scheine mich verlaufen zu haben. Aber Sie möchten sicherlich weiterlesen, Entschuldigen Sie nochmal die Störung." ,,Warten Sie Miss White, Mein Name lautet Sir McGensi und Sie stören mich überhaupt nicht, ich habe dieses Buch schon zur Genüge gelesen. Wohin wollten Sie denn?" ,,Wenn das so ist, können Sie mir sagen wo ich den Weg zur Bibliothek finden kann, wenn es Ihnen keine Umstände macht?" fragte sie höfflich und sogleich erhob er sich und wies mit seiner Hand in Richtung der geheimen Treppe, die in den vierten Stock führte. ,,Ich werde Sie ein Stück des Weges begleiten, ich wollte sowieso Mal wieder den Barron von Sederfield besuchen."

Und mit diesen Worten schritt er aus seinem Bild heraus um in einem kleineren Bild mit einer Wiese und einer Kuh aufzutauchen die nur den Blick hob und dann weiter frass. Im Bild daneben sassen eine Gruppe älterer Herren um einen Tisch herum und tranken Wein. Überschwänglich wurde ihr die Gruppe vorgestellt und sie winkte lächelnd zurück. Fünf Bilder später war sie überzeugt das richtige Bild ausgewählt zu haben, McGensi stellte sie jedem Bild vor und sie musste nur lächeln. Manchmal blieben sie ein paar Minuten stehen und sprachen ein paar Worte. Und auch wenn sie für den Gang etwas mehr als eine Stunde gebraucht hatte und es vor dem Mittagessen nicht mehr in die Bibliothek schaffen würde, war sie nicht traurig darüber. Es war eine schöne Begrüssungsrunde gewesen und auch noch jetzt winkten ihr immer wieder ein paar Bilder freundlich zu. ,,Soll ich Sie nach oben begleiten?" fragte sie McGensi, doch sie schüttelte lächelnd den Kopf. ,,Es war mir eine grosse Freude sie kennenzulernen und ich werde sie alle sicher bald wieder besuchen kommen, doch ich befürchte, dass meine Zeit vor dem Mittagessen nicht mehr reicht, aber ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Hilfe." Mit einem breiten und ehrlichen Lächeln verabschiedete sie sich, schob den Vorhang beiseite und stieg die Treppe nach oben. Vor der Bibliothek blieb sie einen Moment stehen, doch mit schwerem Herzen ging sie daran vorbei und lief zu den bewegenden Treppen.

Sie lies sich neben Mia nieder, welche schon fast fertig gegessen hatte, die sie mit vollem Mund fragend ansah und dann schnell runterschluckte. ,,Wo warst du denn? Wir hatten schon Angst, du hättest dich verlaufen." ,,ich hatte eine nette Unterhaltung und darüber die Zeit vergessen." Antwortete sie lächelnd, während sie ihren Teller belud, sich der Blicke der drei Mini Todesser wie sie sie im Stillen nannte durchaus bewusst. Viel Zeit zum Essen blieb ihr nicht und Mia liess sie vorübergehend in Ruhe essen und zog sie danach mit zur nächsten Unterrichtsstunde. Sie liefen zusammen über die Wiese Richtung Gewächshäuser, die anderen Klassenkameraden waren schon bei diesen angelangt und warteten auf Einlass. ,,Hattest Du jetzt schon Gelegenheit das Schoss zu erkunden, oder soll ich es Dir nach dem Unterricht zeigen?" fragte sie und Hermine willigte freudig ein.

So machten sich die beiden jungen Frauen nach der letzten Schulstunde des Tages und vor dem Abendessen auf den Weg das Schloss zu erkunden. Hermine fiel immer wieder auf, dass das Schoss ganz anders wirkte als zu ihrer Zeit, doch sie liebte es, das alte vertraute Gemäuer mit neuen Augen betrachten zu können. Sie waren gerade im fünften Stock in einem Gespräch über die Eigenarten der bewegenden Treppen, als sie an einem Gemälde vorbeigingen und Hermine einfach stehen blieb. Sie runzelte die Stirn und betrachtete das Bild vor sich genau, es zeigte eine Blumenwiese mit knallpinken Blumen, es sah fast wie ein Teppich aus, im Hintergrund war ein Wald zu erkennen und ein einzelnes Einhorn blickte zwischen den Stämmen hervor. ,,Oh, wir haben Glück, normalerweise sieht man das Einhorn nie um diese Zeit." Sagte Mia gerade und wollte dann weitergehen, doch Hermine regte sich nicht. Sie kannte dieses Bild, zu ihrer Zeit hatte es in der Nähe des Vertrauensschülerbad gehangen, doch irgendetwas daran war ganz und gar nicht so wie zu ihrer Zeit, so wusste aber nicht was. Unsicher und immer noch darauf blicken lief sie Mia hinterher, die schon ein paar Meter zwischen sich gebracht hatte und jetzt zu ihr zurücksah. Das Gefühl, dass sie etwas übersah und irgendetwas anders ist als zu ihrer Zeit liess sie nicht los. Es machte sie fast wütend, es war wie wenn einem ein Name auf der Zunge lag und man ihn nicht aussprechen konnte.

Als sie danach am Slytherintisch sassen und auf das Aufdecken des Essens warteten, war sie immer noch in Gedanken bei dem Bild, es war nicht das Einzige das ihr seltsam vorgekommen war, sie hatte auf ihrem Rundgang noch fünf weitere entdeckt, bei denen sie sicher war, dass sie anders waren als zu ihrer Zeit, obwohl sich dieselben Personen in den selben Situationen darauf abgebildet waren. ,,Miss White, ist alles in Ordnung?" wurde sie gefragt, als sie aufblickte wäre sie vor Schreck fast zusammengezuckt, ihr gegenüber sass Tom Riddle und musterte sie wieder mit seinem interessierten Blick. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er sich hingesetzt hatte, genau so wenig, wie Malfoy der jetzt auf der rechten Seite von ihr sass. ,,Ja, alles wunderbar danke." Erwiderte sie knapp und blickte wieder auf ihren Teller, schob die Bohnen lustlos darauf herum ,,Was fasziniert Sie denn so, dass Sie darüber das Essen vergessen?" fragte er weiter, kurz verkrampften sich der Griff um ihre Gabel. ,,Ich versuche mir die verschiedenen Klassenräume und Wege zu merken, ich will vermeiden, dass ich immer auf Jemanden angewiesen bin, wenn ich etwas suche." Antwortete sie mit einem abschätzigen Blick auf ihn, wendete sie sich danach dem Essen zu und gab weiter den Anschein von grösster Beschäftigung vor.

Als sie jedoch nach der Schüssel mit Karotten griff und den Blick ihres Gegenübers bemerkte, blickte sie doch auf. Sie blickten sich einen Moment in die Augen und dann spürte sie es. Er versuchte in ihren Geist einzudringen, er war nicht so geschickt wie Dumbledore, doch hatte er Legimentik schon so gut im Griff, dass es keine Schmerzen verursachte. Sich herausgefordert fühlend, unterbrach sie den Blickkontakt nicht, doch sie konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht schlich, bevor sie ihn mit etwas mehr Kraft als notwendig gewesen wäre wieder hinaus katapultierte. Seine Augenbrauen wanderten wie so oft nach oben, doch dieses Mal eindeutig bewundernd.

Er legte seinen Kopf schräg und musterte sie jetzt eindeutig interessiert. ,,Interessant." Murmelte er, doch so, dass sie es hören konnte. ,,Unhöflich, wäre meine Bezeichnung dafür." Antwortet sie mit ruhiger, aber eisiger Stimme. Die Tatsache, dass sie ihn so leicht aus ihrem Geist hatte fernhalten können gab ihr neuen Mut. ,,Doch es scheint mir immer mehr, dass sie es darauf anlegen unhöflich zu wirken." Endete sie, wandte sich wieder dem Essen zu und strafte ihn für das restliche Essen mit Missachtung.

Die Anderen, die die Szene gerade mitbekommen aber nicht verstanden hatten sahen sich etwas ratlos an, wagten allerdings nicht etwas zu sagen. Nachdem sie ihren Teller aufgegessen hatte und sie sah, dass Mia neben ihr sich gerade einen Nachtisch auflud, beschloss sie sich lange genug den Blicken des zukünftigen dunklen Lords ausgesetzt zu haben. ,,Ich gehe schon mal vor um mit den Hausaufgaben anfangen." Sagte sie und erhobt sich, ohne Riddle noch einmal an zu blicken. Sie spürte nicht nur seine Blicke im Rücken als die auf dem Weg zum Portal war. Ihr Herz raste wie wild, doch sie war sehr stolz auf sich, dass sie es ohne Stolpern schaffte die Grosse Halle zu verlassen.

Als die Türen hinter ihr ins Schloss fielen und sie die Halle durchquerte, blieb sie bei dem in den Boden eingelassenen Wappen von Hogwarts stehen. Die Farben waren viel kräftiger als zu ihrer Zeit da war sie sich sicher und auch wenn sie wusste, dass die Erfolgschancen gegen null gingen und sie nicht viel Zeit haben würde, da jederzeit jemand aus der Halle kommen könnte, musste sie es einfach versuchen. Mit einem Kloss im Hals überwand sie die Linien des Wappens und stellte sich genau darauf. ,,Bitte, schick mich zurück. Ich kann nicht hier bleiben. Bitte schick mich zurück in meine Zeit. Bitte. Es ist sehr wichtig, dass ich zurückkehre. Bitte." Flüsterte sie mit inbrünstiger und doch zitternder Stimme. Doch wie erwartet geschah nichts, auch das Flüstern, dass sie bei ihrer Reise gehört hatte blieb aus.

Hinter ihr wurde das Stimmengewirr aus der Halle grösser als jemand die Tür öffnete. Sie lief wieder los, hoffend das dem hinter ihr nicht auffallen würde, dass sie beim Wappen stehen geblieben war oder es auf ihre mangelnden Kenntnisse über das Schloss schieben würde. Es war seltsam für sie die Treppe nach unten zu nehmen anstatt die, welche nach oben in die Türme führten. In den Kerkergängen hingen sehr wenige Bilder und nur von ehemaligen Schülern, die in ihren Slytherinumhängen mit hocherhobenem Hauptes auf die jetzigen Schüler hinabsahen. Die Bilder im dritten Stock hatten sie gewarnt mit ihnen ein Gespräch beginnen zu wollen, obwohl sie es von sich aus wahrscheinlich auch nicht getan hätte.

Sie wäre gerne in die Bibliothek gegangen, doch ihre Schulbücher waren in ihrem Schlafsaal und wenn sie ehrlich war, war sie auch etwas erschöpft. Ihr magisches Level war noch nicht wieder vollständig hergestellt und ihre Schilde ständig oben zu halten brauchte zwar nicht viel Kraft, hatte aber trotzdem einen erschöpfende Wirkung. Der Gemeinschaftsraum lag verlassen vor ihr als sie ihn betrat. Sie holte ihre Bücher, bezog einen Tisch in der Ecke und begann mit den Hausaufgaben, die sie heute bekommen hatten. Es war zum Glück noch nicht viel und den Aufsatz für Zaubertränke hatte sie im Unterricht fast beenden können, so dass sie nur noch einige Zutaten auflisten und ihre Vergleiche notieren musste.

Sie hatte gerade ihren Aufsatz für Kräuterkunde begonnen, als die ersten Slytherins den Raum betraten. Sie bemerkte schnell, dass ihr Tisch gut gewählt gewesen war, den die Wenigstens bemerkten sie in der Ecke überhaupt und auch Mia blickte sich zuerst suchend um, bevor sie mit Magenta auf sie zutrat. ,,Hier hast du dich versteckt. Wie weit bist du?" ,,Zaubertränke habe ich fertig und der Aufsatz für Kräuterkunde ist auch zur Hälfte fertig." Als Stille einkehrte, blickte sie auf und sah in zwei ungläubige Gesichter. ,,Wir haben erst den ersten Tag und du hast schon die Aufgaben für Mitte Woche fertig, bist du sicher, dass du nicht nach Ravenclaw gehörst?" Fragte Magenta, Hermine lächelte sie nur geheimnisvoll an und schrieb dann weiter ihren Aufsatz zu Ende. Mia seufzte, holte dann doch ihre Sachen und setzte sich zu ihr, während Magenta zuerst unsicher zusah und sich dann etwas lustlos zu ihnen gesellte.

*****
Hogwarts Pov

Er hatte die flehenden zittrigen Worte gehört und sein Verdacht, dass sie der rechtmässige Hüter von Hogwarts war erhärteten sich. Nicht nur wegen den Worten seines alten Freundes, dem sprechenden Hut, sondern weil ihn eine Wärme erfüllt hatte als sie auf seinem Wappen stand, die er noch nie gespürt hatte. Doch wenn er sie zurückgeschickt hatte, wieso dann in diese Zeit und nicht zwei Jahre vorher, bevor seine Schilde ins Wanken geraten waren? Oder vor der ersten Begegnung mit diesem Mann der ihn getäuscht hatte? Er verstand weder die junge Frau, noch sein späteres Ich.

Was ihn auch verwirrte waren die Banne, die auf ihr lagen, er hatte solche Banne noch nie gesehen. Er würde wirklich gerne mit ihr sprechen, doch er konnte es einfach nicht riskieren erneut getäuscht zu werden. Es waren gefährliche Zeiten und er spürte die wachsende Angst, welche sich von Aussen langsam den Landesgrenzen von England näherte. Er konnte nur hoffen, dass dieser Grindelwald nicht nach England kommen würde. Er hatte keine Zeit sich mit den Gefühlen von ängstlichen und traurigen Schülern zu beschäftigen. Er musste Kraft tanken nach dem Vorfall mit dem Ravenclaw Mädchen im letzten Jahr und wenn er sein volles Magiepotenzial wieder hatte, würde er sich auch um diesen Fluch in seinen Schilden kümmern können. Doch jetzt richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die braunhaarige junge Frau, welche seine Neugierde geweckt hatte.

Als er sie beobachtete, wie sie in ihrem Gemeinschaftsraum sass und lernte, fiel ihm auf, dass auch jemand anderes grosses Interesse an ihr hatte. Es erstaunte ihn nicht, dass diese stolze Schlange sie bemerkt hatte, schliesslich war sie eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Es erstaunte ihn, dass der junge Mann anscheinend nicht wusste wie er mit ihr umgehen soll, da er es sich gewohnt war, dass ihn alle bewunderten und ihm mit grossem Respekt gegenüber traten. Es freute ihn sehr, dass es jetzt anscheinend jemanden gab, der sich weder von seinem Aussehen, noch von seiner schlechten Meinung Menschen betreffend einschüchtern liess.

Amüsiert beobachtete er in den folgenden Wochen die verstohlenen Blicke des Schlangenoberhauptes und die kalte Schulter der neuen Schülerin. Er war sich sicher, dass dies ein sehr unterhaltsames Schuljahr werden würde. Und sollte sich der Erbe Slytherins noch einmal so ungehörig ihr gegenüber verhalten, würde er ihn dieses Mal länger auf den sich bewegenden Treppen festhalten. Er spielte auch kurz mit dem Gedanken ihn dem abgelegten Teil der Kerker verschwinden zu lassen. Doch das würde schwierig werden, da er als Gründererbe auch eine gewisse Befugnis über ihn hatte, wenn auch nur eine schwache. Ausserdem waren die Schlagabtäusche mit der jungen Frau viel interessanter zu beobachten und würden den jungen Mann wahrscheinlich mehr aus der Bahn werfen, als eine Nacht in den Gängen des Kerkers. So beschloss er sich vorläufig nicht ein zu mischen.

Er war wirklich gespannt, was sie alles noch anstellen würde. Oder wozu sich der Gründererbe noch verleiten lassen würde. Zu gerne hätte er sich jetzt etwas von diesem Po Corn gehabt um die Show richtig geniessen zu können. Er wusste zwar nicht genau was das war, aber ein Erstklässler aus Hufflepuff redete seit drei Wochen davon, dass man ohne diese Po Corn kein Ereignis anständig geniessen konnte.

Aber auch ohne diese seltsame Knabberei der Muggel war die Vorstellung, die sich ihm von Tag zu Tag bot herrlich mit anzusehen. Er war überzeugt, auch wenn man das ganze Schloss bis auf die Beiden leeren würde, würde ihm dennoch nicht langweilig werden.


Die Hüterin von Hogwarts / TomioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt