6. Kapitel

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★Marco★

B

en schien sich dafür entschieden zu haben das Thema, dass ich vielleicht gefallen an ihm gefunden hatte, zu ignorieren.

Wenn ich ehrlich war, war es nichts neues für mich, dass ich ihn anders sah als andere Männer, aber erst seit ich wusste, dass ich im Stande war, Männer zu lieben, hatte ich die böse Ahnung, dass Ben nie nur mein bester Freund gewesen war.

Aber ihm schien das unangenehm zu sein und deshalb versuche ich mich zurück zuhalten.

Es nervte mich auch, dass er beim Training die Klamotten anbehielt, weil wir normalerweise immer oben ohne trainierten.
Aber er hatte wohl Angst, ich würde sofortüber ihn herfallen. Er konnte schon echt ein Arschloch sein, aber ich wusste, er tat es nicht mit Absicht.

„Ach wie schön, ihr seid fleißig" Richard kam in die Halle.
Sofort ließ Ben von mir ab, damit ich mir was anziehen konnte.
Ich mochte es nicht, wenn jemand meine Narben sah. Nur bei Ben störte es mich nicht und das wussten wir beide. Ich wusste auch, dass er mich deshalb nicht hässlich fand oder so. Er bewunderte mich dafür, auch wenn ich nach all den Jahren noch nicht verstanden hatte, was denn so toll daran war, eine Narbe zu tragen.

„Kämpft Marco endlich mit Hirn und Verstand?", fragte Richard Ben.
Er zuckte mit den Schultern. „Er tut nichts mit Hirn und Verstand, aber wenn du meinst, ob er im Stande ist, einen Kampf zu gewinnen, dann ja. Er hat gelernt, während dem Schlagen nachzudenken"
Genervt verdrehte ich die Augen und verschränke die Arme vor der Brust.

„Und hat Ben endlich gelernt, richtig zuzuschlagen?", fragte Richard mich.
Ich wollte lachen. Mit Ben zu kämpfen war schrecklich. Er wollte mir nie wehtun und ließ sich stattdessen von mir windelweich prügeln, obwohl er viel besser sein könnte.

Aber das muss Richard ja nicht wissen.
Ich nickte also. „Er ist gut geworden."

Ben zog die Augenbrauen hoch. Wir wussten beide, dass Zweikampf nicht seine Stärke war.
Er war ein Bogenschütze, aber was für einer. Er traf jedes Ziel, das man ihm vorsetzte. Ich fand das sehr bewundernswert, denn selbst konnte ich nur mit der Waffe schießen.

„Dann zeigt euch", meinte Richard.
Wolle er jetzt, dass wir vor ihm kämpften? Dann würde er aber bemerken, dass wir beide gelogen hatten.

„Wir sind für heute fertig mit dem Training", meinte Ben und fuhr sich durch die verschwitzt gelockten Haare.
Richard hob die Augenbrauen. Es kam nicht oft vor, dass Ben widersprach. „Ich will euch kämpfen sehen", meinte er.
„Und wir sind für heute fertig. Du kannst morgen zuschauen" Ben kam zu mir und schob mich dann Richtung Tür.

„Benjamin" Als sein voller Name erklang, hielt er inne.
Das konnte nie etwas Gutes heißen.
Ben drehte sich mit mir langsam wieder zu seinem Onkel um. Er sah echt sauer aus, während er uns musterte.

Doch dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Ich finde es gut, dass Marco dir endlich was von seinem Mut abgegeben hat"
Ich wollte schon erleichtert aufatmen, aber er sprach weiter.
„Doch wenn du mir noch mal wiedersprichst..." Er ließ das Ende des Satzes offen, schlug Ben hart auf die Schulter und verschwand dann selbst aus dem Raum.

Als die Tür hinter ihm zufiel, atmeten wir gleichzeitig auf.
Ben sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an. Dann schüttelte er leicht den Kopf, wandte den Blick ab und ging an mir vorbei.

Natürlich folgte ich ihm. „Hei, Benny, warte auf mich!"
Er lief weiter, aber ich holte ihn ein und lief neben ihm her. „Was ist denn jetzt los?", fragte ich ihn.

Er war so empfindlich, bei einfach allem. Aber er zeigte es nie, sondern schwieg es in sich hinein.
Er lief einfach leise weiter, aber mir reichte es. Ich packte ihn am Kragen und presste ihn in die nächstbeste Nische.

Er versuchte mich wegzudrücken, wir rangelten so lange, bis ich seine Hände neben seinem Kopf fixiert hatte. „Ich lasse dich erst wieder los, wenn du mir sagst, was mit dir ist"

Er schnaubte. „Was soll mit mir schon sein? Lass es einfach, Marco. Du musst dich nicht für mich interessieren. Du solltest dir Leute suchen, die deiner würdig sind und aufhören, dich mit mir abzugeben"
Verwirret zog ich die Augenbrauen zusammen. Wo kam das denn jetzt her?

„Wovon redest du da?" Ich ließ locker von ihm ab.
Er machte gar keinen Versuch mehr abzuhauen. Er sah auf den Ausschnitt meines V-Shirts und hob die Hand, um konzentriert daran herum zu zupfen. Er tat das nur, um mich nicht ansehen zu müssen, das wusste ich.
Aber ich genoss es, dass er dadurch die Distanz zwischen uns überbrückte und machte es ihm nach, indem ich meine die Hände an seine Seiten legte.

„Was meinst du?", fragte ich ihn nochmal.
Er kaute kurz auf der Unterlippe, bevor er sprach. „Ich mag es nicht, wenn mein Onkel von dir spricht. Er redet so gut über dich, manchmal glaube ich sogar, er bewundert dich."Ich
Ich musste lachen. „Und du findest mich nicht bewundernswert?"
Schnell sah er hoch und schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht..."

Seine Hand hatte aufgehört, an meinem Shirt herumzupulen und lag flach auf meiner Brust.
Er musste meinen Herzschlag spüren. Spüren, wie anders er war im Vergleich zu sonst. Das war immer so. Es war, als hätte mein Herz seine eigene Frequenz, wenn er in der Nähe war.
Aber wenn er mir wirklich so nah war, wie ich es mir manchmal vorstellte, dann war es noch schlimmer. Ich hatte es einfach nicht unter Kontrolle. Das fiel mir aber irgendwie erst jetzt auf. Obwohl es eigentlich schon eine Zeit lang so ging.

„Was ist es dann?", fragte ich ihn, weil er nicht weiter sprach.
Seine Hand fuhr weiter nach oben zu meinem Hals und meiner Wange. Er strich mit dem Daumen meinen Wangenknochen entlang.
„Er hat recht.", meinte er leise, sah mir in die Augen.

Die Liebe und der beste FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt