9. Kapitel

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★Ben★

Marcos Kopf chillte auf meiner Schulter, während wir beide zum Fernseher sahen und ich an seinen Haarsträhnen zupfte.

Wir schauten die ganze Nacht durch, bis wir am Vormittag mit dieser Staffel fertig waren.

Marco gähnte einmal ausgiebig und kuschelte sich weiter an mich, während ich den Fernseher ausschaltete.
Ich kraulte die blonden Haare in seinem Nacken.
Ohne wirklich zu wissen, was ich da tat, drückte ich meine Lippen auf seine Stirn.

Ich hörte Marco lachen. „Ich darf dich also nicht küssen und du mich schon oder was?"
Ich verdrehte die Augen, was er aber nicht sah. „Du solltest langsam erkannt haben, dass ich Sonderrechte habe", meinte ich nur genervt.

Wieso musste ich mich immer rechtfertigen?
Mann.
In Wahrheit fühlte ich mich einfach nur ertappt. Hätte er nicht schlafen können? Dummer Arsch.

„So funktioniert eine Beziehung aber nicht", meinte Marco belehrend.
„Wir führen ja auch keine Beziehung", erklärte ich diesen Umstand.
Er gab einen zustimmenden Laut von sich, setze dann aber etwas hinzu. „Ich finde, wir sollten es tun"

Ich schob ihn von mir weg. „Hör auf damit, Marco, ich meins ernst. Ich bin dein bester Freund und kein billiges Flittchen, an dem du dich austoben kannst."
Ich konnte zwar nachvollziehen, wieso ihn so viele Leute verheerten, aber ich selbst wollte keine dieser Personen sein.Ich
Dann wäre ich nur einer von vielen und so war ich sein bester Freund und hatte somit einen kleinen Ehrenplatz in seinem Herzen. Das war doch viel mehr wert oder?

Marco sah mich mit einem seltsamen Blick an.
„Das ist es also", meinte er dann, als er mich musterte. „Du glaubst, ich meine es nicht erst mit dir"
Ich schnaubte. „Du meinst nichts ernst."
Er legte den Kopf leicht schief und kniff die Augen zusammen. „Okay, was soll ich tun, um es dir zu beweisen?"
„Um mir was zu beweisen?" Worüber redeten wir hier überhaupt?
„Dass ich es wert bin, dass du es mit mir versuchst"

Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Ich war hundemüde und hatte keine Lust auf ein solches Gespräch.
Das würde doch ohnehin zu nichts führen.
„Ich bin hetero, Marco. Selbst wenn ich wollte, könnte das mit uns nicht funktionieren. Und mal ganz abgesehen davon bist du mir als Freund viel zu wichtig, um dich wegen so dummen Gefühlen zu verlieren, die sowieso keinen Sinn haben"
Er sah von Sofa aus zu mir herauf. „Dann gibst du also zu, dass du weißt, dass da was zwischen uns ist", meinte er.
„Ja", sagte ich ernst. „Freundschaft"

Er verdrehte die Augen und gab einen frustrierten Ton von sich. „Mann, Ben, wovor hast du Angst? Ich weiß doch, dass du mich genauso magst"
Ich schüttelte den Kopf. „Du bist so sprunghaft, Marco, du bildest dir das nur ein. Morgen wachst du auf und denkst, deine Bestimmung ist es eine Frau zu sein und übermorgen denkst du, du seist Barak Obama. Aber das macht es nicht real geschweige denn möglich"

Er stand auf, kam langsam auf mich zu.
Ich bekam sein seltsames Gefühl im Bauch, als er plötzlich genau vor mir stehen blieb.
Er legte die Hand in meinen Nacken.

Ich schlug sie weg.

„Lass den Scheiß endlich! Hörst du mir überhaupt zu?", fauchte ich ihn an.
Wie oft sollte ich ihm denn noch sagen, dass er mich in Ruhe lassen sollte?!

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich höre dir nicht zu, weil jedes Mal, wenn du den Mund aufmachst, so viel Scheiße rauskommst, dass ich langsam glaube, wenn du nicht aufpasst, erstickst du dsran. Zumindest scheint dein Hirn schon außer Takt zu sein"

Auf diese Aussage hin stieß ich ihm gegen die Brust und hob drohend den Finger. „Pass auf wie du mit mir redest, ich bin immer noch dein Vorgesetzter"
Er lachte auf. „In der Organisation, vielleicht. Aber hier gerade bist du in meiner Wohnung, und zwar, weil du es willst. Keiner zwingt dich hier zum Umgang mit mir. Du kannst gehen, die Wahl liegt bei dir"
Er trat zur Seite und machte eine Handbewegung, um mit den Weg zu Tür zu zeigen.

Ich sah dorthin, starrte darauf.

Plötzlich umfasste er grob mein Kinn und drehte mein Gesicht zu sich, er funkelte mir aus seinen grünen Augen entgegen. „Aber wenn du jetzt gehst, brauchst du nicht wieder zu kommen. Zumindest nicht als mein Freund"

Ich schlug seine Hand weg und befreite mich somit aus seinem Griff.
Nun hatte ich die Wahl zu gehen oder zu bleiben.

Schnaubend ging ich auf die Tür zu, spürte mit jedem Schirrt, denn ich auf sie zuging, dass ich mich unendlich weit von Marco entfernte.
Mein Herz schlug so unglaublich schnell und schmerzte wahnsinnig.

An der Tür stoppte ich und legte die Hand an die Klinke, wartete darauf, dass er noch etwas sagte.
Sowas, wie, dass er es nicht so gemeint hatte, dass er mich verarscht hatte und nur einen Spaß machte.
Aber er meinte es ernst. Er meinte alles ernst.
Und das brachte mich dazu, die Tür wieder loszulassen, mich umzudrehen und ihm in die Arme zu rennen.

Er stolperte überrascht ein paar Schritte zurück, doch presste meinen Körper fest an sich.
Ich war ihm so dankbar, dass er jetzt keinen seiner dummen Sprüche brachte. Denn das war das erste Mal von vielen weiteren gewesen, das ich nicht nachgedacht, sondern gehandelt hatte.

Überlegt wäre es gewesen, zu gehen und hier einen Schlussstrich zu ziehen.
Eine professionelle Beziehung zwischen uns wäre die rationale Lösung gewesen.
Aber ich wusste, ich würde es keine zwei Tage ohne ihn aushalten.
Ich liebte ihn. Als meinen besten Freund.
Was anderes war doch gar nicht möglich.

Die Liebe und der beste FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt