8. Kapitel

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Ca. 8 Jahre zuvor

★Marco★

Das erste Mal, das mir auffiel, dass ich Ben sehr attraktiv fand war, als wir so 12 waren.
Er spielte draußen im Garten mit Reece Fußball, als ich gerade dazu kam und die Rasensprenger angingen.

Mich erwischten sie nicht, aber Reece erschrak und zuckte zusammen.
Ben hingegen lachte und streckte seinen Körper dem Wasser entgegegen.

Ich beobachtete die Tropfen, wie sie an seinem damals schon gut trainierten Körper herab rannten und ein Wettrennen machten, welcher zuerst eine Hose erreichen würde.
Seine Locken klebten nass in seiner Stirn.
Er lächelte.

Es kam nicht oft vor, dass Ben so sorglos war wie in diesem Moment.
Das lag daran, weil er so viel nachdachte.
Seine Gedanken blockierten sein Glückszentrum.
Egal, wie oft ich ihm das versuchte klarzumachen, ich hatte keine Chance...

Zurück an diesem warmen Sommertag, Reece kam auf mich zugerannt und reichte mir den Ball.
„Schnell bring ihn in Sicherheit", meinte er und rannte zu Ben, um ihn vor dem Wasser wegzuziehen.

Ben lachte darüber, dass Reece so tat, als wäre das Wasser gefährlich, hob ihn hoch und stellte ihn direkt vor den Strahl, sodass Reece pitschnass wurde.

„Marco, hilf mir!", schrie der kleine Reece.
Ben sah zu mir. Sein Lachen wandelte sich in sein leichtes Lächeln, als er mich sah.
Und ich lächlelte zurück.

In diesem Moment geschah es das erste Mal, dass mein Herz auf Ben-Frequenz umschaltete und ab da immer wieder, wenn ich ihn an dachte.
Vor allem, wenn er lächelte, wenn er sprach, wenn er meinen Namen sagte.
Schlimm wurde es aber erst, wenn wir uns im Arm hielten oder uns einfach nur in die Augen sahen.
Das kam oft vor, über die Jahre hinweg immer öfter.

Doch ich glaube Ben hatte nie dieses Bedürfnis nach meiner Nähe wie ich nach seiner.
Und es war ja auch irgendwie normal, dass ich meinem besten Freund nahe sein wollte. Die Frage war halt nur, wo die Grenze war.

Heute

Ben hatte sie heute deutlich gezogen. Er wollte Distanz. Und das, nachdem ich ihm gesagt hatte, das ich vielleicht etwas für ihm empfand.
Das hatte richtig gesessen.

Trotzdem freute ich mich am Abend, als es an meiner Tür klingelte.
Ich wohnte, seit ich 18 war, nicht mehr bei den Masters, hatte ein Apartment in der Nähe, das Richard für mich finanzierte, solange ich gute Arbeit leistete.

Es war eigentlich unnötig, dass ich eine eigene Wohnung hatte, weil ich meistens bei Ben schlief, aber irgendwie fand ich es gut einen Platz zum Ausweichen zu haben.
Einen Ort, an dem ich mit ihm allein sein konnte.

Ich öffnete die Tür und sah Ben davor stehen. Er kam wortlos rein, hängte seine Jacke auf und kickte die Schuhe in sein Eck, als sei er gerade nachhause gekommen.Ich
Ich fand das großartig.
Ich hatte ihm schon oft angeboten, bei mir einzuziehen, aber er wollte bei Reece bleiben, um sich um ihn zu kümmern.

Als er an mir vorbei lief, kam mir sein Geruch noch deutlicher vor als sonst und ich folgte seiner Parfümfahne ins Wohnzimmer.

Er saß schon auf der Couch, als ich mich zu ihm setzte.
„Heute noch was vor?", fragte ich ihn möglichst beiläufig.
Er sah mich an, als sei ich verblödet. „Außer eine Staffel The walking Dead anschauen? Nein"
Ich musste lachen und schaltete den Fernseher an.

Dann hatte er sich also für mich so rausgeputzt.
Ich glaube, es merkte gar nicht, was für widersprüchliche Signale er mir sendete. Er machte mich echt noch fertig. Und mein Herz auch, das war nämlich schon wieder am ausrasten, vor allem, als er den Arm hinter mir auf der Sofalehne ablegte.

Oh mann.
Wie sollte ich das nur aushalten, ohne ihm zu nahe kommen zu dürfen?

Ich startete die sechste Staffel von The walking dead und gleich am Anfang zuckte er dann zusammen, als einem seiner Liebingscharaktäre der Schädel eingeschlagen wurde.

„Alter, was soll denn der Fuck jetzt?!" Er war total empört. „Ganz ehrlich, die Menschen zerstören die Menschheit und nicht die Zombies. Wie kann man bitteschön so krank sein? Die Zombies können ja nicht mal was dafür, dass sie Bock auf Hirne haben, aber wieso gibt es denn überhaupt menschliche Antagonisten? Das ist so scheiße. Und dann auch noch Glenn"

Er verschränkte die Arme vor der Brust, was ich nicht sehr schön fand, da er so eine unsichtbare Mauer zwischen uns aufbaute.
Danke, The walking dead.

„Dir ist schon klar, dass das nur eine Serie ist?", versuchte ich es mal, ihn aufzulockern.
Er sah mich an und kniff die Augen zusammen. „Streng mal dein Hirn an. Die Zombies da sind genau wie du. Nur dass du Sexbesessen und nicht Hirnbesessen bist" Er sah mich vorwurfsvoll an.
Ich musste lachen. „Okay, aber laut deiner eigenen Aussage kann ich dafür nichts."
Seine Augen öffneten sich, als verstand er das erst jetzt.
Dann nickte er. „Stimmt."

„Wer bist du in den Kontext?", fragte ich ihn.
Ein Zombie auf keinen Fall. Ben war niemand, der sich von seinen Trieben leiten ließ.
Ich fragte mich, ob er denn überhaupt Triebe hatte.

„Ich wäre Glenn. Ich würde nur mein Bestes geben, der tollste von allen sein und trotzdem brutal erschlagen werden, obwohl ich nichts dafür kann, dass das Leben nun mal beschissen ist"
Ich zog eine Schnute. „Vielleicht sollte ich dich in einen Zombie verwandeln, damit du an meiner Seite sein kannst", schlug ich ihm vor.
Er sah mich an.

Dann gab er die abwehrende Haltung auf, stellte den Arm wieder hinter mir ab und zupfte leicht an meinen Haaren.
Ich liebte es, wenn er das machte.

„Lass uns einfach die scheiß Serie schauen", meinte er, ohne auf meinen Vorschlag einzugehen.
Wäre ja auch zu schön gewesen.

Die Liebe und der beste FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt