★Ben★
Es fühlte sich nicht wirklich toll an.
Alles.
Plötzlich schien nichts mehr einen Sinn zu machen.
Wozu denn auch?
Mein letztes Gespräch mit Marco war fast einen Monat her und in dem hatte er mir bewusst gemacht, dass ich ihm scheiß egal war.Ich wollte um unsere Freundschaft kämpfen, aber ihn interessierte es einfach nicht und deshalb hatte ich auch keinen Kampfgeist mehr.
Die meiste Zeit verbrachte ich eigentlich im Bett, weil meine gebrochenen Rippen ziemlich lange brauchten, bis sie verheilt waren.
Beim Kampftraining machte Reece mich fertig, beim Bogenschießen traf ich nichts mehr und allgemein lief gerade alles scheiße.Ich merkte, wie trist mein Leben ohne Marco war.
Ich war mir dessen bewusst, dass er meine Eltern umgebracht hatte.
Dass er mich beeinflusste du irgendetwas mit meiner Sexualität machte.
Dass er mich verprügelt hatte.
Dass er ein Arschloch war.
Aber ich konnte ihn nicht hassen, egal wie lange ich es auch versuchte.Als eines Tages Chaos zuhause los war und ich mich erkundigte, was denn passiert war, meinte einer, dass Marco mit einem Haufen Drogen abgehauen sei und sie ihn und die Drogen zurückholen sollten.
Ich war total geschockt und wusste nicht, was ich tun sollte.
Wie von alleine bewegte mein Körper sich, um mich ebenfalls auf die Suche zu begeben.
Alle durchsuchten seine Wohnung oder Plätze, an denen er sich oft aufhielt, aber ich hatte da diese Ahnung.Ich ging ans andere Ende der Stadt.
Hier gab es ein Party-Viertel.Marco wollte seit Jahren mit mir hierhin und wochenlang durchfeiern, aber ich fand das hier war nur ein Hotspot für Geschlechtskrankheiten, weshalb er sich mir zur Liebe auch immer davon ferngehalten hatte.
Aber wieso sollte er das tun, wenn wir keine Freude mehr waren?
Und wo konnte er seine Drogen besser loswerden als hier?Die Suche nach einem großen Typen mit blonden Haaren und grünen Augen erwies sich als ziemlich schwierig, weil hier alle so zugedröhnt und besoffen waren, dass die blond für blau hielten und blau für grün.
Ich suchte das ganze Viertel ab, ging in jede Bar, in jede Ecke, aber bemerkte dann, dass ich nicht so schlau war, wie ich glaubte es zu sein.
Er war nicht hier.
Als mir das bewusst wurde, wollte ich einfach nur hier weg.Die Leute hier waren mir alle zu aufdringlich und zu wenig Marco.
Ich ging einen langen Weg in einen Park.
Zu allem Überfluss regnete es auch noch und verstärke so meine tolle positive Stimmung.
Nein, es zeigte, wie Hoffnungslos das war.
Das alles.Ich hätte von Anfang an verhindern sollen, dass Marco und ich uns so nahe kommen wie es passiert ist, dann hätten wir jetzt diesen Schlamassel nicht.
Ich machte mir Vorwürfe, weil ich nach all den Wochen begriffen hatte, dass Marco mir das Leben gerettet hatte, indem er meine Eltern umbracht hatte.
Dass er nicht egoistisch war, sondern es echt nur für mich getan hatte.
Und dass ich ihm glaubte.
Er liebte mich. Das hatte er zumindest getan.Und ich gestand mir ein, dass auch ich ihn liebte.
Die letzten Wochen ohne hin waren die Schlimmsten meines Lebens.
Ich wollte nicht, dass es so weiterging.
Ich wollte um ihn kämpfen, denn obwohl er ein dummer Idiot war, hatte er das verdient.„Benny"
Als ich diesen Namen hörte und die Stimme dazu, hielt ich an und sah mich um.
Nicht weit entfernt unter einem Baum stand Marco.
Oder jemand, der ihm ähnlich sah.
Nur hatte er ziemlich krasse Augenringe, war total blass.
Die nassen Haare klebten ihm auf der Stirn, er zitterte und sah mich an.Ich joggte schnell zu ihm und nahm ihn wortlos in den Arm.
Er zitterte am ganzen Körper und war pitschnass, aber ich war es auch.„Benny, mir ist schwindelig." Seine Stimme klang schon nach ihm, aber auch irgendwie total fremd.
Seine Beine gaben nach, aber ich hielt ihn fest.„Hast du was genommen?", fragte ich Marco in böser Vorahnung.
Er drückte sich so fest an mich, wie er konnte.
Ich spürte sein Nicken. „Es hat so wehgetan"Er drückte sein Gesicht in meinen Hals, obwohl er größer war als ich. „Ich liebe dich. Aber es tut so weh"
Sein Körper bebte, aber nicht nur vom Zittern, sondern auch vom Weinen.Er war voll bis oben hin, das wusste ich.
Aber ich wusste auch, dass er die Wahrheit sagte.„Schon gut, Marco, jetzt bin ich ja da"
„Es tut mir so leid", jammerte er. „Alles. Dass ich dich geschlagen habe, dass ich deine Eltern umgebracht habe, dass ich mich in dich verleibt habe. Ich wollte das alles nicht so. Aber ich konnte nicht anders"Ich drücke ihn fester an mich.
„Ist okay.", meinte ich tröstend. „Lass uns ein Hotel suchen, uns aufwärmen und dann wirst du erst mal nüchtern, ok?"Ich löste mich leicht von ihm, um ihn anzusehen.
Er nickte leicht.
Ich strich ihm über die Wange, obwohl ich nicht wusste, welche Flüssigkeit der Regen und was seine Tränen waren. „Hör auf zu weinen, du bist viel zu schön dafür"
Marco schniefte und nickte. „Stimmt", meinte er.
Das brachte mich zum Lächeln.Ich schlang einen Arm um seine Hüfte und den anderen von seinen um meine Schultern, damit ich ihn stützen konnte, weil er ziemlich taumelte.
„Können wir bitte wieder Freunde sein? Ich kann nicht ohne dich", nuschelte er und drückte sein Gesicht an meinen Kopf, wohl um an mir zu riechen, denn er zog scharf die Luft ein.
„Wir waren nie keine Freunde. Wir haben nur kurz eine Pause gemacht, aber da heißt nicht, dass das Spiel unterbrochen wurde"Marco sah mich an, als hätte ich ihm irgendeine Physik-Formel an den Kopf geworfen.
Ich lachte. „Lass uns weiterreden, denn du nüchtern bist. So dicht bist du noch dümmer als sonst"
Marco seufzte und legte beim Laufen den Kopf auf meine Schulter, sodass er fast an mir hing.
„Du weißt doch wie das ist. Du bist das Hirn und ich die Deko"Ich nickte. „Dann sei mal eine gute Deko und häng dich an mich" Ich ging leicht in die Hocke damit ich ihm huckepack nehmen konnte. So würden wir nämlich nicht lange vorankommen.
Er stieg auf meinen Rücken und klammere die Arme und Beine um mich wie ein Äffchen.
So trug ich ihn ins nächste Hotel, damit er erstmal ausnüchtern konnte.
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Die Liebe und der beste Freund
General Fiction***Rückblick zweier Charaktere aus "Die Liebe und der Feind" Kann unabhängig davon gelesen werden, gehört aber zu der DIE LIEBE- Reihe, die insgesamt, einschließlich diesem und dem ersten, 4 Teile umfassen wird. Der eher zurückhaltende Ben und sei...