18. Kapitel

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★Marco★

Ben saß noch auf mir und dachte sich wohl einen Konter aus, aber wir wussten, beide, dass dieser nicht kommen würde.

Meine Hände lagen an seinen Hüften, seine an meinen Schultern.
Er hatte das so gemacht, damit er mich runter drücken konnte, sodass ich gar nicht die Chance hatte, ihn zu küssen. Er musste mich küssen.

„Gehen wir mal ganz theoretisch davon aus, dass ich es in Betracht ziehen könnte, dich zu küssen...", meinte Ben, und brachte mich dadurch noch mehr zum Grinsen.
Von wegen theoretisch. Er wollte es. Ich sah es in seinem Blick.
Und ich wollte es auch. Ich wollte so viel mehr.

Durch sein Rumgehüpfte auf meiner Hüfte hatte er da unten nämlich etwas aktiviert, das nun um Freilassung und Erlösung schrie.

„...und ich würde es tun... Was würde das dann heißen?"
Ich wollte ja mit den Schultern zucken, aber sein Druck machte es unmöglich.

Mein Grinsen stellte sich wie von alleine ein. „Das würde gar nichts heißen, Ben. Vielleicht, dass du ein bisschen neugierig bist, mehr nicht. Denk doch nicht immer so viel nach. Vor allem bei mir musst du keine Angst haben, was ich von dir denken könnte. Du bist mein bester Freund und das mit uns, was auch immer es ist, wird rein gar nichts daran ändern."

Ich wusste, er hatte Angst, ein Kuss mit mir würde sein Outing bedeuten, und ich verstand, warum er das nicht wollte.
Ben war nicht schwul und auch nicht bi, sowie ich.
Er war einfach Ben und das war auch total in Ordnung so. Deshalb liebte ich ihn ja so sehr. Als Freund natürlich.

Ben nickte leicht und ließ dann von meinen Schultern ab.
Ich wusste nicht wieso, doch irgendwie sah ich es als Erlaubnis mich aufzurichten.
Er saß noch auf meinem Schoß, weshalb wir uns plötzlich unglaublich nahe waren.

Ben legte die Hände in meine Nacken und spielte mit meinen Haaren, sowie immer also. Ich führ leicht über seinen unteren Rücken.

„Willst du mich küssen?", fragte ich ihn leise.
Er biss ich auf die Unterlippe, ehe er leicht, fast unmerklich nickte und den Kopf zu mir bewegte.

Kurz vor meinen Lippen stoppte er eine Weile.
Ich wusste, ihn jetzt zu küssen würde die falsche Entscheidung sein, auch wenn ich nichts wollte als diese wenigen Millimeter zu überwinden, doch ich wollte darauf warten, dass er den nächsten Schritt machte.

Er fuhr mit der Nasenspitze meine entlang und neigte den Kopf in eine andere Richtunge. Das machte er ein paar Mal, ehe er seine Lippen ganz leicht auf meinen Mundwinkel legte.

Es war nur der Hauch einer Berührung, doch ich schloss automatisch die Augen und genoss es, dass mein Herz in dem Wissen, dass Ben einfach das Gleiche fühlen musste, einer Explosion mehr als nahe war.

Ben löste die Lippen wieder von mir, drehte den Kopf zur anderen Seite und küsste den anderen Mundwinkel.
Das aber mit etwas mehr Druck.

Und ich drehte den Kopf, nur ein kleines bisschen, doch es reichte, damit seine Lippen von meinem Mundwinkel auf meine rutschten.

Ich wollte in den Himmel schreien und mein Glück kundtun, doch noch lieber wollte ich seine Lippen einfach für immer auf meinen spüren.
Denn obwohl er nicht viel Kusserfahrung hatte, hatte ich gelogen. Er war kein schlechter Küsser, höchstens ein bisschen unerfahren, aber dafür hatte er ja mich.
Wir ergänzten uns perfekt, so war das einfach schon immer gewesen.

Zuerst lagen seine Lippen einfach nur auf meinen und taten gar nichts, doch dann löste er sie wieder leicht von meinen, neigte den Kopf zur Seite und drücke seine Lippen mit etwas mehr Nachdruck auf meine.
Ich erwiederte.

Seine Lippen strichen über meine, während ich ihn an der Hüfte noch näher zu mir zog, sodass unsere Oberkörper sich berührten.
Ben strich durch meine Haare, während er meinen Mund mit seinem liebkoste.

Es wirkte nach außen hin alles so ruhig, sanft und liebevoll, aber in mir sah es ganz anders aus.
Die Wahrheit war, dass ich schwitzte, dass ich Freudentränen zurückdrängen musste und dass ich ihn am liebsten ins Bett drücken, mich auf ihn legen und ihm meine Zunge in den Hals schieben würde.
Aber ich hielt mich zurück. Denn auch so war es wunderschön, wenn nicht sogar noch besser als alles, was meine Vorstellung je erreichen konnte.

Ich hatte noch nie eine Person so liebevoll, und ja fast schon zart, geküsst.
Es war eine komplett neue Erfahrung, doch ich wusste, dass diese Art zu küssen bei Ben und mir angebracht war.
Alles andere würde zwar besser zu uns als Individuen passen, doch zusammen waren wir genau das.

Wir waren vorsichtig, wir strengten uns an, den anderen nicht zu verletzen, aber trotzdem wollten wir nichts lieber als die Nähe des anderen.
Davon sprach dieser Kuss.
Er bestätigte mir, was ich schon tief in meinem Inneren gewusst hatte.
Ben mochte mich genauso wie ich ihn, doch er wusste es vielleicht selbst noch nicht und ging es lieber langsam an, als sich Hals über Kopf reinzustürzen.

Aber dieser Kuss löste alles auf, riss alle Mauern mit nur einem Windhauch nieder.
Ben konnte nicht mehr verstecken, was er empfand.
Und obwohl der Kuss so sanft war, schrie er mir quasi ins Gesicht, dass ich endlich einen Grund hatte, weiter zu hoffen. Auf Ben.
Darauf, dass er sich endlich eingestand, dass ich mehr für ihn war als sein bester Freund, der ihn anhimmelte.

Als Ben den Kuss wohl beenden wollte, folgte ich seinem Kopf nach hinten, sodass er seine Lippen nicht von meinen lösen konnte.
Dann lächelte er, bewegte sich wieder nach vorne und küsste mich weiter.

Er murmelte irgendwas an meine Lippen, weshalb ich den Kuss kurz unterbrach, damit ich ihn verstehen konnte.
„Wenn du das irgendjemandem erzählst, bist du tot" Dann drückte er seine Lippen, wieder auf meine und ich musste lächeln.
Doch ich unterbrach den Kuss nicht.

Es fühle sich einfach zu gut an.
Ich wollte mehr davon, mehr von ihm. Aber die Frage war, ob er es mir auch geben würde.

Die Liebe und der beste FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt