25. Kapitel

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★Ben★

Richard hatte mir alles gegeben.
Einen Zeitpunkt, einen Ort, einen Plan und eine Aufgabe.

Aber ich konnte es einfach nicht tun.

Er hatte mir unterschwellig klargemacht, dass es, wenn ich den Befehl verweigerte, Verrat sei und ich dann auch wie ein Verräter bestraft werden würde. Das hieß so viel wie kämpfen bis zum tot.
Natürlich wollte ich das nicht, aber ich wollte auch meine Eltern nicht umbringen und so stand ich vor einem Problem.

Nein, es war kein Problem es war ein Desaster.

Ich hatte noch 2 Stunden Zeit, mich darum zu kümmern, aber ich wollte es nicht.

Sie waren meine Eltern.
Egal, wie sie sich benommen hatten.
Es war schon schlimm genug für mich, Fremde Menschen auf dem Gewissen zu haben, ich konnte doch nicht meine eigenen Eltern umbringen.

Ich stritt deswegen lange mit Marco.
Er meinte, sie seien doch nichts als Fremde für mich und ich sollte nicht ihr Leben über meines stellen.
Dass ich viel zu wertvoll sei, um deshalb darauf zu gehen, nur weil ich keinen Schwanz in der Hose hatte.

Aber mir war es egal.
Es gab Grenzen, und eine der solchen war für mich da erreicht.

Richard wollte dass ich seinen Bruder und dessen Frau umbrachte, und wofür?
Weil sie ihm sein Geld nicht zurückzahlten.
Und er wollte ihnen dadurch, dass ich die beiden umbringen sollte auch noch so richtig eine reinwürgen. Das war mir bewusst. Ich konnte es einfach nicht.

„Ben, bitte, es geht hier um dein Leben. Denkst du ich will mir mitansehen, wie du zu Tode geprügelt wirst?"
Ich saß auf meiner Bettkante und Marco kniete vor mir.
Ich hörte ihm schon eine Weile nicht mehr zu, aber er redete und redete und fand einfach kein Ende.

„Benjamin!" Erst, als er meinen vollen Namen brüllte, wurde ich aufmerksam. „Es geht hier nicht um dich und darum, dass du es nicht schaffst deine Eltern abzuknallen! Es geht hier um mich!"

Was zur Hölle laberte er denn jetzt?
Wieso sah er so verzweifelt aus?

„Wenn du das nicht tust, wird jemand anders deine Eltern umbringen und dich gleich mit. Und was wird dann aus mir?! Das kannst du mir doch nicht antun! Du bist so egoistisch, weißt du das? Nur weil du es nicht schaffst zu tun, was nötig ist, werde ich mein Leben lang dafür leiden müssen!"
„Jetzt übertreibst aber etwas", wollte ich ihn beruhigen.

Doch es wirkte nicht, denn er sprang auf und schrie auf mich hinunter. „Nein, ich übertreibe nicht! Ich übertreibe nicht mit meinen Gefühlen für dich und ich übertriebe nicht damit, was ich dir jetzt sage. Wenn du deine Eltern nicht tötest, dann tötest du mich!"

„Ich kann das nicht tun!" Ich sprang ebenfalls auf, sodass wir auf Augenhöhe waren und uns anknurren konnten.

„Du kannst. Du willst nur nicht. Du bist zu feige", warf er mir dann vor.
Ich stieß ihm gegen die Brust, sodass er zurück taumelte.
Ich war so unglaublich wütend.
Er sollte eigentlich für mich da sein und mir keine Vorwürfe machen. Ich brauchte ihn gerade mehr als sonst und was machte er? Er gab mir die Schuld.

„Ich bin nicht so mutig wie du! Ich halte sowas nicht aus! Ich habe Gefühle, verdammt, und die lassen nicht zu, das ich meine Eltern abknalle!"

„Ich habe auch Gefühle und auf denen trampelst du seit Monaten herum, ohne, dass es dich interessiert! Wieso willst du deine Eltern beschützen, die im Leben noch nichts für dich getan haben und mich nicht? Ich würde alles für dich tun, Ben, alles!"

Ich konnte nicht wirklich darauf antworten, sondern gab nur einen frustrierten Schrei von mir, ehe ich mir die Haare raufte.

Er hatte ja Recht.
Aber ich konnte es einfach nicht.

Die Liebe und der beste FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt