7. Kapitel

2.2K 139 29
                                    

★Ben★

Marco war verwirrt, weil ich es schlimm fand, dass mein Onkel Recht hatte.
Marco war bewundernswert. Er war ein toller Mensch und er hatte tolle Eigenschften.
Aber ich mochte es nicht, neben Marco zu stehen, wenn mein Onkel anwesend war. Es machte mir deutlich, dass ich im Gegensatz zu ihm ein Nichts war.
Dass ich nicht gut genug für ihn war.

Ich war es nicht für meine Eltern gewesen, ich war es nicht für Onkel Richard und ich würde es auch nicht für Marco sein.

Aber er glaubte nicht mal im Ansatz daran, auch nur auf so einen Gedanken zu kommen.
„Würde dein Onkel mich nicht so mögen, wäre ich nicht am Leben", meinte Marco.
Ich nickte. „Das weiß ich. Und ich finde es ja gut, dass er dich mag, aber ich mag dich auch"

Auf meine Worte hin lächelte er. „Na wenn du mich nicht mögen würdest, wäre ich wohl nicht dein bester Freund", schmunzelte er und streichelte über meine Hüften.
Ich schüttelte den Kopf. „Machen beste Freunde das, was wir gerade machen?"

Marcos Lächeln verging ihm langsam.
Ihm war gar nicht bewusst gewesen, in welcher Situation wir uns befanden. Wie wir uns ansahen. In welcher lieblichen Stimme wir nur miteinander sprachen. Mir schon.
Aber kein Wunder, ich war auch der Schlaue von uns. Er sagte immer, ich sei das Hirn und er war nur zur Dekoration an meiner Seite. Und irgendwie hatte er auch Recht. Doch für mich war er eben nicht nur eine Dekoration. Aber ich verstand das einfach nicht.
Ich wollte ja nicht mit ihm schlafen, ich hatte auch nicht das verlangen ihn zu küssen, er war einfach ein Freund für mich. Aber irgendwie doch mehr.

„Du musst nur ein Wort sagen und höre auf.", meinte Marco. „Ich kann dich für immer in Ruhe lassen"
Er kam mit seinem Gesicht meinem immer näher.
Aber ich wollte nicht, dass wir uns küssten.
Deshalb drehte ich den Kopf weg.
Ihn hielt das aber nicht davon ab, seine Lippen auf meinen Hals zu legen und dort leichte Küsse zu verteilen.

Ich seufzte. Was zur Hölle machte er da mit mir?! Ich stand doch gar nicht auf Männer. Aber ich befürchtete, ich stand auch nicht auf Frauen. Ich stand einfach auf Marco.
Doch wenn das jemand herausfand, besonders er, dann würde es zu spät sein.

Deshalb nahm ich all meine Kraft zusammen und schob ihn von mir weg. „Ich will nicht, dass du sowas nochmal machst, okay?" Fest sah ich ihn an.
Seine Miene wechselte von einer aufgeschlosenen zu einer verletzten, so als hätte ich ihm zuerst ein Nutellaglas geschenkt und ihm dann in die Eier getreten, als er sich gerade darüber gefreut hatte.

Aber ich konnte einfach nicht anders. Er würde sicherlich keine Grenze ziehen. Deshalb musste ich es machen. Er wollte es warscheinlich gar nicht.
Für Marco gab es sowas wie Grenzen doch gar nicht und wenn doch, dann tanzte er einfach elegant darüber.
Aber nicht mit mir, Marco. Nicht, wenn unsere Freundschaft auf dem Spiel steht.

„Benny, ich-"
Ich unterbrach ihn durch eine Handbewegung. „Und hör auf, mich Benny zu nennen. Das macht mich ganz verrückt" Den letzten Satz murmelte ich eher, ehe ich wieder aus der Nische ging und ihn einfach dort stehen ließ.

Ich hasste es, wenn er mich Benny nannte. Es war nur ein Wort, aber ich wusste, wenn er es in einem Satz verwendete, würde ich alles für ihn tun, egal was er in diesem Satz verlangte.
Er konnte mich so leicht weichkochen. Das war gefährlich.

Ich kam an Reece Zimmer vorbei, aus dem gerade ein junges Mädchen kam.
Sie musste so in seinem Alter sein, doch war stark geschminkt und hatte ganz zerzauste Haare.

Reece lehnte grinsend im Türrahmen, hatte nur Boxer an und sah ihn hinterher.
„Jolie?" Marcos fragende Stimme erklang hinter mir und das Mädchen drehte sich um.
„Ehm Mario", meinte sie. Sie sah ertappt aus.
„Marco", verbesserte er.
„Jessi", verbesserte sie.
Dann lachten beide leicht.

„Da sind wir ja ganz schön dicht gewesen"
Marco zuckte mit den Schultern. „Ist auf ner Party so üblich. Was machst du hier?"

Ich wollte ihm ins Gesicht schlagen.
Er war so eine Leuchte!

Man musste ihn nur ansehen und verstand, warum es all diese Blondienenwitze gab, jetzt mal ganz ehrlich, er war doch die Vorlage dafür.

„Ähm ich hab Reece besucht"
Marco sah zu Reece, seine Augen weiteten sich und dann begriff er die Situation. Wurde ja auch Zeit.
Aber statt, dass es ihm peinlich war, ging er zu Reece und gab ihm ein High-Five.

Ich konnte nur die Augen verdrehen.

Und da sollte ich mir Gedanken darüber machen, was das mit Marco und mir war? Es konnte gar nichts sein. Für Marco bedeutete nichts etwas.
Er war einfach eine Sexmaschine und bumbste alles, was ihm in die Finger kam, schenkte seinem Kumpel ein High-Five, wenn sie zufällig das gleiche Mädchen gefickt hatten und dabei interessierte es ihn nicht, dass diese Jahre jünger war als er.

Er dachte einfach nicht nach. Aber ich schon und deshalb wusste ich, dass das mit uns für ihn nichts zu bedeuten hatte.
Was denn auch? Mit so vielen Leuten hatte er schon ganze Orgien abgezogen und war ihnen in einer Art und Weise nahe gekommen, die ich mir nicht mal vorstellen wollte und mit mir? Nichts, das mit dem zu vergleichen war.

Das zwischen uns war nichts

Die Liebe und der beste FreundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt