Unerschütterlich

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"Fuck.. Fuck..Fuck!" Sarana schrie, raufte sich das pechschwarze, lockige Haar und schnaufte fortwährend. In all der Zeit hatte der Arzt sie noch nie so aufgebracht erlebt.
"Beruhige dich, Sarana. Du machst mich noch verrückt!", beklagte sich der Arzt, während er versuchte dem armen Mann zu helfen, den Enis ihm brachte. Die Verletzungen waren gravierend und das ständige Gezeter der Stormtochter störten seine Konzentration. Bei jedem Röcheln bekam er regelrechte Herzaussetzer, denn er rechnete jeden Augenblick damit, dass ihm der blonde Mann, trotz aller Mühe, noch wegsterben würde.
Claudius brachte ihn in seinen OP-Saal, befehligte all seine Gehilfen und versuchte mit Leibeskräften das Leben des Mannes zu verlängern. Denn anhand des merkwürdigen und nervösen Verhaltens seiner Chefin, wusste er, dass es wirklich wichtig für Sarana war.
Aus welchem Grund auch immer. Den musste er nicht wissen, sondern nur seine Arbeit erledigen.

"Wird er wieder?", fragte sie atemlos und tigerte immer noch auf und ab, versuchte einen Blick von der Prozedur zu erhaschen, um zu erkennen, wie es um den Vize der Kidpiraten stand.
"Ich hoffe es.. Oni hat ganze Arbeit geleistet. Was ist eigentlich los? Wer ist das und warum hast du solche Angst?"
"Hüte deine Zunge, alter Mann. Ich habe keine Angst.. Ich.."
Genervt hob Dr. Reichenbach eine seiner Augenbrauen und schüttelte den Kopf. Er konzentrierte sich lieber darauf, den zerstörten Leib wieder in Ordnung zu bringen.
Die Schwarzhaarige biss die Zähne zusammen, als sie den Piraten nochmal musterte. Es war ein Wunder, wie lange er durchhielt, um sein Leben kämpfte - und das in den Fängen ihrer gestörten Schwester. Der Gedanke, dass ihre Fähigkeiten ebenfalls nicht bei Killer wirkten, machte sie verdammt nervös, neben der Tatsache, dass er hier ohne aufzufallen auf dem Anwesen umher schnüffelte.

'Er gehört zu Kid, wenn er hier war, ist es die restliche Mannschaft bestimmt genauso. Wie sollte sie Kid das erklären?' Ihre Überlegungen überschlugen sich, als sie darüber nachdachte wie der Rothaarige vermutlich das Gebäude niederbrennen würde, wenn er seinen Vize so sah. Sar würde nicht behaupten, dass sie Kid wirklich gut kannte und seine Beweggründe vorhersehen könnte. Doch Kameradschaft schien eines der wenigen Dinge zu sein, die ihm wirklich wichtig waren. Etwas, was sie selbst nie als Priorität ansah.
Sie hielt inne und erschrak vor sich selbst. Seit wann kümmerte sie es, was ein Sklave von ihr hielt? Was kümmerte sie der verfickte beste Freund dieses wertlosen Stück Scheiße, das ihr seit seiner Ankunft, tagein und tagaus nur Scherereien bereitete?
"Fuck!", murmelte sie wieder und fuhr sich gestresst über die Augen. "Sarana! Sag mir was los ist oder geh raus!", motzte der Arzt erneut und nahm dem Patienten Blut ab.
"Er.. gehört zu Kids Mannschaft und.."
"Du willst nicht, dass er geht, nicht wahr?", fragte der alte Mann und lächelte schief. Sein Mundschutz tarnte seine freche Geste nicht wirklich. Zwei Gehilfen von Claudius sahen angespannt zwischen Sarana und dem Arzt hin und her. Senkten schnell ihre Blicke, als sie die beängstigenden, zornigen Augen der Frau sahen.
"Claudius.. Ich warne dich.."
"Sarana.. Komm schon.." Sie blickten sich nur für einige Sekunden in die Augen, eine seltsame Atmosphäre breitete sich in dem Raum aus und der Assistent glaubte jeden Moment davon erdrückt zu werden. Die Schwarzhaarige biss erneut ihre Zähne fest zusammen und schnaufte verächtlich, bevor sie die Schwingtüren des Saales aufstieß.
"Sieh zu, dass er überlebt, Claudius!"

Hina machte sich wie jeden Tag auf den Weg zu Kids Zimmer, brachte ihm sein Essen, machte sauber und wechselte die Laken. Still und leise ging sie ihrer Arbeit nach, versuchte wie ein Geist in der Nähe des Sklaven zu sein. Jedes Mal wenn er versuchte mit ihr zu reden, durchzuckte sie die blanke Panik. Nicht, weil sie sich vor Kid fürchtete, sondern vor Sarana.
Selbst dieser große, muskulöse Mann, der ihr vermutlich das Leben mit nur einem Schlag nehmen konnte, bereitete ihr keinen einzigen Moment Sorge. Dazu war einzig und allein die Geschäftsfrau der Storms fähig. Von Hina behauptete man, dass sie ein sehr scheues und ängstliches Wesen sei, doch das stimmte nicht ganz. Die Erfahrung und die Zeit auf dem Anwesen hatten ihr nur einiges gelehrt und sie wusste, wie sie sich am besten von Ärger und Schmerz fernhielt. Kid saß auf dem Tisch, aß unzufrieden vor sich hin und beobachtete die routinierten Bewegungen des Mädchens. Er hatte es aufgegeben, aus ihr jegliche nützliche Informationen zu locken, denn jedes Mal, wenn er das Wort erhob, war es auch noch so bedacht, sah es aus, als würde sie der Schlag treffen und sie floh so schnell es ging.

Womöglich müsste er andere Saiten aufziehen.

Der Captain ließ seine Gabel klirrend auf den Teller fallen und starrte in die erschrockenen Augen seines Gegenübers. Die honigfarbenen Augen wanderten über das hübsche Porzellangesicht und seine Lider zuckten kurz, weil er angestrengt überlegte. Hina schluckte, richtete sich auf, doch da der Pirat nur vor ihr saß und sie merkwürdig anstarrte, beschloss sie ihn einfach weiter zu ignorieren. Sie musste nur noch das Bett fertig machen, dann könnte sie endlich verschwinden. Der rothaarige Hüne lächelte schief und griff nach dem silbernen Messer, das womöglich teurer war, als das meiste auf der Galley zusammen. Die Verstrebungen waren kunstvoll und es lag schwer in der Hand. Er hielt es hinter seinem breiten Unterarm versteckt, stand auf und ging auf das kleine, wehrlose Mädchen zu, dass sich jetzt panisch an den Bettpfosten klammerte. "W-was.. wird...das?" Ihre Augen waren weit aufgerissen und Kid sah in den Spiegeln ihrer Seele, dass sie nicht wirklich vor ihm Angst hatte, nur vor der Situation - den Konsequenzen. Irgendetwas war besonders an ihr, sie war die Einzige, die keine Narben trug. Nur die ständige nackte Angst, sobald Sarana irgendwo auftauchte. Er konnte es sehen, wie ihr Körper vor ihm bebte, als Sar über die Arme von Hina strich. Ihre Augen waren damals voller Verzweiflung, als hätte man sie über die Planke gejagt und sie kurz davor stand in unbekannte Gewässer versenkt zu werden.

Hina wich nach links aus und Kid rollte genervt mit den Augen, als er ihren jämmerlichen Versuch zu fliehen sofort durchschaute. Er schnappte nach dem langen, schwarzblauen Haar und zog ihren windenden Körper an sich. "B-bitte.. nicht! Sie wird mich töten.."
"Shh.. Sei gefälligst ruhig!" Hina befand sich fest in seinem Griff, sie hatte keine Auswegs Möglichkeiten, ihre Beine hingen schon einige Zentimeter in der Luft und ihre Schuhsohlen schabten über das Holz, hinterließen hauchzarte Spuren von ihrem Gestrampel. Das Messer setzte er direkt an ihre Kehle, sodass ihr sofort klar wurde, dass sie sich in einer Pattsituation befand. Sie wimmerte und fing an weinen, Schweiß und Tränen zierten ihr Gesicht und Kid horchte für einen Augenblick in den Raum, um sicher zu gehen, dass man das Geschrei von Hina nicht gehört hatte. Von ihr ging eine solche Hitze aus, dass es für den Captain fast unerträglich wurde, sie so nah an seinen Körper zu drücken, aber es blieb ihm wohl keine Wahl. "Wenn du spurst passiert dir auch nichts.. Du bringst mich jetzt hier raus, verstanden?", raunte er ihr unheimlich ins Ohr. Doch sie schüttelte heftig den Kopf, versuchte mit ihren Augen zu flehen, denn nichts was der Pirat ihr antun könnte, wäre so schlimm, als das, was Sarana sich ausdachte, wenn sie hiervon erfuhr.

Wütend bleckte Kid die Zähne und starrte ihr durch seine verengten Augen entgegen. Niemand konnte anderen solche Angst einjagen, dass sie freiwillig in den Tod gingen. Doch Sarana war wohl außerordentlich begabt darin, ihre Leute in der Spur zu halten. Kid schüttelte sie, er konnte dieses Gejammer nicht ertragen, wollte dass sie endlich aufhörte und zerrte sie zu der Tür. Um seinen Vorhaben nochmals Nachdruck zu verleihen, kratzte er mit der scharfen Klinge an ihrem dünnen Hals und knurrte. "Du tust jetzt was ich dir sage, Miststück! Glaub mir, ich kann dich genauso leiden lassen, wie diese irre Sklavenhändlerin. Also bring mich jetzt hier weg!" Kid flüsterte, doch endlich brachten seine Worte das Mädchen zum Erzittern und sie nickte zaghaft, als sie ihm tief in die Augen sah.

"Verfluchte Scheiße! Wie konntet ihr ihn aus den Augen verlieren?" Sarana warf einen Gegenstand nach dem anderen nach Oz, der ihr gerade die schlechte Nachricht überbrachte, dass Kid nicht mehr in seinem Zimmer war. Mühevoll wich er aus und ließ den unaufhaltsamen Wutausbruch über sich ergehen. Schließlich war es nicht der Erste und bestimmt auch nicht der Letzte. "Sar.. Beruhige d-" "Scheiße, wenn mir heute noch einmal jemand sagt, dass ich mich beruhigen soll, ich schwöre - es gibt ein verdammtes Blutbad!" Sofort unterbrach die zornige Frau ihren Geschäftspartner, stützte sich auf den Tisch vor sich und versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu kriegen. Wie sie es hasste, wenn man ihr so etwas nahe lag.
Als wäre sie ein bockiges Kind.
Sie war stark, respekteinflößend und trotzdem fühlten sich die letzten Männer in ihrem Leben bemühsigt, sie zu behandeln, als wäre sie nur eine irrationale, hormonbelastete Frau, die nicht wusste, was sie tat. "Findet ihn und zwar schnell!"
Oz schauderte es bei dem Klang ihrer Stimme. Es war nur die Ruhe vor dem Sturm.
Sarana war wieder völlig gefasst und ruhig - überlegen, doch unter der Oberfläche dampfte es und nur ein einziger Tropfen würde das Fass zum Überlaufen bringen.
"Wir sind gerade dabei. Hina war angeblich bei ihm..", stammelte Oz ängstlich vor sich hin und - Herrgott, wie sehr Sarana diese Seite an ihm verachtete.
"Hina?" Der Name wog schwer und sie runzelte die Stirn, als er sie erwähnte. Als er vorsichtig nickte und die Hände in die Taschen seiner hellblauen Hose schob, lächelte die Sklaventreibern diabolisch und ging an ihm vorbei.
"Dann weiß ich wo sie sind!"

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt