Der Streuner

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Die Folterungen dauerten nun schon - ewig.
Waren es Tage oder doch nur Stunden?
Er konnte es nicht mehr einordnen.
Immer wieder schnitt die Blondine seine Haut auf, kratzte daran, ergötzte sich an seinen Schreien, seinem Leid. Doch kein einziges Wort kam über seine Lippen.
Keine einzige Frage, die ihm gestellt wurde, wurde beantwortet.

Er schwieg.

Lieber würde er hier einen schrecklichen Tod sterben, als ihr nur eine Silbe zu verraten. Ihre Finger bohrten sich quälend langsam in eine klaffende Wunde auf seinem Oberschenkel, die sie ihm genüsslich mit einem Dolch zugefügt hatte. Um seinen Hals trug er ein unbequemes Halsband, an dem sie eine schwere Leine montiert hatte, um ihn immer wieder wachzurütteln. Er sollte jedes schmerzliche Verfahren genauestens miterleben und sich ja nicht ausklinken. Das Leder schnitt sich mittlerweile tief in die Haut seines Nackens. In seinem Rachen schlängelte sich ein bleierner Geschmack hoch und er spuckte verzweifelt das Gemisch aus Blut und Speichel auf den Boden.

Oni seufzte frustriert. Dieser Mann war das Abbild reinster Loyalität, kein Wort entfloh seiner hübschen Lippen. Weiß Gott, bei allem was Oni mit ihm machte, müsste er singen wie eine Nachtigall. Er schien kraftlos, spaltete Geist vom Körper, so sehr wurde er von der blonden Frau gefoltert. Und nur so konnte er es noch ein bisschen länger ertragen.
Er würde hier nicht sterben, dass hatte er sich geschworen, denn er wird derjenige sein, der das Leben dieser verrückten Sadistin auslöschte. Koste es, was es wolle.
Dieser Gedanke trieb ihn an nicht aufzugeben. Die Freude, die er empfinden wird, wenn er ihr all das heimzahlen konnte.

"Langsam macht das keinen Spaß mehr, mein Süßer! Du zwingst mich wirklich dazu meine Schwester zu holen!", murmelte sie unzufrieden, während sie ihre gierigen Augen über den blutüberströmten Körper wandern ließ. Ihre Haare waren wild durcheinander und hauchzarte Blutspritzer zierten ihren dünnen Hals. Die dunklen, braunen Augen waren stumpf und hatten nichts lebendiges, nichts außer zwei undurchdringbare Irden, die einen in Angst versetzten, sobald man sie sich genauer ansah. Der Mann wusste nicht mehr, was und wo er fühlen sollte. Noch nie befand er sich in einer derartigen Situation, war wie in Trance und hoffte nur noch auf Rettung, ein Wunder, damit diese teuflische Frau endlich verschwand. Er war erschrocken über die Grausamkeit, zu der sie fähig war.

"Enis, hol Sarana.. Ich brauche ihre Fähigkeiten!", schnurrte die Blondine in die Richtung ihres Gehilfen, der jedes Mal zusammen zuckte, als er von ihr angesprochen wurde. Trotz der Verletzungen und der Taubheit in seinen Gliedern zuckte der Mann, der schon so nah am Ende seiner Kräfte war und nicht mehr viel Willenskraft übrig hatte. 'Konnte es wirklich eine Frau geben, die noch schlimmer war?', ging es ihm hilflos durch den Kopf. Aus dem Moment vollkommener Verzweiflung lachte er etwas tonlos auf. Der Mann, namens Enis, nickte zustimmend und machte sich scheinbar auf den Weg. So genau konnte er den Geschehnissen nicht mehr folgen. "In Ordnung. Versuchen wir es nochmal. Wer bist du und warum hast du dich auf dem Anwesen herumgeschlichen?", fragte die Frau, wohlwissend, dass auch dieses Mal keine Antwort folgte. Weswegen sie auch schon eine Peitsche zückte und mit einem irren Lächeln auf den gepeinigten Mann zuging.

"Ms. Storm - Entschuldigen Sie die Störung..", murmelte Enis und senkte stetig seinen Blick, als er das große Büro der schwarzhaarigen Schönheit betrat. Er hatte nicht viel mit ihr zu tun, da er Onis Sklave war, leider ihr liebster, was seine Psyche über die Jahre vollkommen zerstörte. Blaue Augen musterten genau seine dunkle Haut, die mit Narben überseht war und Sarana überlegte wie der Name des Sklaven ihrer Schwester war. Die schwarzen Locken fielen ihm in die Augen, als er immer mehr den Blick nach unten hielt, um die Sklavenhändlerin nicht unnötig zu reizen. "Was gibt es.. Entschuldige.. Ich weiß deinen Namen nicht mehr."
"Das macht nichts, Ms. Storm. Die Gnade meiner Herrin machte es möglich, dass ich meinen Namen überhaupt behalten durfte, da kann ein Sklave wie ich nicht erwarten, dass sie solche Nichtigkeiten wissen!", sagte der Sklave voller Demut, wurde schon fast rot als sich die schöne Frau bei ihm entschuldigte. Sarana seufzte, als sie ihn so reden hörte, jetzt fiel es ihr wieder ein.
"Enis, richtig? Onis.. Liebling!" Erstaunt blickte er die Frau an, die ihn etwas mitleidig ansah.
Als ihm klar wurde, dass er sie direkt ansah, faltete er panisch die Hände und sah zu Boden, hoffend, dass sie dem Boten nichts tun würde.
"Genau. Ihre Schwester schickt mich. Sie braucht dringend ihre Hilfe!"
Sarana schüttelte etwas den Kopf, als sie den Mann sah. Er war hübsch, hatte ein markantes Gesicht, pechschwarze Locken und schöne braune Augen. Seine Statur war ansehnlich und in seine Haut möchte man am liebsten Erdbeeren tauchen, da sie an dunkle Schokolade erinnerte. Als er meinte, dass Oni ihre Hilfe bräuchte, stockte sie, da sie sich eigentlich aus der Drecksarbeit raushielt und es Oni überließ, die sie auch sehr gewissenhaft erledigte - ohne sie jemals damit zu belästigen.
"Sie braucht meine Hilfe?", fragte sie ungläubig und ließ ihre Papiere auf den Schreibtisch fallen. "Der Streuner redet immer noch nicht, da dachte sie an ihre Fähigkeiten, Ms. Storm!"
Sarana fuhr sich durch die schwarzen Haare und biss sich genervt auf die Unterlippe.
"Herrgott, alles muss man selber erledigen... Führ' mich zu ihr!"

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt