Verzweiflung

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Sarana war wie ausgewechselt, als sie sich auf den Weg machte, um Hina und Kid zu holen.
In ihrem Büro rauchte ihr Kopf, Gefühle gingen mit ihr durch und sie musste sich abreagieren. Der Rothaarige ging ihr viel zu sehr unter die Haut, das wurde allmählich zu einem Problem. Geleitschutz folgte ihr ungefragt und auch Oz schritt hinter ihr her, um sie zu begleiten. Die junge Menschenhändlerin ging in den Hof des Anwesens, dort wo sie Hina zum aller ersten Mal sah und sie wusste, dass das Mädchen ihr treu ergeben war. Sie hatte ihre Lektion gelernt und brachte Kid genau dorthin, wo Sarana die beiden sofort vermuten würde. Kluges Kind.
Ruhig trat sie in die Sonne hinaus und ging über den frisch gemähten Rasen, atmete tief durch und sah Hina neben Kid, der panisch an dem Arm des Mädchens herumzerrte und allmählich von Wachen des Stormanwesens umzingelt wurde. Hinas wunderschöne blassblaue Augen weiteten sich, als sie die Schwarzhaarige sah. Sie versuchte sich aus den starken Armen des Piraten zu winden und trat wild um sich, doch er dachte nicht daran sie loszulassen.
Sie war sein einziger Trumpf.

Kid wurde klar, dass er direkt in eine Falle gelaufen war. Dieses Mädchen hatte ihn ans offene Messer geliefert und jetzt stand er nur mit einem Buttermesser bewaffnet zwischen den Laufburschen von Sarana. Er wusste, dass es riskant war, aber immerhin musste er es versuchen. Kid konnte nicht noch mehr Zeit verlieren, denn er musste zurück zu seiner Mannschaft, von der er immer noch nicht wusste, ob sie den Überfall der Kopfgeldjäger überstanden hatten. Er presste das zappelige Mädchen an sich, drückte ihr die silberne Klinge an den Hals und sah Sarana erzürnt an. Seine Atmung ging hektisch und er sah nur, wie Sarana geschmeidig ihre Hand nach oben bewegte. Die Männer hoben ihre Waffen an und es sah so aus, als würde die Schwarzhaarige so ihre Diener delegieren. Der rothaarige Hüne schnaufte verächtlich, als er in den Lauf der Flinte vor sich sah. Er glaubte kaum, dass sie ihn wirklich vor ein Erschießungskommando stellte. "Was soll das werden, Süßer?"
Sarana verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken und legte ihren Kopf schief, als wäre Kid nichts anderes als ein kleiner Junge, der sich gerade etwas daneben benahm und herzhaft belächelt wurde. Seine hellen, bernsteinfarbenen Augen wanderten umher, analysierten die Lage, aber er hatte nicht viele Möglichkeiten. Das Mädchen bohrte ihre Fingernägel in seinen Arm, in der Hoffnung, dass er seinen Griff irgendwann lockerte. Die Stormtocher stöhnte entnervt und rieb sich ihren Nasenrücken, bevor sie einige Schritte auf ihn zuging. "Bleib stehen oder das Mädchen ist tot!" Kid hörte schon die nervösen Finger an dem Abzug vor sich, wie sie sich fest um die Waffe klammerten, um den Rückstoß, wenn denn ein Schuss nötig wäre, abzufangen.

Die Schönheit hielt inne, verengte ihre Augen und dann lächelte sie. Dieses Lächeln ließ Kids Wut nur noch weiter steigen und er spannte seine Muskeln an, als er die Frau vor ihm so frech grinsen sah, dass er es ihr am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. "Und wieso denkst du, dass mich das interessiert?" Er starrte in die wunderschönen blauen Augen, die eine bösartige Seele beherbergten, dass es ihm fast die Sprache verschlug. Ihre eiskalte Fassade nervte Kid und er schüttelte amüsiert den Kopf. Er konnte sich unmöglich getäuscht haben, für solche Dinge hatte er einen sechsten Sinn. Sarana spielte mit ihm und Kid wollte sich zum ersten Mal dessen anschließen, aber nach seinen Regeln. Der Rothaarige bohrte die Spitze des Messers etwas tiefer in die unversehrte Haut des Mädchens und musterte die Augen der Sklavenhändlerin eingängig, um nur einen Funken Gefühl darin zu erkennen.
Doch da war nichts.
Genervt und ausgelaugt lehnte er seinen Kopf an den von Hina, sein Arm schlang sich noch fester um den bebenden Leib und Hina drohte gänzlich von ihm erdrückt zu werden.
"Ich werde sie töten, Sarana. Lass mich gehen und es passiert ihr nichts!", sagte er drückend und seine Augen wurden zu Schlitzen. Sie blickte zur Seite, um ihn im nächsten Moment herausfordernd anzustarren, ihre tiefschwarzen Locken wehten im Wind und schlugen ihr einzelne Strähnen ins Gesicht. Und Kid kam, trotz der Situation, der Gedanke, wie gerne er seine Finger darin versenken würde. Eine Locke nach der anderen um seine rauen Finger zu wickeln und zuzusehen, wie sie wieder in ihre wunderschöne Form sprangen, wenn man sie losließ.
"Tu es!" Ihre Schultern zuckten und sie kicherte vor sich hin.

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt