Auf dem Anwesen der Storms lag eine erdrückende Stille. Nichts anderes, als die tosenden Wellen, die gegen die Felsen der Insel schlugen, war zu hören. Der Wind blies zwischen den Gemäuern umher und Sarana überkam plötzlich eine Gänsehaut, als sie vor der Tür des Piraten stand und mit sich haderte. Der Gang, in dem sie stand, war durch das Rot des Sonnenuntergangs geflutet, der sich durch die Lichtspiegelung der großen Fenster schlängelte. Sie war müde, ausgelaugt und wusste nicht mehr für was sie eigentlich kämpfte. Killer war hier, auf der Suche nach seinem Captain und womöglich war der Rest der Crew unterwegs. Sarana war sich nicht mehr sicher, ob sie der Mannschaft, trotz ihrer Leibgarde und Angestellten, so ohne weiteres entgegentreten konnte. Wenn sie nur ansatzweise so waren wie ihr Captain und dessen Vize würde es einen erbitterten Kampf geben.
Und Sarana stellte sich die Frage, wofür?
Sie atmete tief durch und stellte sich einer erneuten, aufreibenden Diskussion, voller Geschrei, Vorwürfen und Beleidigungen. Womöglich einem erneuten Kampf zwischen ihr und dem Captain der Kidpiraten. Die alten Scharniere der Tür quietschten etwas, als sie sie aufzog und wieder schloss. Kid lehnte kraftlos an dem Kopfteil des Bettes, starrte vor sich hin und bedeckte seinen Unterleib mit der cremefarbenen Seide der Bettwäsche. Der Verband wurde anscheinend kurz vorher gewechselt und seine Brust hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus, der Sarana in sonderbarer Weise beruhigte. Selbst als sie sich auf ihn zubewegte und sich neben ihn setzte, starrte er noch immer den gleichen Punkt vor sich an.
"Kid, ich-", fing sie an, aber der Rotschopf schüttelte nur den Kopf.
"Lass es!" Seine Finger vergruben sich in dem hauchzarten Stoff und man bemerkte wie in ihm die Wut aufkochte. Draußen wurde der Wind stärker, aggressiver und einzelne verdorrte Äste des riesigen Baumes, der vor der Fensterfront stand, schlugen gegen das Glas. Sarana schluckte, sie wollte ihn so nicht sehen. Er sollte schreien, wüten, toben und um sich schlagen. Nicht wie ein Häufchen Elend in dem Bett sitzen und sie mit Schweigen strafen. Die Sonne verabschiedete sich am Firmament und Sarana kam es wie eine Ewigkeit vor, in der sie nur neben Kid saß und beide kein Wort sagten.
Nach einiger Zeit hob er seinen Kopf, ließ ihn gegen das Holz hinter sich fallen und sah Sarana in die eisblauen Augen. Und zum aller ersten Mal sah sie ihn. Seine Augen waren in einem hellen Gold, mit dunkleren Einsprenkelungen, die an Bernstein erinnerten. Sie waren wild und unglaublich tief und sahen aus wie die einer Raubkatze. So glasklar, dass sich jede kleine Lichtreflektion darin spiegelte. Instinktiv rückte sie an ihn heran, griff nach seiner Wange, doch bevor sie ihn wirklich berühren konnte, zuckte er kurz weg. Trotzdem ließ sie sich davon nicht beirren und überbrückte den letzten Abstand zwischen ihr und dem, was sie gerade so eingängig bewunderte. Ganz sanft fuhr sie über sein Jochbein, das noch immer etwas rot verfärbt war, durch die Eskapaden, die sich zwischen ihnen abgespielt hatte. Sein Gesicht war markant und erst jetzt genoss sie seine Schönheit. Seine Lippen waren leicht geöffnet und sein Gesicht angespannt, seit sie ihre Finger in kreisenden Bewegungen über seine rechte Wange gleiten ließ. Sarana war hingerissen, sie glaubte, dass er durch all die Vorfälle etwas eingebüßt hätte, etwas zerstört wurde - doch dem war nicht so. Für sie war er noch faszinierender als zuvor. Kids Gesicht entspannte sich langsam und sah in die schönen Augen der Frau vor ihm. Er hatte sie, aber er fühlte keine Genugtuung oder Triumph. „Glaubst du, du hast mich besiegt? Mich auf die Knie gezwungen?", sagte er völlig ruhig und stellte mit Schrecken fest, dass sie ebenfalls auf ihn wirkte, wie keine andere bisher. Zum ersten Mal wollte er keine Spielchen mehr treiben, nicht nachdenken, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn er sich einfach fallen ließ. Ihre Berührung stoppte erschrocken, ihre Finger hingen in der Luft, als er seine bassähnliche Stimme erhob, seine Augen gefährlich zum Lodern brachte. „Es braucht weitaus mehr, um mich zu brechen!" Ein dunkles Grinsen erstreckte sich über sein Gesicht, zeigte seine weißen, perfekt geraden Zähne, das Saranas Rücken eine schaurige Gänsehaut bescherte. Kid fasste nach der schmalen Hand, die ihn so zärtlich liebkoste und zog sie näher. Der Donner draußen grölte und das Licht der Blitze durchzog den mittlerweile kaum beleuchteten Raum. Ihre halboffenen Lider verdeckten das schöne Blau ihrer Augen und sie starrte auf Kids rote Lippen, die so einladend auf sie wirkten, dass sie sich nur schwer zurückhalten konnte. Und er begriff einfach nicht, wie jemand so Schönes, nur so gebrochen sein konnte - normalerweise müsste ihr die Welt zu Füßen gelegt worden sein. Und er stellte sich die Frage, was sie wohl durchgemacht hatte, dass sie es für nötig hielt so zu werden.
DU LIEST GERADE
Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]
FanfictionSarana Storm ist kaltherzig, brutal und wunderschön. Eine der gefährlichsten Sklavenhändler der Grand Line entdeckt ein besonderes Schmuckstück auf einer der berüchtigten Human Auctions. Der rothaarige Pirat hat es ihr sofort angetan, als er wie ein...
![Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]](https://img.wattpad.com/cover/184538195-64-k414173.jpg)