Hina

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Schüchtern hielt das junge Mädchen mit blauschwarzem Haar die Hand ihres Vaters fest umklammert. Ihre Stirnfransen hingen ihr störend über die blassblauen Augen und wischte sie in regelmäßigem Takt zur Seite. Ihr Vater führte sie über einen wunderschönen Hof, der im Frühling farbenfroh erblühte und duftete. Hina lächelte, als die zartrosa Blüten im leichten Wind umher flogen und ein wunderschönes und faszinierendes Abbild zauberten. Wahrscheinlich war es ihr Vater, der diesen Garten anlegte und sich darum kümmerte, denn er liebte seinen Beruf, der auch gleichzeitig seiner größten Leidenschaft entsprach.
Mr. Okohamura arbeitete noch nicht lange auf dem Anwesen der Storms und musste sich im letzten Jahr einigen Herausforderungen stellen. Seine Frau starb ganz unerwartet bei einem Brand und er und sein kleines Mädchen waren nun auf sich alleine gestellt.
Sein Arbeitgeber, John Storm, war nicht unbedingt die Art Mensch, die empathisch auf ihre Mitarbeiter reagierten, wenn sie von Verlust und Problemen sprachen.

Dennoch willigte er ein, dass er mit Hina auf das Anwesen ziehen durfte, damit er sie nicht zu seiner Mutter schicken musste. Für das war er Mr. Storm unendlich dankbar und solange Hina auf ihn hörte und sich am besten so gut wie unsichtbar gegenüber der Familie machte, könnte es ohne Probleme von statten gehen. Den Job zu kündigen war nun mal leider keine Option, so sehr er es sich auch wünschte, denn er schuldete der Familie Storm viel Geld. Schlechte Entscheidungen und Verzweiflung zwangen ihn nun hier einige Jahre zu verweilen. Am liebsten würde er die Zeit zurückdrehen und noch einmal von vorne beginnen, doch Wunschvorstellungen konnten die Zahlen in Storms Schuldenakt auch nicht verschwinden lassen.

Er sah die leuchtenden Augen seiner Tochter, wie sie begeistert den Blüten und Vögeln am Himmel folgten. Er betete, dass sie niemals denselben Schmerz durchmachen musste wie er, auch wenn er sie gerade in die Höhle des Löwen brachte. Und plötzlich schien es eine schlechte Idee zu sein und er dachte nochmal gründlich darüber nach, das Mädchen vielleicht doch auf das nächste Schiff zu setzen und sie weit wegzubringen. Seufzend sah er seine Tochter an, griff nach ihren Schultern, um die volle Aufmerksamkeit des kleinen Mädchens auf sich und seine Worte zu lenken.

"Hina. Was habe ich dir erklärt? Sag es mir nochmal, damit ich weiß, dass dir bewusst ist wie wichtig es ist!" Das Mädchen nickte, zupfte nervös an ihren Ärmeln und konzentrierte sich.
"Ich darf nirgendwohin gehen, ohne Erlaubnis. Rede mit niemanden, außer ich werde gefragt und bin brav!", leierte sie auswendig runter. "Sehr gut. Und vor allem bleibst du von dem Hausherrn und seiner Familie weg. Das ist das allerwichtigste, hörst du, Hina?"
Hektisch nickte sie und umarmte ihren Vater. Er war unruhig und das spürte sie nur zu gut.
Er seufzte noch einmal lautstark und tätschelte sanft ihren Kopf, bevor er sie in die gemeinsame Unterkunft brachte.

Die Zeit verging wie im Flug auf dem Anwesen der Storms. Hina hatte alles was sie brauchte, die meisten Angestellten waren nett, kümmerten sich um sie, unterrichteten sie sogar teilweise. Eine Hausangestellte, namens Mary, borgte ihr viele Bücher und übte das Lesen und Schreiben mit dem kleinen Mädchen. Zum Dank half Hina im Haushalt, so gut es ihr möglich war. Bis jetzt konnte sie sich von Ärger fernhalten, auch die Familie Storm hatte sie noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Das junge Mädchen saß in der Küche, malte begeistert ein Bild, um es ihrem Vater zu schenken. Mary hatte im Moment keine Zeit für sie und gab ihr die Utensilien, damit sie sich mit sich selbst beschäftigen konnte.

"Junge Dame! Komm sofort zurück, du weißt, dass dein Vater wütend wird, wenn du durch das Haus rennst!" Jemand schrie am Gang und erweckte die natürliche Neugier des Kindes und sie ließ die Buntstifte fallen. Vorsichtig sah sie aus der großen Glasfront und erblickte ein Mädchen, etwas älter als sie, die vor einer älteren Frau wegrannte. Sie hatte schwarzes Haar und lachte jedes Mal, wenn sie gerade noch aus den Fängen der verärgerten Hausdame entkam. Hina musste ebenfalls lachen, da es nach Spaß aussah und außerdem wollte sie das andere Mädchen kennenlernen und sich mit ihr anfreunden.
Entschlossen öffnete sie die Tür und lief nach draußen, zuerst wurde sie nicht bemerkt, doch dann trafen sie zwei wunderschöne blaue Augen, die Hina an die Farbe des Himmels erinnerten.

Das Mädchen stellte sich vor Hina, sah sie interessiert an und grinste.
"Hallo. Wer bist du denn?"
"H-Hina. Und du?"
"Sarana. Was tust du denn hier?"
"Mein Vater ist der Gärtner und wir mussten hierher ziehen."
Hina schluckte sofort, da ihr wieder die mahnenden Worte ihres Vormunds in den Sinn kamen, doch sie musste doch antworten, wenn sie etwas gefragt wurde. Und es war schön, einmal nicht mit einem Erwachsenen zu reden.
"Mr. Okohamura ist dein Vater?", fragte sie und stemmte ihre Arme in die Hüften.
Hina nickte nur verlegen und versteckte ihre Hände unter dem Ärmel ihrer blauen Weste.
"Willst du mitspielen?", fragte die Schwarzhaarige plötzlich und Hina willigte nur zu gern ein.

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt