Das Ticken einer Uhr

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Oni verarbeitete die letzten Informationen nur schwer. Sie konnte sich kaum halten, verfiel der Trauer und der Wut. Ihre Emotionen schlugen ständig hin und her. Sie hasste dieses Gefühl, seit sie ein kleines Mädchen war. Diese emotionale Verstümmelung durch das Umfeld der Storms, hatten sie zu diesem kranken Wesen gemacht. Manchmal versuchte sie wirklich mehr wie ihre Schwester zu sein. Ständig führte sie ihr vor Augen, welche Ruhe sie doch ausstrahlte und wie sehr das ihrem Vater gefiel. Doch Sarana fühlte. Sie konnte es nur besser verbergen. Diese schmerzliche Lektion musste sie innerhalb dieser dunklen Mauern lernen.
Oni zupfte an der Haut ihres großen Zehs und wimmerte wieder vor sich hin, als sie an die Worte von Sar dachte. Wie sie voller Stolz die Wahrheit über den Tod ihres Vaters verkündete.

'Ich war der verfickte Sturm!'

So wütende, blaue Augen und gleichzeitig so wunderschön, dass man sich am liebsten völlig in ihre Hände legen möchte. Es war abartig, doch Sarana hatte immer eine gewisse Wirkung auf Menschen und Oni bildete dabei keine Ausnahme. Ihr zugeschwollenes Gesicht spürte sie kaum noch, die Schwere ihres Körpers war nicht mehr so erdrückend. Es schien, als wolle er Oni von den unnötigen Schmerzen, die sie erleiden musste, befreien. Um es ihr leichter zu machen und endlich Abschied nehmen konnte. Wenn sie so etwas wie schwesterliche Gefühle empfand, hätte es ihr Herz gebrochen, sich von Sarana so zu verabschieden.
Solch hasserfüllte letzte Worte.
Doch wie immer, war sie dazu nicht fähig, auch wenn das unwohle Gefühl deswegen, als sichtlicher Fortschritt angesehen werden konnte.

Dumpfes Grollen kam Oni zu Ohren, als sie in die düstere Leere hineinhorchte und sie innerlich zusammenzuckte. Sie hörte einzig und allein das Ticken einer Uhr. Ihr entfuhr ein schmerzliches Stöhnen, als sie darüber nachdachte, ob es schon die ganze Zeit über hier war.
Oder spielte ihr Verstand allmählich verrückt? Sie klammerte sich an den letzten, dreckigen Stoff ihres weißen Shirts und konzentrierte sich. Da war es wieder. Ein leises Ticken, Sekunde für Sekunde. "Ist hier jemand? ... Oz?" Nur schemenhaft konnte sie in dem dunklen Gang eine Gestalt erkennen, aber je mehr sie versuchte herauszufinden, wer oder was dort stand, desto mehr verschwamm es wieder. Die Blondine massierte ihre Augen, schüttelte den Kopf und ertrug dieses lästige Geräusch nicht mehr. Es quälte sie. War das eine Foltermethode?
Es konnte unmöglich schon immer zu hören gewesen sein, sonst wäre es ihr doch aufgefallen.
Ihr Atem wurde von der Panik kontrolliert, die sich langsam aber sicher durch ihr Innerstes fraß. Jegliche Versuche sich zu beruhigen waren sinnlos und sie keuchte, gierig nach Luft, da ihr immer mehr der Hals zugeschnürt wurde. "Wer ist da?"
Doch auch Schreie brachten nichts. Oni klammerte sich an den verrosteten Gitterstäben fest, an denen ihr und das Blut vieler armer Seelen klebten, die hier ihr Ende fanden.
Würde auch sie hier ihr Ende finden?
Sarana hatte ihr gedroht, sie so lange am Leben zu erhalten, bis Killer eine angemessene Bestrafung für sie gefunden hätte. Dieser verfluchte Pirat.

Eine Gänsehaut durchfuhr Oni bei dem Gedanken, was der blonde, maskierte Pirat mit ihr angestellt hatte. Er hatte sie in Besitz genommen und Oni genoss jede einzelne Sekunde davon. Die Demütigung saß noch immer in ihren Gliedern und sie dachte an den rothaarigen Sklaven, dem sie erbarmungslos den Arm abhakte, nur um Sarana zu zeigen, dass sie niemand war, mit dem man sich ungestraft anlegen konnte. Doch als sie darüber nachdachte, empfand sie Reue. Vor allem, weil ihr Handeln sie hierher gebracht hatte.
In die Tiefen des Kerkers, verletzt und gedemütigt, ohne Aussicht auf Rettung.
Schwere Schritte näherten sich und Oni konnte nicht sagen, wie viele Personen es waren, doch es kam eindeutig jemand nach unten - zu ihr. Trotz des Kerzenscheins, erkannte sie nicht gleich, wer hier vor ihr stand. Oder ihr Verstand nahm es nicht schnell genug auf, denn der Anblick des goldglänzenden, blonden langen Haars und einer unverwechselbaren Maske, brachte sie nicht gleich zum Zittern. Zuerst glaubte sie - hoffte sie, dass er nur eine Illusion war, eine die sie nachts heimsuchen wollte, um sie für ihre Sünden zu bestrafen.
Als er näher trat, hörte sie das schneidende Geräusch einer silbernen Klinge, die eine Reflektion in die Schatten warf und ihr nichts anderes versprachen als ein drohendes Unheil.
"Unmöglich", flüsterte sie leise, als der Pirat vor dem Gitter stand und den Kopf schief legte. Oni konnte ihren Augen nicht trauen, dass er hier stand, als wäre nichts gewesen. Jeder Schritt musste reine Folter für den Piraten sein und trotzdem strahlte er reine Stärke aus, getrieben von Rache. "Hab ich dich endlich gefunden!"
Wie die Ruhe vor dem Sturm, öffnete er die Zelle und auch wenn Oni sich bis an die Wand drängte, konnte sie ihm nicht entfliehen und sie gestand sich ein, dass sie auch keine Kraft mehr dafür besaß. "Ist das die Kleine?" Oni erschrak, als sie jemanden hinter dem großen Mann hörte und versuchte an den starken Armen von Killer vorbei zusehen. Zur Sicherheit ergriff er ihren Kragen, auch wenn es ihm völlig unnötig erschein, denn sie war nicht mehr diese beängstigende, irre Frau, die ihm das Fleisch von den Knochen schnitt und dabei herzhaft lachte.
Killer schnaufte etwas enttäuscht, ganz so hatte er sich die Rache nicht vorgestellt, aber es musste reichen. "Ja. Du und Heat taucht erstmal ab... Zuerst muss ich das hier noch erledigen, bevor wir Kid holen. Die Menschenhändlerin wird ihm nichts tun, da bin ich mir sicher." Oni erkannte nicht, wie der Mann aussah oder wer er war und Killer ließ es auch nicht für einen Augenblick zu, dass sich ihre Augen von ihm abwanden. Sie hörte nur noch, wie sich die dunkle Gestalt entfernte und Killer ihre Wangen ergriff und sie keuchen ließ, durch den starken Druck, den er auf ihre Verletzungen ausübte.
"Na, Oni. Willst du nochmal spielen?" Er hob die Klinge und ließ sie über ihre geschundenen Lippen gleiten, ohne ihr wirklich wehzutun, doch brachte es Onis Knie vollkommen aus dem Gleichgewicht.

Es stürmte noch immer auf der Insel und Sarana beobachtete den Regen, wie er gegen die Scheiben rauschte und der Wind die Bäume zum Schwingen brachte. Das leise Ticken einer Uhr hinderte sie am Einschlafen und sie fuhr sich seit zehn Minuten genervt durch die Haare.
Kid lag neben ihr und schlief, sein Gesicht war vollkommen entspannt und ihr Herz machte einen Aussetzer, als sie ihn betrachtete. Die letzte Nacht fühlte sich an wie das letzte Mal, wie ein unausweichlicher Abschied. Nur deswegen konnte sie sich so hingeben, sie wollte einmal ihrem Gefühl nachgeben, ohne Angst vor den Konsequenzen. Sie hoffte inständig, dass es nicht die falsche Entscheidung war. Vorsichtig legte sie ihren Kopf neben Kids und musterte seine Gesichtszüge, strich sein Haar glatt und lächelte, als sie bemerkte wie unbezähmbar es war. Wie sollte es auch anders sein?
Sie horchte in den Raum, trotz des Sturms war das Ticken unerträglich laut.
Ihre Augen wanderten durch das Zimmer und sie versuchte den Übeltäter zu finden, doch sie konnte keine Uhr entdecken. Frustriert legte sie ihren Kopf wieder in das weiche Kissen, versuchte das Bild des Piraten in ihrem Gedächtnis festzuhalten. Ob sie es nun wollte oder nicht, irgendetwas zog sie zu ihm und sie hatte keine Kraft mehr sich dagegen zu wehren.
Wie konnte sie nur glauben, dass sie ewig so weitermachen könnten? Eustass Kid war niemand, den man an sich binden konnte. Und auf einmal hörte sich nichts mehr um sich herum, weder den Sturm noch das sekündige Ticken einer Uhr, von der sie sicher war, das sie es niemals in diesem Raum gehört hatte.

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Mein Lieben,
die Gruppen bilden sich, Pläne werden geschmiedet und ein unausweichlicher Kampf steht bevor. Ich freu mich schon so darauf! Und kann es kaum abwarten, bis es endlich rund geht *grinstüberbeideOhren*. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr mir diese Geschichte am Herzen liegt und werde schon etwas wehmütig mich bald zu verabschieden ;'(. Ich weiß zwar noch nicht, wie viele Kapitel es im Endeffekt werden. Ich bau noch daran und hoffe ihr seid bis zum bitteren Ende bei mir, um euch von Kid und Sarana zu verabschieden.

Gruß, Sturmhoehe *

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt