Zerstör mich

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Sarana schrie sich die Seele aus dem Leib, als sich der scharfe Dolch erneut in ihren Unterarm bohrte. Nur die Spitze drang in die Haut, aber so langsam und schmerzvoll wie nur möglich. Kaya linste, mit einem amüsierten Funkeln in ihrem Auge, der Schwarzhaarigen in das verzerrte Gesicht. So wollte sie die Schlampe sehen. Wie sie flennte und schrie. Allerdings hatte die Schwarzhaarige enorme Energiereserven, die die Piratin erst ergründen musste, um sie gänzlich zu brechen. Die stumme Frau drehte die Waffe mit der Spitze wieder langsam in dieselbe Wunde, schnitt immer ein Stückchen weiter und zwischen den wüsten Beschimpfungen und den wütenden Knurrlauten, schlich sich das ein oder andere Mal ein schmerzerfüllter Schrei hinzu.
„Fick dich!", knurrte Sarana nochmal – rein um sich Luft zu machen - und die Piratin grinste ab und an amüsiert, wenn der kalten Geschäftsfrau die körperlichen Schmerzen zusetzten. Die Schwarzhaarige konnte das Spiel noch lange spielen, aber Heat hatte sie schon so in der Mangel gehabt, dass sie sich unter Kayas gekonnten Foltermethoden kaum zusammenreißen konnte. Das Mädchen ließ den Dolch sinken und stand mit einer galanten Drehung auf, während Sarana sich eine kurze Verschnaufpause erlaubte, bevor die Spielerei der mysteriösen Frau weiterging. Im Gegensatz zu ihrem Vater war Kaya noch ein Kinderspiel. Die Sklavenhändlerin versuchte sich an den Gedanken wie an einer Strickleine festzuklammern. Sie hatte Schlimmeres erlebt und sie konnte nicht fassen, dass sie dafür gerade wirklich dankbar war. Kaya schritt zu einem verschmutzten Tischchen, rollte einen vergilbten Lederbeutel aus und ließ ihre Finger darüber gleiten, als würde sie stumm ein Klavierspiel einstudieren, sich die Tasten vorstellen und den Ton nur in ihrem Kopf hören. Sarana streckte ihren Hals, ihr Kopf hing für einen Moment kraftlos an ihren Schultern herab und sie sah der schlanken Piratin dabei zu, wie sie womöglich ein neues, ohne Zweifel schmerzhaftes Gerät zückte. Vielleicht fing der Spaß gerade erst für sie an und Sar schluckte schwer, als ihr ihre Schwester in den Sinn kam, die es selbst durchaus genoss, wenn sie sich Zeit nehmen konnte. Die Piratin gab ein äußerst merkwürdiges Quieken von sich – eine Mischung aus Freude und Erstaunen. Sarana machte sich auf eine sehr kreative Methode der Folter gefasst. Und sie wurde nicht enttäuscht. Neben dem unangenehmen Ziehen, das sich auf ihren Unterarmen ausbreitete, fühlte sie, wie sich ihre Kehle vor Angst zuschnürte. Die schwarze Pupille stach nun mit einer helleren Farbnuance hervor, als sich ein flammend grauer Ring darum legte, der der Piratin endlich etwas Leben einhauchte. Die Frau zückte einen Bunsenbrenner, drehte theatralisch die Kapsel auf, bis eine heiße Stichflamme zum Vorschein kam. Scheiße – die Kleine erinnerte sie viel zu sehr an Oni.

Kid verfolgte das Geschehen auf dem Anwesen, lethargisch sah er aus der großen Fensterfront und griff instinktiv nach seinem Stumpf. Sein Zimmer war so weit abgelegen, dass er durch die Glasscheibe kaum alles erkannte. Es befand sich wohl genau auf der anderen Seite, doch immer mehr Menschen verirrten sich hierher und versuchten die Hölleninsel zu verlassen. Je mehr Zeit verstrich desto mehr spannte er sich an, sein Gesicht verfinsterte sich und er überlegte – für seine Verhältnisse viel zu lange - ob er die Chance ergreifen sollte zu fliehen. Egal wie. Die Finger des Hünen knacksten hörbar, als er sie nervös zusammen drückte. Ihm reichte diese Hilflosigkeit, er wollte sich wieder wie er selbst fühlen. Wenn sie angegriffen werden, betraf es ihn ebenfalls - er hatte keine Lust darauf noch weiter verschleppt zu werden. Bevor Kid den ersten Versuch wagte sich umzusehen, damit er etwas finden und damit die Glasfront einschlagen konnte, flog die Tür mit einem schmetternden Poltern aus den Angeln. Kid hob schützend die Hand über seinen hochroten Kopf, kniff die Augen zusammen, hüstelte, weil ihm Rauch und Dreck in die Lunge stiegen. Wie eingefroren stand er da, noch immer halb schützend den Arm vor seinem Gesicht und konnte nicht glauben, wer hier alles ins Chaos stürzte. Heat und Killer standen an der Tür in der Hoffnung, dass es endlich die richtige war und tatsächlich: Der feuerrote Teufel stand nur in einer schwarzen Leinenhose in einem luxuriös eingerichteten Zimmer - der Anblick war grotesk.

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt