Eskalation

415 26 4
                                    

"Bitte mich, Kid!"

Die Worte hallten in seinem Kopf nach und sein ganzer Körper spannte sich an. Alles in ihm rebellierte, zog sich zusammen vor Abneigung und das Einzige, nach was es ihm verlangte, war zu schreien und ihnen vor die Füße zu spucken. So hätte er es zumindest bei jedem anderen Feind getan. Doch er konnte diese Menschenhändlerin einfach nicht zur Gänze durchschauen. Würde sie ihm wirklich dieser irren Blondine überlassen?
Kid wollte gar nicht wissen, was Killer durchmachen musste.
Der Gedanke alleine trieb einen bitteren Geschmack an seine Zungenoberfläche.

Sarana wartete - geduldig, denn ihr war klar, dass sie ihm nur dadurch alles abverlangte. Sie bewunderte den Piraten auf eine merkwürdige Art und Weise. Körperliche Schmerzen konnte er ohne Mühe ertragen, aber ihn zu demütigen, ihn vor solch eine Wahl zu stellen, war für ihn ein Höllenritt und Sarana erkannte diesen Umstand und wusste ihn hiermit zu nutzen. Sein Konflikt war deutlich zu sehen. Er schnaufte wütend wie ein Stier, spannte jeden Muskel seines Körpers an, überlegte, wägte ab. So viel Taktik hätte sie ihm gar nicht zugetraut, aber so konnte man sich täuschen. Immerhin war er ein Kapitän, segelte auf der Grand Line und hatte sich einen Namen gemacht. Eustass 'Captain' Kid - gefürchtet und respektiert, hing hier an einer steinernen Mauer und überlegte tatsächlich zu flehen. Für das Wohl seines Freundes und seiner selbst willen. Sarana wurde unruhig, denn sie hasste es zu warten und der Rothaarige trieb ein gefährliches Spiel, indem er so tat, als würde er überlegen, was er tun sollte.
"Kid.. Meine Geduld neigt sich dem Ende zu!" Ein Knurren folgte auf das bedrohliche Zischen und dieser ständige Längenvergleich der beiden zerrte an den Nerven aller Anwesenden. "Wie du willst. Dann verrotte hier unten.. du kannst schreien und flehen so viel du willst - denn ab jetzt ist es zu spät und ich werde dir deinen hübschen Vize nur noch in kleine Stückchen bringen, bis dich dein Verstand zu Fall bringt!"

Kid brauchte eindeutig zu lange für die schwarzhaarige Schönheit und sie drehte sich um, wollte ihn noch mehr zappeln lassen und legte ihre Stirn in sorgenvolle Falten, als sie sich entschloss ihn hier in diesem Drecksloch zurückzulassen. Doch bevor sie gänzlich aus der Tür war, erschütterte ein ohrenbetäubender Schrei den gesamten Kerker und zerriss Saranas Herz. Der Schrei ging endlos und sie musste allen Mut zusammenfassen, um sich umzudrehen und sich dem grausigen Anblick zu stellen.

"N-nein."

Es war nichts als ein Flüstern, als sie erkannte, was hier gerade passiert war und alles in ihr starb ab. Sie fühlte nichts, nur endlose Leere, als sie in die mordlüsternen Augen ihrer kranken Schwester sah. Mit Blut besudelt, grinsend, mit einem Beil in der Hand. Die dunklen Augen funkelten gefährlich und für die Schwarzhaarige war es, als hätte man sie in die Zeit zurück versetzt. Wie sie und ihr Vater sich über sie beugten, grinsend über den Umstand, dass sie Höllenqualen litt. Und auch jetzt konnte sie kein Gefühl richtig zuordnen, identifizieren - sie war völlig entsetzt. Oni hatte ihren Befehl missachtet, ihr Vertrauen missbraucht und auf eigene Faust gehandelt, dass immer für Chaos sorgte. Chaos, das Sarana jedes Mal unendlich viel Arbeit und Kraft kostete, um es wieder in Ordnung zu bringen.

Sarana nahm nur noch die Schreie des rothaarigen Piraten wahr, getränkt von Schmerz und Qual, wie sie es noch nie zuvor zu Ohren bekam. Es ging durch Mark und Bein und sie blickte auf den Boden, es sah aus, als wäre er mit einer Fontäne an Blut besudelt worden. Oni schmiss die Waffe in die Lache, direkt vor Saranas Füße und zerrte an dem feuerroten Haar. Sie fixierte die eisblauen Augen ihrer Schwester und stellte sich schützend hinter den kräftigen Körper von Kid. Ihr hämisches Gekicher wurde nur noch von den kräftigen Schreien von Killer übertönt, der womöglich bei dem Anblick seines Kameraden tausend Tode starb. "Hahaha.. Schwesterchen. Du müsstest dein Gesicht sehen.. Leider musste das sein. Es wird Zeit, dass dich jemand wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt - dir zeigen, wo dein Platz ist." Die blonde Frau hielt nichts von dem Plan, mit Kid ein kleines Psychospiel zu spielen, viel mehr wollte sie Sarana aufzeigen, dass für Zuneigung kein Platz war und sie bestrafen, wie es ihr Vater immer getan hatte. Ihre blutverschmierten Finger tanzten über die schöne Brust des gepeinigten Piraten, verhöhnte damit Saranas Zuneigung für etwas völlig sinnloses - zumindest in Onis Augen. Sar war immer noch wie erstarrt, ihr ganzer Gefühlshaushalt wurde herumgewirbelt wie eine verdorbene Blüte, die vom Wind fortgerissen wurde. Diesen Anblick konnte sie nicht so schnell verarbeiten, wie es normalerweise der Fall wäre.

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt