Aftercare

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Langsam erwachte der heißblütige Pirat aus seinem festen Schlaf und fühlte sich elend. Die Ereignisse der letzten Nacht waren - heiß, dass musste er zugeben. Auf eine verdrehte, kranke Art und Weise. Und die teuflischen Lustgeräusche der schwarzhaarigen Schönheit konnte er noch immer sehr gut hören, spielte seine Erinnerung wie einen Film ab und grinste etwas.
Die meisten Frauen, die er traf waren niemals so zügellos und stürmisch, sondern hatten eher Respekt oder sogar etwas Angst vor ihm. Als er so darüber nachdachte, erkannte er, dass die meisten sich ihm automatisch unterworfen hatten - bis jetzt.
Diese wunderschöne und gebrochene Frau hatte Kid in nur kurzer Zeit den Kopf verdreht. Er schien fasziniert von dieser Naturgewalt und es war wie eine besondere Aufgabe sie zu zähmen. Als würde sich in ihr ein besonderer Schatz befinden, nach dem Kid sich schon ewig sehnte.

Kid wand sich schmerzerfüllt aus dem Bett, schnaufte und keuchte, als würde er jeden Moment wieder zusammenbrechen. Das Zimmer war ein einziges Chaos und er strich sich die Haare aus dem Gesicht. Seine Wunden schmerzten und bluteten teilweise wieder. Das hauchdünne Leintuch klebte schon auf seiner verschwitzten und blutenden Haut. Sarana hatte ihn komplett ausgebrannt. Es kam nicht oft vor, dass er am nächsten Tag kaum aus dem Bett kam. Allerdings musste er auch noch nie so eine 'Bondage-Folter-Scheiße' mitmachen. Die Tür ging auf und das hübsche Mädchen von gestern betrat wortlos das Zimmer und sah sofort zur Seite, weil er immer noch splitternackt war. Gefolgt von einem älteren Mann mit einem spitzen Kinn und kurzen weißen Haaren. Seine Augen waren pechschwarz, strahlten aber eine beruhigende Wärme aus, als sich die beiden Männer eingängig musterten.

Der Arzt des Anwesens nickte Kid zu und ließ Hina zuerst ihren Pflichten nachgehen, bevor er den Piraten genauer untersuchte. Das junge Mädchen machte sich daran die verschmutzten Laken zu wechseln und das Zimmer wieder halbwegs in einen Normalzustand zu kriegen. Doch die dunklen Augen des älteren Mannes weiteten sich immer mehr, als er sich den Rothaarigen so ansah. Der Doktor arbeitete schon jahrelang für die Familie Storm, musste sich immer um die besonderen Sklaven kümmern, angefangen mit John Storms und heute waren es die von Sarana. Er war es also gewohnt, die Menschen auf dem Anwesen zusammenzuflicken, doch bei Kid musste er schlucken. Er kannte schon jede grausige Form der Folter, alleine die aktiven Jahre von Mr. Storm zeigten, zu welch wahnsinnigen Taten der Mensch im Stande war. Doch der Pirat sah nicht gut aus - so hatte Sarana noch nie einen Neuling zugerichtet. Und dieser Umstand machte ihm Sorgen und er fragte sich wirklich, was letzte Nacht los war.
"Guten Morgen. Wie fühlen Sie sich?", fragte er ohne wirklich eine ehrliche Antwort zu erwarten.

"Was glaubst du denn? Das Weib hat mich gefressen und wieder ausgespuckt.."
Der Doktor nickte zaghaft, hatte er noch nie solch hasserfüllte aber ehrliche Worte gehört. Die Meisten waren geschockt, müde und ausgelaugt, konnten kaum reden nach den ersten Erlebnissen mit Ms. Storm. "Ja, so sehen Sie auch aus. Mein Name ist Dr. Reichenbach und ich soll sie genau untersuchen, da Ms. Storm sich Sorgen macht, dass das gestern vielleicht zu viel für Sie war!" Er stellte seinen Arztkoffer ab und runzelte nachdenklich die Stirn.
"Tz.. Sorgen? Als hätte die Schnepfe Gefühle..", maulte er und stand zögerlich auf, ließ sich dennoch behandeln, in der Hoffnung, dass er wenigstens ein paar gute Schmerzmittel bekam.
Der Arzt grinste leicht bei den Worten des Piraten. Mit geschickten und automatisierten Bewegungen ging die Untersuchung nach kurzer Zeit zu Ende.

Hina servierte dem Piraten noch sein Frühstück, das er grummelnd annahm. Die ganze Situation war für ihn absurd. Er wurde verhätschelt und bedient, als wäre er ein kleiner Goldjunge. Doch der Preis dafür war, sich von der Hausherrin die ganze Nacht den Arsch versohlen zu lassen. Eine bittersüße Pille, die er nun schlucken musste.
"Sarana versucht sich immer gut um ihre Männer zu kümmern", sagte das schüchterne Mädchen auf einmal. "Aha." Kid war nicht ganz überzeugt, aber er griff dankbar nach dem Essen und verschlang es regelrecht. Hina lächelte leicht, als sie dem hungrigen Mann dabei zusah, wie er sich über das Essen hermachte, als wäre es seine Henkersmahlzeit.
"Immerhin hat er Appetit." Der Arzt packte seine Sachen zusammen und nickte, als er die beiden alleine zurück ließ, um mit Sarana zu reden.

"Claudius!", sagte die Schwarzhaarige freundlich und lächelte den älteren Herren durch die dämmrige Dunkelheit des Raums an. Er war der Einzige, der sie jemals freundlich erlebt hatte. Sie hatten eine besondere Beziehung zueinander, da er sie immer fürsorglich behandelte, nachdem sich ihr eigentlicher Vater an ihrem Körper ausgetobt hatte. Als Kind stellte sie sich oft vor, seine Tochter zu sein, weit weg von den Grausamkeiten ihrer leiblichen Familie.
"Wie geht es ihm?", fragte sie etwas beschämt.

Eine kleine Woge der Scham und Schuld konnte sie nicht von sich abprallen lassen, schon gar nicht vor ihrem engsten Vertrauten. Wenn jemand davon wüsste, würde sie sofort in Verruf geraten. "Er kommt wieder auf die Beine - starker Mann. Allerdings.. Hast du ihn ziemlich zugerichtet, für sein erstes Mal, dass kenne ich gar nicht von dir."
Der Arzt machte sich Sorgen, denn die Psyche der Frau war schwer einzuschätzen, was nur allzu verständlich war, nach allem was sie durchgemacht hatte.
Sarana trat aus dem Schatten heraus und er runzelte die Stirn, als er ihr Gesicht sah.
'Der Wildfang hatte sich wohl mit allen Mitteln gewehrt', ging es dem Mann durch den Kopf.
"Verstehe..", murmelte Reichenbach. "Lass mich dich ansehen, Sarana!"

Die Schwarzhaarige drückte ihre Nägel in ihren Unterarm und schnalzte mit der Zunge, als sie die fordernden Worte von dem besorgten Arzt hörte. "Mir geht es gut, Claudius."
Er schüttelte den Kopf und deutete auf die Kleidung, er duldete keine Widerrede. Er musste sicher sein, dass es dem Mädchen gut ging, für das er nun ihr halbes Leben sorgte.
Sarana zog sich missmutig aus und ließ sich genervt begutachten. Sie fühlte sich nackt und verletzlich und das lag nicht daran, dass sie sich vor dem Arzt entkleidete, sondern daran, dass er sah wie schwach sie eigentlich war. Dass sie einem Mann nachgab, sich schlagen und dominieren ließ, obwohl sie schwor, dass es hierzu nie wieder kommen würde.
Sie zischte, sobald sich die kalten Hände auf ihre Haut legten und die Schmerzen sie an die letzte Nacht erinnerten.

"Ich glaube deine Rippe ist angeknackst!", murmelte er und legte ihr einen Verband fest um den Leib. "Ihr solltet beide auf derartige Aktivitäten verzichten, Sarana. Bis ihr wieder fit seid.. Schalte ein paar Gänge runter!", sagte er und packte seine Sachen wieder zusammen.
Sie kicherte tonlos auf und zog sich wieder an. "Ein paar Gänge?"
"Ja und wenn du das nicht kannst, solltest du ihn einfach in Ruhe lassen!"
"Willst du mir vorschlagen mit ihm zu kuscheln?" Belustigt verzog sie ihr Gesicht, setzte sich zurück an den Schreibtisch und rollte mit den Augen. Alles schmerzte an ihr und sie schenkte sich ein Glas Vodka ein, das sie in einem Zug leerte, um sich etwas zu betäuben. Vor allem ihre Gedanken. Das Gespräch mit ihrer Schwester wühlte sie immer noch auf und bevor sie wieder in diesen grausamen Erinnerungen versank, in die Tiefe gezerrt wurde, musste sie jedes noch so kleine Gefühl abtöten.

"Vielleicht ist er dann weniger aufmüpfig!", kicherte der Arzt und konnte sich das selbst kaum vorstellen. Sarana hatte sich mit dem Piraten ein hartes Stück Arbeit angelacht. Wenn zwei solch stolze und dominante Wesen aufeinander treffen, kann es doch nur in eine Katastrophe münden. Und nur so konnte es wirklich enden - in einer Katastrophe. Es wird ein tobender Sturm über Sarana und Kid hereinbrechen, der nicht nur die beiden versenken wird, sondern alle auf dem Anwesen.

Die Schwarzhaarige verzog ihr Gesicht aufgrund der Worte von Claudius und konzentrierte sich lieber wieder auf ihre Arbeit, signalisierte dem alten Mann so, dass sie nicht in der Stimmung für weitere Diskussionen oder Ratschläge sei. Als er die junge Frau verließ, wurde sein Herz schwer wie Blei und er rieb sich schuldbewusst den Hinterkopf. Dieses Mädchen musste so viel durchmachen, nichts hatte er dagegen unternommen, um selbst nicht in die Fänge von John Storm zu geraten. Und jetzt? Jetzt musste der Arzt der beängstigenden Wahrheit ins Gesicht blicken. Sarana wuchs immer mehr in die Fußstapfen ihres Vaters und das nur, weil ihr niemand wirklich half. Auch er selbst nicht.

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt