Eine unausgesprochene Sache

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Hina klammerte sich mit Tränen in den Augen an Oz' Arm fest. Er unterdrückte ein leises Zischen, als sich die Fingernägel sogar durch den Stoff seines dunkelblauen Hemdes bohrten und an seiner Haut kratzten. „Was ist hier los?", murmelte das Mädchen mit den blassblauen Augen und sah dem schaurigen Treiben auf dem Anwesen mit einer gewissen Furcht entgegen. „Ich schätze Kids Mannschaft holt sich ihren Captain zurück!"
Der Blauhaarige schluckte und versuchte sich nicht von seiner Angst übermannen zu lassen. Sie waren hier nicht mehr sicher und mit Hina an seiner Seite musste er etwas unternehmen, da er genau wusste, welche Befehle er hatte, sobald das Storm-Imperium in Gefahr war. „Hina..." Sein Ton war drückend ruhig und das Mädchen sah ihn erstaunt an, als sich das dunkle Augenpaar auf sie richtete und aussah, als würde es sie zum ersten Mal wirklich ansehen. Nur zaghaft löste sie sich von dem weichen Stoff unter ihren Fingern und dem angenehmen sicheren Gefühl, das Oz ihr gab. „Wo ist dein Katana?", fragte er schließlich und Hina atmete schwer aus. „In meinem Zimmer!" Ohne Hina zu antworten, zog Oz sie mit sich, während er seinen Revolver im Anschlag hielt und sich vorsichtig durch die Gänge der Villa schlich. Zügig versuchte er jeglichem Kampf auszuweichen, so lange die Dunkelhaarige noch nicht im Besitz ihrer Waffe war.

„Hina... Verflucht nochmal!", motzte der Blauhaarige mit dem jungen Mädchen, die sich schon wieder keuchend in den Rasen warf, neben ihr das Katana mit einem blauweißen Griff. Er hatte keine Nerven mehr für das Mädchen, auch wenn Sar persönlich von ihm verlangte Hina auszubilden und zu einer starken Kriegerin zu formen, sah er nicht gerade viel Potenzial in dem Mädchen. Sie war zu weich, zu ängstlich – eben keine Kämpferin. Hina versteckte ihre tränenden Augen unter ihren schwarzblauen Stirnfransen, damit Oz nicht sah, wie sehr er ihr zusetzte. Sie verstand nicht warum sie dieses Prozedere durchmachen musste, denn sie war nichts weiter als ein Hausmädchen. Unscheinbar und schwach. Falls sie hier auf der Insel angegriffen wurden, gab es weitaus bessere Optionen als sie. „Steh auf!"
Sie atmete tief durch und stellte sich auf ihre wankenden Beine. Reumütig und scheu wie ein junges Reh blickte sie ihm in seine schönen onyxfarbenen Augen und versank, einen unangenehm langen Moment, darin. Oz entging dieser Ausdruck nicht und er schüttelte ihn jedes Mal ab, bevor in ihm nur ein Funke von Sympathie aufkommen konnte. Auch wenn es Sarana nie aussprach, wusste er, dass er sein Glück und seine Stellung nicht unnötig herausfordern durfte. Neben der Schwarzhaarigen war kein Platz für weitere Liebschaften und schon gar nicht für ein so junges Ding wie Hina. „Was war das für ein jämmerlicher Angriff? Los, nochmal!" Er hob die Hände und deutete an, dass er von ihr mehr Kampfkraft forderte, doch das Hausmädchen schnaubte verzweifelt und ließ den Kopf hängen, bei dem Gedanken Oz angreifen zu müssen. Oz knurrte frustriert und holte zum Schlag aus, so schnell, dass er sie entweder schwer verletzen oder sie endlich aufwachen würde. Und bevor er abbremsen konnte, hörte er das klirrende Aufeinanderprallen zweier Schwerter. Er grinste breit, als er die lodernden und dunklen blauen Augen vor sich sah.

Hina zog das Schwert aus der schwarzen Scheide, auf der sich zarte rosa Blüten befanden und fand den Umstand, dieses Geschenk ausgerechnet von Sarana erhalten zu haben, immer noch äußerst ironisch. Sakurablüten, die einst den schönen Garten schmückten, als sie hier ankam und ihr grausames Schicksal seinen Lauf nahm. Sie seufzte und schnallte sich das Schwert auf den Rücken, bevor sie Oz nachlief und sie sich auf den Weg machten, um Alarm zu schlagen. Damit das ganze Anwesen erfuhr, dass sie angegriffen wurden, mussten drei Hebel betätigt werden, um alle Bewohner der Insel in Sicherheit zu bringen. Hina musste leicht lächeln, als sie davon hörte und offiziell zum Kreis der Eingeweihten gehörte. Sie erfuhr von dem Herzen der ältesten Stromtochter, denn egal wie sehr sie sich verschloss und versuchte ihre Untergebenen mit Angst zu regieren, so konnte man auch behaupten, dass sie sie bis zum Äußersten beschützte. Oz holte sie mit zwei Schüssen aus ihren Gedanken, die er lustlos auf einige Piraten abgab, um sich den Weg freizumachen. „Oz-sama!", schrie jemand und sie hielten augenblicklich inne. Eine Schar ihrer Kollegen stellte sich ihnen mit Waffen entgegen, die sie auf dem Anwesen irgendwo aufgetrieben hatten. Der Blauhaarige sah sich einen der Sklaven eingängig an, der mit wachsender Ungeduld die Axt zwischen seinen Händen hin und her schwenkte. Er grinste breit und Hina bekam ein beklemmendes Gefühl, als sie erkannte, dass sie die beiden wohl nicht einfach vorbeispazieren ließen. „Was soll das werden?", fragte Oz warnend und trat einen Schritt näher auf den Mann zu.

Sei der Sturm [One Piece ● Eustass Kid ● OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt