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Eigentlich war heute ein Tag wie jeder andere. Ich machte mich fertig für die Arbeit am Hafen. Ich trug eine braune Hose, ein graues Hemd, das eigentlich für Männer war und schwarze Stiefel. Mein rotes Haar war zu einem Zopf zusammengebunden. Wenn man mich so sah, hielten mich viele für einen Mann, aber ich tat auch nichts, um diesen Gedanken aus ihren Köpfen zu vertreiben. Ich mochte es nicht, eine Frau zu sein und wie eine behandelt zu werden, deswegen war mir das ganze nur recht. Die Männer, mit denen ich arbeitete, wussten mittlerweile alle, das ich eine Frau war, aber es war ihnen genau so egal wie mir, immerhin konnte ich es mit ihnen aufnehmen. 

Am heutigen Tag hatten viele Piratenschiffe angelegt und da sie mit den Beladen der Schiffe nicht nachkamen, war für uns Hafenarbeiter Sonderschicht angesagt, was wir natürlich bezahlt bekamen. "Hey, Zero, bring mal eben die Kiste mit den Früchten nach oben", rief mir mein Vorgesetzter zu. "Jawohl", antwortete ich ihm, ging zu der Kiste, hob das unglaublich schwere und unhandliche Ding an und brachte es auf ein Schiff, dessen Bug aussah wie ein Wal. An Deck legte ich das schwere Teil ab und kletterte wieder vom Schiff, wobei ich wusste, das man mich beobachtete. 

Gerade, als ich die nächste Kiste greifen wollte, schaltete sich mein Warnsystem ein. Ich hatte von Zeit zu zeit immer komische Vorahnungen, so auch jetzt. Ich sah, wie ein Mann von einer Kanonenkugel verletzt wurde und zusammenbrach. Suchend sah ich mich um, konnte den Mann aber nicht erblicken, den ich in meiner Vision gesehen hatte. Dann hörte ich eine Tür auf dem Schiff, von dem ich gerade kam. Das musste er sein! Lange konnte es nicht mehr dauern, also griff ich die Nächste Kiste, sprang wieder auf das Schiff, stahl mir dabei ein Schwert und lief auf den Mann zu, der aus der Tür kam. Sofort wurde es hektisch, den sie dachten, ich würde ihn angreifen, aber wenige Meter vor ihm, drehte ich mich einmal komplett um dann die Kanonenkugel aufs Meer hinaus zu schicken. Überrascht und auch verwirrt starrten mich die Leute an. 

"Ah, Zero hatte anscheinend wieder eine Eingebung", sprach einer der anderen Hafenarbeiter, weswegen ihn nun einer der Piraten fragend ansah. "Was für Eingebungen?", fragte er. Es handelte sich dabei um einen Mann mit blonden Haaren, dessen Kopf der einer Frucht ähnelte. "Ach, das ist Normal. Zero sieht ab und an kleine Bruchstücke der Zukunft, deswegen spielt niemand mehr gegen ihn. Er hasst hinterhältige Angriffe, deswegen hat er wahrscheinlich gerade eingegriffen, oder habt ihr die Kugel kommen sehen?", fragte nun der Hafenarbeiter den Fremden. "Nein...", sprach der Pirat. Zur gleichen Zeit ließ ich das Schwert wieder sinken und sah aufs Meer hinaus. Von wo war diese Kugel gekommen, fragte ich mich im stillen, ehe man mich zu Boden riss und dort festhielt. "Hey, was soll das! Loslassen!", rief ich aufgebracht. "Du wolltest Vater töten!", rief einer der Männer, die mich festhielten. Ich konnte ihren Hass förmlich spüren, ebenso wie ihre Mordlust. "Lasst ihn los", sprach der Mann, den ich in meiner Vision hatte zu Boden gehen sehen, "ich glaube kaum, das er mich töten wollte. Sonst wäre er ja nicht in den Weg gesprungen, oder?" 

Damit waren die Männer, die mich festgehalten hatten zufrieden, sodass sie mich losließen. "Woher wusstest du, das eine Kugel in meine Richtung geflogen ist?", fragte mich der Fremde Mann, den die Piraten als Vater bezeichneten. Da kam der Mann hinzu, dessen Kopf einer Frucht glich. "Er hat Eingebungen, zumindest meinte das gerade einer der anderen Hafenarbeiter. Er sieht kleine Bruchstücke in der Zukunft und hasst es, wenn jemand hinterhältig attackiert wird", erklärte er alles, sodass ich es nicht mehr musste. "Gut, wenn das geklärt ist, schönen Tag noch", sprach ich dann kalt, ging zur Reeling und sprang hinunter. "Hey Chefchen, ich mach Feierabend für heute", meinte ich an meinen Boss gewandt. Dieser war etwas verblüfft, nickte dann aber zustimmend, sodass ich mich auf den Weg nach Hause machen konnte. 

Zu Hause angekommen schloss ich meine Tür und sank dahinter zu Boden. Mein herz war mir in die Hose gerutscht, solch eine Angst hatte ich schon lange nicht mehr. Wieso war ich auch so doof gewesen und hatte mich eingemischt? Mich hätte es doch nicht stören brauchen, wenn diesem Mann etwas passiert wäre. Nervös biss ich auf meine Lippe, immerhin stand jetzt rein theoretisch ein Pirat in meiner Schuld. Unweigerlich musste ich leicht lächeln. Wie ihm das wohl gefiel, in der Schuld eines Hafenarbeiters zu stehen?

Zwei Stunden saß ich da, bis jemand an meine Tür klopfte. Verwirrt stand ich auf und öffnete die Tür, nur um in das grimmige Gesicht meines Vermieters zu sehen. "Pack seine Sachen und raus! Du bist schon wieder überfällig mit der Miete! Solches Pack wie dich brauche ich hier nicht!", schrie er mich an. Panisch blickte ich mich um, wo sollte ich jetzt hin? Viel Geld hatte ich nicht und die Miete musste ich ja auch noch irgendwie bezahlen...

"Ich packe nur meine Sachen, dann bin ich weg", meinte ich leise und fing an, meine Kleidung und ein paar meiner wenigen Habseligkeiten einzupacken, sodass ich nachher mit einem Koffer und einem Rucksack dastand. Traurig gab ich meinem Vermieter den Schlüssel und auch das letzte geld, das ich besaß und machte mich auf den Weg zum Hafen. Vielleicht könnte ich bei einem meiner Kollegen unterkommen, doch das war nur eine falsche Hoffnung, wie ich später feststellen durfte.

Unter einem falschen Stern - One Piece FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt