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Niemand weckte mich, nicht einmal die Wachablösung für Orka. Ich wusste nicht, wie lange sie schon da war, aber was ich wusste war, als ich aufwachte, das ich meinen Augen nicht traute. Ace war Orkas Wachablösung gewesen, der Mann, den ich zur Zeit nicht sehen wollte, weil es mir selbst einfach zu sehr weh tat. Still und heimlich wollte ich mich davon machen, doch anscheinend hatte Ace nur darauf gewartet, das ich aufwachte. "Bleib hier", meinte er und klang dabei so kalt, wie das Meer an einer Winterinsel. Mit angst im Herzen sah ich ihn an und hoffte, das er es schnell machte. Ich wollte nicht noch mehr Leiden, als was ich es ohnehin schon tat...

Da ich nichts sagte, drehte Ace sich zu mir um und sah mich dabei an, als wäre ich Abschaum. Vermutlich war ich das auch, aber schmerzen tat es mich trotzdem, besonders, da er derjenige war, der dies vermutlich dachte. "Ich habe dich den ganzen Tag gesucht", meinte er dann und kam auf mich zu. Zurückweichen konnte ich nicht, stand ich doch schon am Rande des Krähennestes. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, nur um mir meine Fingernägel in die Hand drücken zu können. Ich wollte nicht in tränen ausbrechen, nicht hier und nicht vor ihm, dem Mann, den ich insgeheim liebte und doch verraten hatte. "Jetzt sag doch was verdammt!", schrie er mich mit einem mal an, sodass ich doch nach hinten zurückwich und dabei über die Kante des Krähennest fiel. Erschrocken darüber streckte ich meine Hand aus, um mich womöglich noch irgendwo festhalten zu können, doch leider schaffte ich es nicht. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, als ich so in der Schwerelosigkeit des freien Falls war. Würde ich mit Glück ohne große Schäden unten aufprallen oder würde mich womöglich jemand fangen? Würde ich sterben, wenn ich ungebremst aufkam? Ich würde es nie erfahren, den mit einem Mal stoppte mein freier Fall. Ace hatte mein Bein gepackt und versuchte mich zurück ins Krähennest zu ziehen, während wir von den entsetzten Kameraden an Deck beobachtet wurden. Er war schnell genug gewesen, mich, die Kopfüber aus dem Krähennest gefallen war, zu packen und festzuhalten, ohne dabei selbst hinab zu stürzen. "Verdammt Scarlet! Hilf mir mal!", schimpfte der schwarzhaarige und hatte dabei wirklich Mühe, mich wieder hinauf zu ziehen. Nicht, das ich ihm zu schwer war, es lag vielmehr daran, das er mein Bein nicht wirklich gut halten konnte, da ich eine lange Hose trug und diese jederzeit reißen konnte. Ich beugte mich nach vorne und schaffte es, Ace Arm zu ergreifen und mich dann an seinem Hals festzuhalten. Als er sicher war, das ich mich auch wirklich gut an ihm festhielt, ließ er mein Bein los und dieses schnellte wie ein nasser Sack nach unten, was einen kleinen Ruck durch meinen und auch Aces Körper verursachte, der begriff, das er mein ganzes Gewicht an seinem Hals hing. Schnell legte er mir seine Arme um den Körper und zog mich zurück ins Krähennest, wo wir beide erst einmal erschöpft und auch erleichtert aufatmeten. "Sag mal, spinnst du?", brüllte Ace mich an, doch ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. "Ich wollte mit dir reden und nicht, das du dich umbringst!", schimpfte er weiter. Empört über diese Anschuldigung plusterte ich etwas meine Wangen auf und sah ihn böse an. "Das war keine Absicht! Ich hatte nicht vor, hinab aufs Deck zu segeln wie ein nasser Sack Kartoffeln!", antwortete ich ihm. Anstatt weiter zu schimpfen, fing Ace an zu lachen. Ich verstand es nicht und das sah er mir sicherlich auch an. "Ich hatte schon Angst, du willst nie wieder mit mir reden", meinte er mit einem mal und brachte mich damit aus der Bahn. "Das selbe habe ich auch gedacht", sprach ich und sah ihm dabei in seine Augen. "Du dachtest, ich würde nie wieder mit dir reden wollen? Das dachte ich zuerst auch, aber dann habe ich dich singen gehört. Ich... konnte nicht schlafen, also bin ich an Deck gegangen und habe dich gehört. Ich war überrascht und doch gleichzeitig erfreut, weswegen ich an Deck geblieben bin, bis Orka kam. Nachdem er die Wache übernommen hatte bin ich auch ins Krähennest und habe Orka schlafen geschickt. Du wirktest so friedlich, wie du geschlafen hast, also wollte ich dich nicht wecken und habe gewartet, das du wach wirst", gestand er mir. Das er mich singen gehört hatte, gefiel mir nicht, aber da jetzt noch was gegen unternehmen konnte ich nicht. Zudem wusste ich nicht, wieso ihm die Tatsache, das ich gesungen hatte, so gut gefallen hatte. Ace fasste sich ins Gesicht, so als wäre ich diejenige, die auf den Schlauch stand, aber anscheinend war es in diesem Moment der Fall. "Du verstehst nicht, was ich dir versuche zu sagen oder?", fragte er nach, wobei ich erkennen konnte, das er rot wurde. War es ihm unangenehm, darüber zu reden? Unsicher schüttelte ich leicht den Kopf und behielt ihm im Auge. Was auch immer seine Beweggründe waren, ich würde sie bald erfahren, dachte ich mir. Das Ace sich mir mit einem mal so sehr näherte, das er fast auf mir lag, brachte mich vollkommen aus der Bahn. Verlegen schloss ich meine Augen und hoffte, das es bald vorbei war, nur um festzustellen, das er mir seine Lippen auf die meinen gelegt hatte. Erschrocken öffnete ich die Augen und starrte ihn an. Mein Herz pumpte wie verrückt und vermochte womöglich aus meiner Brust heraus zu springen, nur um Ace zu zeigen, wie sehr ich ihn eigentlich liebte. Langsam löste er sich von mir und lächelte leicht über mein erschrockenes Gesicht. "Scarlet, ich liebe dich!", erklärte er mir seine tat nun und beugte sich wieder vor, um mich zu küssen. Überglücklich darüber legte ich ihm meine Arme um den Hals und zog ihn näher an mich, wobei ich angefangen hatte zu weinen. Niemals hätte ich dies für möglich gehalten und nun war es die Wahrheit. Ich liebte Ace und er mich. Ich hatte mich die ganze Zeit umsonst verrückt gemacht! Was war nur los mit mir gewesen? Ich hätte doch mit ihm reden können, oder? 

"Ich glaube, ich übernehme ab hier die Wache. Ihr beide seht danach aus, als würdet ihr euch lieber mit etwas anderem befassen wollen", hörten wir beide mit einem mal die Stimme von Marco hinter Ace. Ich sah ihn erschrocken an und Ace erst! "Tut mir leid!", stammelte Ace und löste sich von mir, um dann wieder seinen Posten einzunehmen. Marco schüttelte nur den Kopf und deutete auf mich. "Geh ruhig und verbring mit der Kleinen etwas Zeit, aber wehe du tust ihr weh, dann bring ich dich um", appellierte der Phönix an den schwarzhaarigen. Dieser schluckte leicht und sah dann zu mir. Er streckte mir die Hand hin, die ich dankbar ergriff und half mir auf. "Danke Marco, aber ich kann auf mich aufpassen", meinte ich empört an ihn. Dieser lachte leicht und legte mir eine Hand auf den Kopf. "Ich weiß und trotzdem bist du wie eine Schwester für mich. Deswegen muss ich dich auch beschützen", meinte er mit sanfter Stimme. Grinsend umarmte ich den Phönix und ging dann zur Takelage, um hinabzuklettern, wobei Ace mir folgte. "Achja, wir haben dir wieder ein Zimmer hergerichtet. Thatch zeigt es dir gleich, nachdem du endlich mal wieder was gegessen hast", rief Marco mir noch hinterher. Kurz dachte ich nach und musste feststellen, das ich wirklich seid gestern nichts gegessen hatte. "Ja, danke für alles", rief ich zu Marco und kletterte dann weiter hinunter, bis ich auf dem Deck ankam. Dort wartete schon ein ziemlich wütender Thatch, der mich direkt in die Küche entführte. Ace folgte uns beiden, den er wollte anscheinend wirklich Zeit mit mir verbringen und hatte das nicht nur so gesagt. Ich freute mich sehr darüber, das Ace nun wusste, das ich ihn liebte und das er mir auch seine Gefühle gestanden hatte. Hätte ich nicht angefangen zu singen, dann hätte er es nie erfahren. Manchmal ist so ein Zufall doch etwas feines...

Unter einem falschen Stern - One Piece FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt