"Er ist dein Vater?", fragt Ace noch einmal nach. "Ja, tut mir leid", meinte ich und sah nun wieder aufs Meer hinaus. Ace bekam keinen Ton raus, doch als ich hörte, das sich die Tür zum Deck öffnete, knöpfte ich mein Hemd zu und band mir meine Haare wieder zusammen. Niemand von ihnen sollte wissen, wer ich wirklich war, den das würde meinen Untergang bedeuten. "Was schaust du so Captain?", fragte einer meiner Kameraden, als er zu Ace kam. Ich reagierte nicht darauf und sah in die Ferne des Ozeans. "Es ist nichts, ich dachte, ich hätte einen Seekaiser gesehen", meinte Ace und drehte sich dann von mir ab, um wieder ins innere des Schiffs zu gehen. Ich hingegen blieb draußen. Der kühle Wind wirbelte durch meine Haare und das Wetter fühlte sich an, als würde es gleich umschlagen. Da ich nicht die Navigatorin, sondern bloß die Köchin war, behielt ich es für mich, bis zu dem Zeitpunkt, an dem unsere Leben gefährdet waren! Ohne eine Ankündigung lief ich zum Mast und kletterte hinaus. Ich holte, ohne es meinem Captain zu sagen, die Segel ein. Danach sprang ich wieder vom Mast und griff mir das Ruder. Manchmal verfluchte ich meine Vorahnungen, so auch in diesem Augenblick. Wieder lag es an mir, das Schiff zu retten.
Innerhalb weniger Sekunden schlug das Wetter um, wie ich es vorausgesehen hatte. Dichte Wolken erschienen am Himmel, dicht gefolgt von heftigen Sturmböen, welche das Schiff heftig durchschüttelten. Einige meiner Kameraden waren an Deck geeilt, nur um entsetzt dabei zusehen zu müssen, wie ich das Schiff versuchte aus einem vermaledeiten Riff zu lenken. Anscheinend tat den Männern ihre Untätigkeit weh, weswegen einige zu mir kamen und mich fragten, was sie tun sollten. Ich sagte ihnen, sie sollten die Ladung sichern und darauf aufpassen, das kein Teufelsfruchtnutzer über Bord ging. Also ging Orka los und verfrachtete Ace unter Deck, da dieser der einzige Teufelsfruchtnutzer in dieser Mannschaft war. Dies war keinen Augenblick zu früh passiert, den schon brachen die ersten riesigen Wellen über uns ein. Mit aller Kraft hielt ich mich am Steuerrad und versuchte das Schiff auf Kurs zu halten, während die anderen die Ladung sicherten.
So schnell, wie der Sturm aufgezogen war, so schnell war er auch verschwunden. Innerhalb weniger Wimpernschläge war wieder strahlend blauer Himmel und das Meer zeugte keinerlei Sturm. Es war schon merkwürdig, aber anscheinend waren wir mit einem blauen Auge davon gekommen, den neben ein paar kleineren Schäden am Schiff war niemand zu schaden gekommen. Erschöpft, den ich war die einzige gewesen, die noch nichts gegessen hatte, sank ich neben dem Steuerrad zu Boden und starrte völlig durchnässt in den Himmel. Wieso zum Teufel verrieten mir meine Vorahnungen nur soetwas und nicht etwas gutes? Wieso zeigten sie mir nicht, wo die Whitebeard-Piraten waren? Wieso musste ich sie suchen? Fluchend schlug ich mit der geschlossenen rechten Faust auf das Deck neben mir, sodass alle, die sich an Deck befanden, erschrocken in meine Richtung sahen. "Alles in Ordnung?", fragte mich Orka, als er auf mich zu kam. "Ja, alles in Ordnung", meinte ich und erhob mich wieder. Ich wollte mich umziehen, den so würde ich mich definitiv noch erkälten.
Ohne mit jemanden zu Sprechen ging ich unter Deck und dort in meine Kajüte. Diese schloss ich ab und fing an mich auszuziehen. Dabei legte ich meine Brille auf den Nachttisch. Mit einem Gesichtsausdruck, der von meinem Kummer zeugte, ging ich in das kleine Badezimmer, wo ich in den Spiegel sah. Was ich dort erblickte, erschrack mich selbst. Zwar wollte ich all die Jahre wie ein Mann aussehen, aber nun sah ich aus wie ein Wrack! Das nasse Haar klebte mir im Gesicht, meine Augen wiesen dunkle Schatten auf und meine Lippen waren rissig. Ich musste an die Frauen denken, die ab und an in der Kneipe gewesen waren. Sie hatten so wunderschönes Haar gehabt, so wunderbare Lippen und nun stand ich hier, gab mich für einen Mann aus und würde niemals so aussehen wie sie. Dieser Gedanke tat mir weh, den insgeheim wollte ich irgendwann eine Familie haben, doch so war mir das Unmöglich. Welcher Mann würde sich schon für eine Frau entscheiden, die manchmal mehr Mann war als so manch anderer ihrer Kameraden?
In meinem Kopf fing eine alte Melodie an zu spielen, sodass ich unbewusst anfing zu singen. Irgendwann hatte ich das Lied einmal gehört, aber ich kannte nurnoch diesen Absatz, den es traf, meiner Meinung nach, auf mich zu.
My mind's a kaleidoscope, it thinks too fast
Blurs all the colors 'til I can't see past
The last mistake, the choice I made
Staring in the mirror with myself to blame
Sometimes I'm afraid of the thoughts inside
Nowhere to hide inside my mind
I'm scared that you'll compare and I'll look a lifetime past repair
I second guess myself to death, I re-solicit every step
What if my words are meaningless? What if my heart's misleading this?
I try to capture every moment as it comes to me
Bottle up the memories and let them keep me companyWhen the hope of morning starts to fade in me
I don't dare let darkness have its way with me
And the hope of morning makes me worth the fight
I will not be giving in tonight
((Erster Absatz + Refrain))
Mir war in diesem Moment egal, wer mich hören könnte, aber irgendwie musste ich mein Herz ausschütten und wenn es nur mir selbst war. Darin war ich gut geworden. Ich konnte meinen Kummer mit mir selbst verarbeiten. Ich war mein Therapeut und zeitgleich auch mein Patient.
Nachdem ich die Zeilen, die sich mir ins Gedächtnis gebrannt hatten, gesungen hatte, verließ ich mit einem Handtuch bewaffnet das kleine Badezimmer, um mich in meinem Schlafbereich auszuziehen und dann abzutrocknen. Dabei kamen wieder die Gedanken hoch, die mich schon so oft haben zweifeln lassen. Wäre meine Mutter stolz auf mich gewesen? Das ich mich alleine durchgeschlagen hatte? Das ich niemanden mehr zu vertrauen schien? Das ich alleine in diesem Moment Angst davor hatte, verraten zu werden? Ich wollte nicht daran glauben, aber durch allem, was mir in den letzten Jahren passiert war, war es unvorstellbar, das ich einfach einmal Glück hatte. Womöglich würde am nächsten Hafen die Marine auf mich warten, um mich in Gewahrsam zu nehmen. Um mich zu beruhigen, sang ich mir noch einmal im stillen den Refrain vor, ehe ich mich wieder anzog, als wäre ich ein Mann und mich dann in mein Bett legte. Nach diesem Tag, der meine Emotionen ziemlich hochgeschaukelt hatte, brauchte ich den Schlaf. Sollte man mich wirklich verraten, so würde ich mich mit allem, was ich hatte, zur wehr setzen.
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Unter einem falschen Stern - One Piece FF
FanfictionDies ist wieder eine One Piece FF, die sich rund um die junge Zero dreht, die durch ein Missverständnis immer für einen Mann gehalten wurde und sich dann verliebt, doch dadurch in nur größere Schwierigkeiten gerät. Wird sie die Probleme bewältigen k...