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Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Diese Zeit gab mein Vater mir und ließ mich an seiner Schulter weinen, bis sein Hemd durch meine tränen ganz durchweicht war. Mit zittrigen Fingern löste ich mich aus seiner Umarmung und wich etwas von ihm zurück. Es tat mir leid, das er mir jetzt beistehen musste und das ich ihn von seinem Job als Kapitän abgehalten hatte und doch war ich ihm unendlich dankbar. "Besser?", fragte er mich und legte mir dabei seine Hand auf meinen Kopf. Ich nickte leicht und wischte mir die Reste der tränen weg. "Na komm, zieh dir was warmes an und komm mit an Deck. Bei einem schönen Bier und was ordentlichem zu Futtern geht es dir gleich wieder besser!", meinte er und dabei konnte ich hören, das er vermutlich grinste. Von dieser Aussage aufgeheitert musste auch ich instinktiv lächeln und dabei zeitgleich den Kopf schütteln. "Klingt nach einem guten Plan", meinte ich und erhob mich von meinem Bett. Ich suchte mir schnell in meinem Schrank eine Jacke heraus und ging dann gemeinsam mit meinem Vater an Deck. Zwar waren alle in Kampfbereitschaft und niemandem war wirklich zum Feiern zumute, doch hatten sie einen großen Tisch gedeckt, an dem wir alle sitzen konnten. Shanks deutete auf den Platz am Ende des Tisches, an dem er eigentlich immer Saß. "Na komm meine Kleine, setz dich. Wir werden das Schiff gegen Abend eingeholt haben und dann wird Ruby bei uns sitzen, doch fürs erste heißen wir dich wieder willkommen, meine geliebte stursinnige und manchmal leichtsinnige und doch treue geliebte Tochter!", sprach Shanks und schon fingen die anderen an Deck an zu jubeln. "Ihr seid alle Spinner", sprach ich und setzte mich dann auf den mir von meinem Vater gewiesenen Platz. 

Wir aßen gemeinsam und sprachen über alles, was mir in der Zwischenzeit passiert war. Kurzzeitig musste ich meinen Vater festhalten, da dieser kurz davor war, Whitebeard anzurufen und ihn zu fragen, warum er sich seinem Mädchen gegenüber so verhalten hatte und eben dieses verhalten meines Vaters ließ mich lachen. Wieso hatte ich mich eigentlich jemals darum gesorgt, das ich keinen Platz hatte, an dem man mich haben wollte? Ich hatte ihn genau hier! Hier bei den Menschen, die mich nun schon eine Zeit lang kannten und die wussten, wie sie mich aufzuheitern hatten. Hier bei meinem Vater, der mich liebend gerne ich Watte packen würde und doch wusste, das ihm das unmöglich war und hier bei einer Crew, die genau wusste, das ich für jeden von ihnen ins Messer springen würde! Gegen nichts in der Welt würde ich sie eintauschen, das stand fest und nachdem mein Vater sich beruhigt hatte und ich ihn loslassen konnte, beendeten wir unser Frühstück, wie ich zwischen zeitig feststellen durfte und setzten dann unsere Verfolgungsjagd fort. 

Mit jeder Minute kamen wir dem Schiff näher, auf dem Ruby sich befinden müsste und mit jeder Minute wurde ich wieder wütender und zeitgleich besorgter! Was, wenn sie Ruby etwas taten? Was wenn sie ihr schon etwas angetan hatten? War es dann meine Schuld? Nein, es wäre nicht meine Schuld. Man hätte sie auch mitgenommen, wenn ich nicht dort gewesen wäre und nun hat sie eine höhere Überlebenschance, als wäre ich niemals da gewesen! Das Schicksal hatte uns zusammengeführt und mir damit eine Schwester gegeben, die ich nicht wieder verlieren wollte! Mit gezogenen Schwertern machten wir uns zum Kampfe bereit, wissend, das wir dabei unsere Leben verlieren könnten, nur um Ruby zu retten! 

Knarzend kam unser Schiff neben denen der Sklavenhändler nah an ihre Schiffswand, sodass wir einfach nur hinüberspringen konnten. Eine der ersten Personen, die das Schiff der Feinde betrat, war ich. Sofort sah ich mich nach Ruby um, doch erblickte ich sie nicht. Wo konnte sie nur stecken? Brüllend stürzten sich die Männer meines Vaters auf die ihnen fremden Männer, als mein Vater neben mir erschien. "Hast du sie schon gesehen?", fragte er mich, da er nichteinmal wusste, wie Ruby aussah. "Nein, ich werde mich unter Deck umschauen!", sprach ich und lief los zur Tür, die höchstwahrscheinlich runter führte. "BEN, du begleitest sie!", rief mein Vater und sogleich stand Ben, Vaters eigentlicher Vize neben mir und gemeinsam mit ihm lief ich unter Deck. Wir durchkämmten den ganzen Schiffsbauch, bis wir vor der letzten Tür standen. Ich war mir nicht sicher, was wir hier erblicken würden, immerhin hatten wir schon einige Frauen gefunden und ihnen geholfen von hier zu fliehen, doch von Ruby gab es kein Lebenszeichen. War sie vielleicht garnicht an Bord? Unsicher fing ich an, auf meinen Fingernägeln zu kauen. Eigentlich hatte ich damit aufgehört, doch jetzt, wo mir der Zustand von Ruby solch eine Angst einjagte, fing ich wieder damit an.

Ich war so in meine eigenen Gedanken vertieft, das ich nicht einmal bemerkte, wie Ben die letzte Tür öffnete, hinter der sich ein rothaariges Mädchen versteckte. Dadurch, das Ben etwas größer war als ich, sah sie mich nicht und fing an zu schreien. Ich konnte in ihrem Schrei die Angst und die Qualen hören, die ihr der Anblick von Ben wohl brachten, immerhin kannte sie ihn nicht. Allerdings erkannte ich auch etwas anderes an dem Schrei! Es war Rubys Stimme, die ich dort gehört hatte, sodass ich mich zusammenriss und an Ben vorbei ging, um Ruby direkt von ihren Fesseln zu lösen. "Ruby!", sprach ich ihren Namen aus, sodass sie aufsah, den aus Angst hatte sie ihre Augen geschlossen gehabt. "Scarlett!", rief sie und fing an zu weinen, als sie mir um den Hals fiel. Dann sah sie erschrocken zu Ben, der uns beide beobachtete. "Keine Angst, er ist einer von Vaters Kameraden. Er ist hier, um uns zu helfen!", versprach ich Ruby und stand auf. Doch anstatt auch auf ihre Beine zu gehen, blieb Ruby auf dem Boden sitzen. Erst da bemerkte ich, das ihre Beine ganz geschwollen waren. Gerade, als ich sie hochheben wollte, trat Ben neben mich und nahm sie hoch. "Keine Sorge, ich tue dir nichts, wir müssen hier nur schnell raus", sprach er und schon rannten wir drei durch die Gänge hinaus in die Abenddämmerung, wo wir schon sehnsüchtig von unserem Vater erwartet wurden. Zwar hatten wir es nach draußen geschafft, doch hatte es seinen tribut gefordert. Ruby war, kurz nachdem wir die Zelle verlassen hatten, bewusstlos geworden. Anscheinend hatte sie solange gekämpft, wie ihr Geist es zugelassen hatte und nun, wo sie mich gesehen hat und sich wahrscheinlich denkt, das sie sicher war, forderte ihr Körper die Erholung ein, die er verpasst hatte. 

Unter einem falschen Stern - One Piece FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt