XI| new realizations

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J.S.P POV

Victoria stand auf und stürmte die Treppe hoch. Am Esstisch war es mucksmäuschenstill, nur aus dem Nebenzimmer konnte man Albus, Lily, Scorpius und die anderen lachen hören. Das gedampfte Lachen der Jüngeren war eine gefühlte Ewigkeit das Einzige was man hörte.

Nachdenklich blickte Ich nach der Reihe jeden meiner Verwandten an. Der erste Satz, der mir in Sinn kam war: "Meine Verwandten haben sich komplett daneben verhalten."

Es war nicht das erste Mal, dass ich mir das dachte. Bei so gut wie jedem Familientreffen wanderte dieser Satz mindestens einmal durch meinen Kopf, aber noch nie war er so treffend wie jetzt.

Was gerade passiert war, wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Es war unmoralisch und ich schämte mich förmlich für sie. Ich meine, obwohl Victoria Malfoy und ich nicht miteinander auskommen, uns nicht mögen, uns hassen, würde ich sie wegen ihrer Herkunft so dermaßen verurteilen.

Was mein Großvater und meine Onkel gerade gesagt haben, war einfach verletzend und moralisch unvertretbar. 

"Die ist ja sensibel...", murmelte mein Großvater und rückte sich die Brille zurecht. Mit diesem Satz war es bei mir vorbei. Teddy neben mir schien meine Gedanken zu bemerken und griff nach meinem Arm, um mich zurückzuhalten, aber ich war schon ruckartig aufgestanden.

Mit einem Knall fiel mein Stuhl nach hinten um und mein leeres Glas auf den Tisch. Sofort wandten sich alle Köpfe zu mir.

"Ich habe keinen Hunger mehr."

Ohne mich noch einmal umzudrehen, wandte ich mich ab und lief den selben Weg hinauf wie Malfoy.

Schnell rannte ich die Treppe hinauf und wollte schon in mein Zimmer gehen, als ich schluchzen aus dem Gästzimmer hörte.

Ich ging leise am Gästezimmer vorbei und bemerkte, dass die Tür nur angelehnt war. Das Schluchzen auf der anderen Seite der Tür wurde immer lauter, und damit auch meine Neugierte.

Unauffällig schob ich die Tür ein bisschen auf und spähte in den düsteren Raum. Soweit ich erkennen konnte, war die einzige Lichtquelle die kleine verstaubte Nachttischlampe, die Albus und ich als Kinder einmal aus dem Fenster geworfen haben, als wir uns um sie gestritten haben.

Im Augenwinkel sah ich Victoria auf dem Bett sitzen. Der Zauber, der ihre Haare glättet hatte sich offensichtlich gelöst und nun fielen sie ihr in wilden Locken über den Rücken. Ich kann mich nicht erinnern, ob sie sich jemals ihre Haare nicht geglättet hat. Sie sah anders aus. Schön anders.

Obwohl sich jeglicher Verstand, der noch in mir übrig war, dagegen sträubte, öffnete ich die Tür noch ein Wenig. Mit dem Fuß schob ich sie noch weiter auf, bis sie plötzlich komplett aufsprang und mit einem lauten Knall gegen die Wand stieß.

Mein Blick wanderte sofort zu Victoria Malfoy.

Ihre Nase war rosig und die Haut um ihre Augen war rot, fleckig. Sie schaute mich einfach nur an, sie muss mich schon vorher bemerkt haben. Ihre grauen Augen sahen dunkler aus, wenn sie weinte, fast schon blau.

Ich hatte schon oft Mädchen weinen sehen. Ich bin mit einer kleinen Schwester aufgewachsen, die schon heulte, wenn sie nicht das Richtige zu Essen bekam. Ich habe auch schon eine Menge Mädchen zum heulen gebracht. Aber sie sahen alle immer gleich aus. Rotzige Nase, geschwollene Augen, laute Schluchzer. Einfach nur gewöhnliche Mädchen, die sich über irgendeine Nichtigkeit aufregten.

Aber wieso sah Victoria Malfoy dann so anders für ihn aus?

Nicht dass ihre Nase nicht verrotzt oder ihre Augen nicht geschwollen wären. Ihre Schluchzer waren sogar lauter, als die der meisten Mädchen. Für jeden anderen hätte sie jetzt einfach wie eines jener gewöhnlichen Mädchen ausgesehen. Aber nicht für mich.

𝐛𝐫𝐮𝐢𝐬𝐞𝐝.|ᴊ.s ᴘᴏᴛᴛᴇʀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt