VI | 10 hours

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10 Stunden vor der Hochzeit

J.S.P POV

Mir stockte der Atem, als ich den ganzen Streit mitanhörte. Ich stand am Flur und die Zimmertür war leicht geöffnet. Ich wollte nicht lauschen, wollte ich wirklich nicht. Aber ich konnte auch nicht einfach vorbei gehen.

Ich habe das ganze Gespräch mit angehört. Von Anfang bis Ende. Und meine einzige Frage ist warum Victoria so mit sich reden lässt. Ich mag diesen Francis und dessen Mutter nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich niemanden gemocht hätte, der Victoria heiratet oder daran, dass sie wirklich komisch sind.

Als Victoria plötzlich aus dem Raum stürmte und Katy Francis daran hinderte ihr zu folgen, ging ich schnell einen Schritt zurück. Ich wollte nicht, dass sie mich sahen. 

Aber Katy hatte mich bereits gesehen. Sie wartete bis Francis zurück in den Raum gegangen war, bevor sie zu mir kam.

"Ich bitte dich jetzt um etwas-", ihre Stimme war leise und ihr Blick fordernd.

"-und das ist das erste und letzte Mal, dass ich dich um etwas bitte. Geh und rede mit Victoria. Du weißt, wo du sie findest. Bitte. Lass sie jetzt nicht allein. Bring dieses Chaos hier in Ordnung."

Bevor ich auch nur nicken konnte, war sie schon wieder verschwunden.

Komischerweise wusste ich wirklich, wo ich Victoria finden könnte. Immer wenn sie allein sein will, geht sie normalerweise fliegen. Hier hat sie keinen Besen, also geht sie einfach auf das höchste Gebäude in der Nähe, weil sie die Höhe beruhigt. 

Am Strand ist ein Leuchtturm.

Ich rang mit mir selbst, ob ich wirklich gehen sollte. Es war spät und ich hatte bereits genug getrunken, um meine Gedanken laut auszusprechen. 

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Ich erreichte den Leuchtturm etwa 20 Minuten später. Es regnete in strömen und ich war bis auf die Knochen nass, als ich endlich ganz oben war. 

Victoria saß am Boden und ließ ihre Beine durchs Geländer nach unter hängen. Ihr Blick war starr auf das pechschwarze Meer gerichtet. Ihr Anblick hatte etwas beruhigendes.

"Hey.", meine Stimme war rau vom ganzen Whiskey, den ich getrunken hatte.

Ich setzte mich neben sie und ließ meine Füße gleich wie sie nach unten hängen.

Sie schnaubte. "Hey." Ihre Stimme war spöttisch, aber ich konnte es ihr nicht verübeln.

Sie sah mich nicht mal an. Ihr Blick war starr nach vorne gerichtet. Ich konnte nichts sagen.

All die Gefühle, die ich seit all den Jahren in mir trug, und an diesem Wochenende begonnen zu brodeln begonnen haben, kochten gerade über.

Ich fühlte...alles.

Freude. Glück. Trauer. Wut. Liebe. Reue. Wut. Trauer.

Reue. Am stärkersten fühlte ich Reue.

Ich bereute alles, was ich getan habe. Ich war ein Idiot. Ich war ein verdammtes Arschloch.

Ich dachte, ich tue ihr einen Gefallen, wenn ich sie von meinem verkorksten Leben wegdrücke. Wie dumm war ich?

Sie hat ihr Herz in meine Hände gelegt und ich habe es zerbrochen. Ich bin darauf herumgetrampelt und habe es in Tausend Stücker zerrissen.

Sie hätte alles mit mir durchgestanden und ich habe sie weggedrückt, weil ich sie nicht mit mir hinunterziehen wollte. Ich verdiene sie nicht.

Diese Sache stimmt nach wie vor. Ich verdiene Victoria nicht. Diese ganze verdammte Welt verdient sie nicht.

𝐛𝐫𝐮𝐢𝐬𝐞𝐝.|ᴊ.s ᴘᴏᴛᴛᴇʀWo Geschichten leben. Entdecke jetzt