Tanz

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"Aufstehen", gähnte ich und rüttelte an Ginnys Schulter. "Noch fünf Minuten, Hermine", nuschelte sie und drehte sich um. Genervt verdrehte ich die Augen. Wer hatte noch lange aufbleiben müssen? Mit gesenktem Blick trottete ich in die große Halle. Der wunderbare Duft von Kaffee und gebratenem Speck stieg mir in die Nase. Mit verzogenem Gesicht griff ich an meinen Bauch. Ich hatte furchtbaren Hunger. Eilends lief ich zu Draco, welcher neben Blaise saß. Pansy hockte neben Zabini und warf ihm immer wieder flüchtige Blicke zu, um dann lustlos in ihrem Frühstück zu stochern. "Guten Morgen", grüßte ich Malfoy und ließ mich neben ihm nieder. "Morgen, Granger", murmelte er und nahm meine Hand unter dem Tisch, worauf ich ihn liebevoll anlächelte. Gierig schnappte ich mir eine Scheibe Brot, etwas Marmelade und ließ heißen Tee in meine Tasse laufen. "Also?", fragte ich und schluckte meinen Bissen hinunter. Er sah mich fragend an und ich meinte leise:"Das Sternbild...Dummkopf." Ich kicherte und nippte an meinem dampfendem Tee. "Nun...", räusperte er sich, "ich habe Bellatrix und Voldemort gesehen. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, Granger, aber es gefällt mir nicht. Dann war dort noch Weasley..." "Ron?", entfuhr es mir und ich verschluckte mich. Hustend rang ich nach Luft und er klopfte mir sanft auf den Rücken. "Ja", erwiderte er zähneknirschend und sah sich suchend um. "Ich nehme das nicht als gutes Omen auf", teilte er mir mit und leerte seine Tasse in einem Zug. "Ich auch nicht", gab ich zu und er leckte sich über die Lippen. Flink schob ich mir das übrige Stück Brot in den Mund und würgte es mit dem brennend heißen Tee hinunter. "Ich habe jetzt Muggelkunde", spuckte Malfoy und sah mich dann erschrocken an. "Entschuldigung", flüsterte er und erhob sich abrupt. "Macht nichts", sagte ich langsam und folgte ihm dann. "Wir sehen uns zu Mittag", bemerkte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. 

Dracos Sicht:

Ich verabscheute Muggelkunde, doch das musste ich ihr ja nicht unbedingt unter die Nase reiben. Dank ihr hatte ich viel von dieser naiven Welt kennengelernt, wie eine 'Parkuhr'. Da schossen in mir plötzlich diese Bilder hoch, wie Nagini meine ehemalige Lehrerin zerfleischt hatte. Grausam. Ohne Erbarmen. Zum Glück würde dieses Vieh nie wiederkehren. Ich seufzte. Wo blieb Granger bloß? Sonst war sie doch immer so pünktlich. "Draco", säuselte eine Stimme und ihr Gesicht tauchte vor meinem auf. "Hallo", sagte ich und zog sie neben mich auf die Bank. "Ruhe! Ruhe!", brüllte McGonagall plötzlich und ich sah auf. Gebieterisch breitete sie die Arme aus und fing dann an zu sprechen:"Liebe Schüler. Wie ihr wisst, hat es in letzter Zeit...einige Vorfälle gegeben, die nicht ganz dem Alltag entsprachen. Aus einer guten Informationsquelle haben wir erfahren, dass der dunkle Lord zurück gekehrt ist. Ich bitte euch alle die Ruhe zu bewahren. Wir Lehrer tuen alles, was in unserer Macht steht, um Hogwarts weiterhin für einen sicheren Ort erklären zu können. Danke für eure Aufmerksamkeit." Zuerst herrschte absolute Stille, doch dann ging ein Raunen durch den Saal und viele Schüler steckten aufgeregt ihre Köpfe zusammen. "Du hast es ihr erzählt", äußerte ich kühl. "Ja, ich meine... Nein! Ich habe es Harry erzählt. Ich musste es einfach tun, Draco!", versicherte sie mir und ihre Wangen röteten sich. "Es...ist in Ordnung, glaube ich", murmelte ich und nahm ihre Hand. "Ruhe! Zwei weitere Punkte wollen wir noch äußern. Ohne einen Lehrer verlässt niemand das Schulgelände und die Ausflüge nach Hogsmeade werden für die ersten vier Schulstufen gestrichen!", rief McGonagall und sah sich hektisch im Raum um, "Jeder, der am Weihnachtsball teilnimmt, sollte sich verpflichtet fühlen zum Tanzunterricht zu erscheinen. Die genauen Uhrzeiten werden an den Brettern in den jeweiligen Gemeinschaftsräumen erscheinen." Mit schnellen Schritten steuerte sie wieder auf den Podiumstisch zu und setzte sich. Eindeutig schien sie sich nicht über den Ball Sorgen zu machen. Ein völliges Chaos brach aus, denn jeder wollte zu irgendjemandem stürmen, um demjenigen seine unwichtige Meinung kund zu machen. Niemand würde uns bemerken. Ich drückte Grangers Hand und zog sie hoch. Verwundert hob sie ihre Augenbraue, doch ich zerrte sie weiter. "Komm schon", zischte ich und sie stolperte hinter mir her. "Wohin willst du?", keuchte sie und versuchte mich einzuholen. Ihr wirres Haar flog durch die Luft und ihre Rehaugen durchbohrten mich. "Slytherin", meinte ich und führte sie zu den Kerkern. Die düstere Stimmung empfing uns und ich bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Granger sich zitternd die Weste enger um den Körper zog. Ich schlung meine Arme um sie und leitete sie durch die Steinmauer. Auch der Gemeinschaftsraum war eiskalt und ich sah durch die blitzblanken Fensterscheiben, durch die ich in das Unterwasserleben sehen konnte. Auf dem schwarzen Brett an der Wand standen die Neuigkeiten, vor welchen ich gebangt hatte. Mit bebender Stimme las Granger:"Das Trimagische Turnier wird in fünf Tagen fortgesetzt. Viel Glück an unsere Champions!" Ich kniff die Augen zusammen und lehnte mich an die Wand. "Dieses Zeug hat bis jetzt immer nur Ärger gebracht", knurrte ich und rutschte langsam mit dem Rücken hinunter. "Draco", jammerte Granger und setzte sich neben mich, "das wird schon!" Sie knöpfte den obersten Knopf meines Hemdes auf, sodass ich freier durchatmen konnte. "Eben nicht. Es wird alles nur komplizierter!" "Sag doch so etwas nicht... Ich habe gerade gelesen, dass der Tanzunterricht schon heute Nachmittag ist. In einer Stunde, um genauer zu sein." An ihrer Stimme erkannte ich, dass sie die Tränen zurück hielt. Wortlos legte ich meinen Arm um ihre Schulter und zog sie näher, worauf sie ihr Gesicht in meinem Jacket vergrub und ihre Finger in den Stoff krallte. "Hermine, ich liebe und brauche dich so sehr. Das kann nicht mal dieses blöde Sternenbild begreifen... Ich liebe dich. Ich liebe dich!", flüsterte ich in ihr volles Haar und sie kicherte leise. "Und ich liebe dich, Draco. Mehr als die Leute auf der ganzen Welt sich je vorstellen könnten. Malfoy Draco, du bist all das, wonach ich in meinem kaputten Leben je gesucht habe!", antwortete sie und sah mich an. Verdächtig glitzerten ihre braunen Rehaugen und ihre Unterlippe zitterte. "Du bist so schön, Hermine Granger", hauchte ich und drückte ihr einen Kuss auf die weichen Lippen. Ich meinte es ehrlich. Sie war so wunderhübsch und zauberhaft, dass es wehtat und meinem Herzen einen Stich gab. Ich zog sie noch enger an mich und lauschte ihren regelmäßigen Atemzügen. Ihre angenehme Wärme ging auf mich über und ich schloss zufrieden die Augen.

Hermines SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt