Kapitel 2

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Ich hatte diesmal nicht wie sonst das typische Vorgefühl vor dem Tic in meinem Kiefer gespürt, sondern in den Lippen. Was hatte das zu bedeuten?
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Weiter kam ich in meinen Gedanken nicht, da Tim sich gerade von den Zuschauern verabschiedet hatte, weshalb ich auch noch schnell ein "Macht's gut" murmelte und tourettebedingt den Mittelfinger zeigte. Mein bester Freund machte die Kamera aus und sah mich dann leicht besorgt an. "Ist alles ok? Du wirkst so.. abwesend", bemerkte er. "Ja klar. Mich wundert es nur, dass Gisela heute so ruhig ist, obwohl Farbe mich normalerweise triggert", log ich. "Stimmt, bis auf die Farbe, die ich gleich am Anfang abbekommen hab", schmunzelte er. "He, das war gar keine Farbe, das war mein Sperma!" Tim lachte nur, bis ich dank Gisela erneut auf ihn zukam und wieder das Kribbeln in meinen Lippen spürte. Erst, als ich mich verdächtig nahe an seinem Gesicht befand, schaffte ich es, den Tic umzuleiten und biss ihm stattdessen in die Schulter. "Wow, was war das grade?", fragte Tim leicht überfordert und mit schmerzverzerrtem Gesicht. Genau das hatte ich mich gerade auch gefragt, während mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Gisela... hatte doch nicht ernsthaft versucht, Tim zu küssen? War das jetzt ein neuer Tic von mir? Sollte das so sein, könnte das die Freundschaft gefährden? Um dieser Situation zu entkommen, zuckte ich mit den Schultern und murmelte: "Du solltest jetzt vielleicht duschen gehen, he, du stinkst, damit du die Farbe loswirst und sie nicht noch mehr eintrocknet." Tim nickte nur und verschwand ins Badezimmer. Seufzend ließ ich mich auf einen der Stühle sinken. Warum machte mein Tourette das? Wollte es das öfter tun? Würde mein bester Freund das auf Dauer mitmachen? Ich bezweifelte dies stark und langsam stieg die Panik in mir hoch. Was, wenn Gisela mich tatsächlich dazu bringen würde, ihn zu küssen und ich ihn dadurch verliere? Für mich war er nicht nur mein bester Freund, sondern ein nicht biologischer Bruder. Er akzeptierte mich zu 100% wie ich war, bei ihm musste ich mich für nichts schämen. Er war immer für mich da, ich konnte nicht mehr ohne ihn. Und dadurch, dass wir vorallem in letzter Zeit fast jede freie Minute miteinander verbrachten, vermisste ich ihn schon, wenn wir uns einen Tag mal nicht sahen. Wie sollte ich es dann ertragen, ihn vielleicht gar nicht mehr zu sehen? Langsam fiel es mir schwer zu atmen, mein Herz begann zu rasen und ich merkte, wie ich eine Panikattacke bekam.

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Etwas kürzer als das erste Kapitel, ich hoffe, es stört niemanden.
Noch einen schönen Morgen, Mittag oder Abend c:

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt