Kapitel 27

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Lesenacht Teil 4/7

P.o.v. Leonie

Neugierig, wie ich nun einmal war, musste ich mich einfach in Ambers Schlafzimmer schleichen. Ich wollte wissen, ob und wie gut unser Plan klappte, die beiden miteinander zu verkuppeln. Es hätte genug Möglichkeiten für sie gegeben, nach Hause zu kommen oder getrennt zu schlafen, aber das mussten sie ja nicht wissen.
So leise wie möglich und mit einem vorfreudigen Grinsen im Gesicht, versuchte ich, die Tür zu öffnen. Ich war guter Dinge, da das mit dem alleinigen Gespräch der beiden wohl schon so gut geklappt hatte. Zumindest laut Ambers Erzählung, in der sie sich in den Armen lagen.

Als ich jedoch in den Raum sah, war ich überrascht. Natürlich hatte ich nicht erwartet, die beiden gleich beim Akt zu erwischen. Aber dort nur Tim anzutreffen, welcher mich mit großen, verweinten und Enttäuschung versprühenden Augen ansah, damit hatte ich noch weniger gerechnet. „Alles ok? Wo ist Jan?", fragte ich ihn, während ich auf ihn zuging. „Er wollte doch nicht mehr hier schlafen und liegt jetzt im Wohnzimmer auf der Couch", murmelte er. Er klang so kaputt, dass es mir im Herzen wehtat. Der Plan hatte wohl doch nicht so gut funktioniert wie erhofft. Aber das würde mich nicht davon abhalten, die beiden zusammenbringen zu wollen. Langsam ging ich auf ihn zu, setzte mich neben ihn aufs Bett und legte mitfühlend meine Hand auf sein Knie. „Ist irgendwas passiert?"

Während Tim mir von dem Tic erzählte, begann er wieder zu weinen, sodass mir auch fast die Tränen kamen. Ich konnte es einfach nicht sehen, wenn es einem Menschen so schlecht ging. „Och, komm her!", forderte ich ihn traurig auf und breitete meine Arme aus. Kurz bevor ich meine Arme wieder runternehmen wollte, setzte er sich doch noch auf und umarmte mich zögerlich. Tröstend drückte ich ihn an mich.
Es war, als wäre er wieder ein Kind, so hilflos und zerbrechlich wirkte er in diesem Moment. Man hatte einfach das Bedürfnis, ihn vor allem Bösen der Welt zu beschützen. Leise fragte ich ihn: „Liebst du ihn so sehr?" „So auffällig?", nuschelte er eine Gegenfrage. Stimmt, er wusste ja wahrscheinlich nicht, dass Amber mir das erzählt hatte. „Spätestens jetzt ja", antwortete ich deshalb. Warum auch immer, plötzlich fiel mir die Geschichte mit Jans Lover wieder ein. Ich betete für ihn, dass er es noch nicht wusste und auch nie erfahren würde. Es würde ihn vermutlich noch mehr zerstören und wer weiß, was dann passieren würde. Augenblicklich begann ich, mir Sorgen um ihn zu machen und drückte ihn noch ein wenig fester.
Eine Weile war es, abgesehen von Tims leises Schluchzen, still, bis plötzlich ein Geräusch aus der Richtung der Tür zu hören war.

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt