Kapitel 5

3.3K 155 35
                                    

So standen wir eine Weile da und ich genoss es in vollen Zügen. Vorallem, weil Gisela in diesem Moment sehr ruhig war. Ich musste mir nun wirklich endgültig eingestehen, dass ich wohl auch romantische Gefühle für ihn empfand. Oder mich gleich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. 

<><><><><>

P.o.v. Jan

Nach einer gefühlt stundenlangen Umarmung, die es nur mäßig geschafft hatte, mich zu beruhigen, legte Tim seine Hände auf meine Schultern und drückte mich sanft von sich weg. „Ist alles gut?", fragte er mich in einem sanften, fürsorglichen Ton. Die Gedanken in meinem Kopf waren immer noch am Durchdrehen und mein Körper fühlte sich seltsam taub, aber gleichzeitig kribbelig an, was ich der Panikattacke vorhin zuordnete. Gerade als ich die Frage trotzdem mit einem Ja beantworten wollte, machte Gisela mir einen Strich durch die Rechnung, indem sie mich heftig mit dem Kopf schütteln und „Nein, weil du da bist!" rufen ließ. „Soll ich gehen?", fragte mein Gegenüber unsicher lachend.

Ich begann ernsthaft zu überlegen, ob dies vielleicht sogar nicht mal so schlecht war. Nicht, weil ich ihn loswerden wollte, ganz und gar nicht. Ich hatte Angst, ihn nochmal aufgrund meines Tourette Syndroms zu küssen, da dieses wohl Gefallen dran gefunden hatte. Auch wenn Tim behauptete, es würde ihm nichts ausmachen, wollte ich es mir sofort wieder abgewöhnen. Denn spätestens, wenn einer von uns in einer Beziehung wäre, würde dieser Tic höchstwahrscheinlich ein ziemliches Problem darstellen. Ob ich wohl irgendwann diesen Drang nicht mehr verspürte, wenn Tim und ich weniger miteinander machten? Der Gedanke tat mir verdammt weh, aber es schien mir wie die einzige Lösung, um weitere solcher Situationen zu vermeiden. Eigentlich durfte ich mich ja gar nicht wundern, dass Tim immer mehr Tics abbekam, so viel, wie wir miteinander machten. Aber ich konnte ihm nicht direkt sagen, dass es vermutlich besser wäre, den Kontakt zu vermindern. Also ließ ich mir schnell einen plausibel klingenden Grund einfallen, um ihn dazu zu bringen, zu gehen: „Ich bin aufgrund der Panikattacke ziemlich erschöpft und habe Kopfschmerzen. Ich glaube, es wäre besser, wenn ich mich hinlegen würde. He, Arsch, verpiss dich!"

Direkt begann ich, mich ziemlich mies zu fühlen, da ich meinen besten Freund angelogen hatte und ich eigentlich nicht mal wollte, dass er ging. Doch er nickte verständnisvoll und fragte, ob ich noch irgendetwas bräuchte oder etwas für mich tun könne. Ich verneinte dankend und begleitete ihn zur Haustür. Nachdem er sich angezogen hatte, verabschiedete er sich mit einer Umarmung von mir, die ich nur sehr zögerlich und angespannt erwiderte. Der Grund dafür traf schon mehrere Sekunden später ein, da ich, als der Größere sich lösen wollte, ihn gezwungenermaßen nochmal zu mir zog und über seine Lippen leckte. Anstatt sich zu wehren, öffnete er jedoch seinen Mund, wodurch meine Zunge für einen kurzen Moment seine berührte, ehe ich den Tic abbrechen konnte. „Sorry...", murmelte ich peinlich berührt und rot werdend, während ich mit dem Handrücken meine Spucke aus seinem Gesicht wischte. „Alles gut", meinte Tim mit einem diesmal ehrlichen Grinsen im Gesicht, „hättest aber auch gleich sagen können, dass du nen Abschiedskuss willst, anstatt mich abzulecken!" Ich lachte nur kurz schwach auf, während ich das Gefühl hatte, erneut eine Panikattacke zu bekommen, da mein Herz plötzlich schneller pochte. „He, ich will nen Abschiedsfick, Schätzelein!" Daraufhin schlug ich ihm als Tic auf den Hintern und stöhnte. „Ok!", meinte er nur lachend und tat, als würde er sich seine Hose ausziehen wollen. „Provozier Gisela besser nicht, nicht, dass du hier noch vergewaltigt wirst", schmunzelte ich. Er nahm seine Hände wieder von seinem Gürtel, wobei ich mir einbildete, ihn kurz überlegen gesehen zu haben. „Naja, dann ruh dich gut aus. Sieht man sich morgen wieder?", fragte er und ich nickte einfach nur, obwohl ich das eigentlich verhindern wollte. Nachdem der Jüngere meine Wohnung verlassen und ich die Tür geschlossen hatte, lehnte ich mich gegen diese und verbarg vor Verzweiflung mein Gesicht in meinen Handflächen. Wie sollte ich es schaffen, Tim aus dem Weg zu gehen? Ich konnte ihm ja wohl schwer jeden Tag einen neuen Grund nennen, weshalb ich mich nicht mit ihm treffen konnte. Früher oder später würde er merken, dass etwas nicht stimmte und vor meiner Tür stehen. Ich wusste auch immer noch nicht, wie ich es ohne ihn aushalten sollte. Er war mir einfach viel zu wichtig, deshalb wollte ich ihn auch vor meinen Tics schützen, aus Angst, ihn deshalb zu verlieren. Es war ein richtiger Teufelskreis.

Als ich abends im Bett lag und versuchte zu schlafen, dachte ich immer noch darüber nach, wie ich es schaffen sollte, Tim aus dem Weg zu gehen, ohne selbst daran zu zerbrechen. Mittlerweile hatte ich deshalb wirklich Kopfschmerzen bekommen. Nach einigen Malen des Herumwälzens hielt ich plötzlich meinen Atem an und schnappte mir mein Handy. Mir war eine Idee gekommen, weshalb ich auf WhatsApp den Chat mit einer guten Freundin von mir öffnete.

Hey, möchtest du vielleicht noch morgen mit mir nach London fliegen?"

<><><><><>

Jan will also nach London abhauen, um Tim aus dem Weg zu gehen.. Was meint ihr, geht das gut?

Habs doch geschafft, ein sogar recht langes Kapitel zu schreiben, hui :D Und wenn ihr das gerade lest, hat es sogar geklappt, es trotz des verdammt schlechten WLANs hier hochzuladen.
Ich wollte mich auch noch für die 360 Reads bedanken, es ist echt viel zu krass. Ihr seid alle tuhle Menschleins <3
Feedback wie immer gern gesehen, ich wünsche euch noch einen schönen Morgen, Mittag oder Abend!

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt