Kapitel 29

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Lesenacht Teil 6/7

P.o.v. Jan

Ich fühlte mich, als wäre ich gerade dazu verdammt worden, auf ein kleines Kind aufzupassen. Wie sollte ich Tim denn besser trösten können, wenn ich nicht einmal wusste, was ihm passiert war? Scheinbar war ich auch der einzige, dem er es nicht anvertrauen wollte. War ich doch nicht mehr sein bester Freund?

Bevor ich auch noch anfing, Tränen zu vergießen, setzte ich mich zögerlich neben ihn. „Darf ich dich umarmen?", fragte ich unsicher. Ich wollte nichts mehr falsch machen, wollte nicht, dass er mir noch weniger oder gar nicht mehr vertraute. „Natürlich, da musst du doch nicht fragen." Ein wenig erleichtert drückte ich ihn so fest es nur ging an mich. „Bekommst du eh noch Luft?", fragte ich ihn zur Sicherheit und um die Stimmung ein wenig zu entspannen. „So viel Luft ich halt beim dumm Rumheulen bekommen kann", kam es leise von ihm. Seine Aussage triefte nur so vor Selbsthass, was mich schockierte. „Es ist doch nicht schlimm zu weinen, im Gegenteil! Es kann oft echt befreiend sein, wenn man seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Dadurch vergeht Kummer auch viel schneller." „Kommt drauf an, welche Art von Kummer", nuschelte er. Okay, da mochte er recht haben. Nun wollte ich aber erstrecht wissen, was ihn so belastete. „Darf ich jetzt wissen, was los ist?", fragte ich vorsichtig. Er zögerte lange, bis er schließlich nickte und es noch ab und zu schluchzend erzählte. „Ich.. ich bin verliebt. Unglücklich."

Als er das sagte, hatte ich zu viele Gedanken auf einmal. Auf der einen Seite war ich froh, dass er sich mir doch noch anvertraut hatte, andererseits tat er mir extrem leid. Auch mir war es schon so ergangen und ich wusste, wie weh das tat. Dazu kam bei ihm aber noch, dass er ein ziemlich sensibler Mensch war, der sich Dinge schnell zu Herzen nahm. Schließlich drängte sich meine neugierige Seite in den Vordergrund, welche wissen wollte, in wen er verliebt war und warum er keine Chance hatte.

Ich wollte gerade überlegen, wie ich jetzt reagieren oder was ich sagen sollte, doch Gisela war schneller. „He, in meine Mutter!" Wow, ich bin beeindruckt, aufbauender hätte es nicht sein können, schimpfte ich in Gedanken. Wäre mein Tourette eine reale Person, hätte ich ihr jetzt ironisch auf die Schulter geklopft. Wie konnte ich das jetzt wieder geradebiegen?
„Da ich mal nicht annehme, dass das der Fall ist.. Willst du mir sagen, wer sie ist?"

Wieder bekam ich erst keine Antwort, jedoch spürte ich, wie er mehrmals tief durchatmete. „Es..", fing er an, brach dann aber wieder ab. Obwohl ich zugeben musste, dass ich es wirklich wissen wollte, wollte ich ihn nicht drängen. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du das nicht schaffst. Ich kann verstehen, dass das nicht leicht ist."

„Es ist keine sie."

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt