Dass dies nicht die klügste Idee gewesen war, war mir bewusst, aber es schien mir im Moment wie der einzige Weg, nicht komplett zu verzweifeln und die Sache wenigstens für eine Weile vergessen zu können.
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P.o.v. Jan
Es war bereits abends, als wir in unserem Hotelzimmer, in welchem wir die folgenden drei Nächte verbringen würden, angekommen waren. Da wir beide schon ziemlich hungrig waren, packten wir nur das Notwendigste aus und gingen dann hinunter in das Restaurant des Hotels. Dort wurde uns ein Tisch zugewiesen und wir bestellten.
Während wir auf unser Essen warteten, berichtete Leonie mir von einem Bewerbungsgespräch, welches wohl recht gut verlaufen war. Ich hatte sie gebeten, hier in London nur auf Englisch zu sprechen, da ich mal eine Auszeit von meiner Gisela bräuchte, welche mir im Moment sehr zu schaffen machte. Das war es zumindest, was ich ihr erzählt hatte, als sie sich gewundert hatte, warum ich so spontan Urlaub machen wollte. In gewisser Weise stimmte es ja auch, doch ich hatte nach wie vor die Hoffnung, mir diesen einen Tic wieder abgewöhnen zu können, wenn ich für eine Weile mal nichts mit Tim zu tun hatte und auch generell so gut wie befreit von meinen Tics war.
Was genau Leonie schilderte, bekam ich jedoch nicht mit. Das lag jedoch nicht an dem Englisch, sondern daran, dass ich so sehr in meinen Gedanken versunken war. Die ganze Zeit dachte ich über Tim nach und fühlte mich verdammt schlecht. Ich hatte nicht auf seine Nachricht geantwortet, da ich ihn dann vermutlich erneut hätte anlügen müssen. Hoffentlich war er mir nicht allzu böse.
Plötzlich leuchtete das Display meines Handys, welches neben mir auf dem Tisch lag, auf und daraufhin ertönte mein Klingelton. Als ich jedoch sah, was oder besser gesagt wer der Auslöser dafür war, machte ich schnell den Ton aus und steckte mein Handy in meine Hosentasche, ohne den Anruf anzunehmen oder aufzulegen. Leonie sah mich daraufhin verwirrt an. „Tim is calling you, don't you wanna talk to him?" Ich zuckte nur mit den Schultern und betete, dass sie mich nicht weiter ausfragen würde. Doch natürlich wurden meine Gebete nicht erhört. „Are you mad at him? What happened?" „No, everything is fine between us, it's just because I'm a bit tired and hungry. I'll call him back tomorrow", murmelte ich und hasste mich dafür, schon wieder lügen zu müssen. Sie schien es mir zu glauben und begann wieder irgendetwas zu erzählen. Diesmal versuchte ich besser zuzuhören, jedoch wurde ich von meinem immer wieder vibrierenden Handy abgelenkt. Dass ich aufgrund der Vibration genau wusste, wer mir schrieb, machte es nicht besser. Ich hatte nämlich für Tim eine andere als meine normale eingestellt.
Als uns ein Kellner endlich das Essen brachte, war ich verdammt erleichtert. Jetzt musste ich nicht mehr so tun, als würde ich Leonie zuhören, damit sie keine Fragen mehr stellte. Auch wenn das vielleicht böse war, aber ich konnte ihr wirklich nicht davon erzählen, da ich mich selbst nicht mehr verstand und auch nicht mehr darüber nachdenken wollte. Ich wollte einfach nur eine schöne Zeit hier haben und auf andere Gedanken kommen, um dann, hoffentlich ohne diesen Tic weiterhin zu haben, weiterzumachen wie davor.
Das Essen verlief ohne weitere Vorkommnisse, und da Leonie bereits die ganze Zeit am Gähnen war, beschlossen wir, schlafen zu gehen und erst morgen etwas zu unternehmen. Wir gingen also hoch in unser Zimmer, wo ich mein Handy ans Ladekabel schloss und noch kurz Social Media checken wollte. Erst da fiel mir wieder ein, dass Tim mir ja mehrmals geschrieben hatte und ich überlegte, ob ich die Nachrichten lesen sollte. Es schien wohl wirklich wichtig zu sein, da er sonst eigentlich nicht der Typ war, der andere zuspamte. Etwas nervös öffnete ich also WhatsApp und tippte auf seinen Chat.
Hey Jan, willst du heute was machen?" – 15:12
Jaaasassaan wi bist duu??? – 21:02
Kannst du nucht her konneb ihne dih is coll lanfwerilig – 21:05
Bitte icj braich fich – 21:07
Jaaaaaaaasaasn – 21:10
Anrwirte mor bitte – 21:11
Hör auf nucg zi ignurieren – 21:15
Hab jcb was daslch jemaxht? – 21:32Ich bekam leichte Panik und ein verdammt schlechtes Gewissen. Er war offensichtlich betrunken, und zwar ziemlich. Klar kam es hin und wieder vor, dass er mal etwas mehr trank, aber ich war da sogut wie immer dabei gewesen und hatte mich um ihn kümmern können. Was, wenn er es jetzt übertrieb und weiß Gott was anstellte? Auch wenn ich mir fest vorgenommen hatte, ihn zu ignorieren, musste ich ihm antworten, da ich mich so schlecht fühlte.
Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, aber ich bin spontan mit einer Freundin nach London geflogen. Übertreibs nicht zu sehr mit dem Alkohol und pass bitte auf dich auf. - 22:24
Direkt darauf kam schon eine Antwort:
Icj pasd scin af mioh aug Shatziii :**** - 22:25
Isch ahbb dicj vpol lieeebb Janiii :* - 22:26Jaja, ich dich auch – 22:26
Da er daraufhin nichts mehr antwortete, legte ich mein Handy weg und mich ins Bett, um nach gefühlt mehreren Stunden, in denen ich besorgt wachgelegen hatte, endlich einzuschlafen.
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Heute mal wieder ein recht langes Kapitel, weil ich dank euch echt motiviert war. Eure Kommentare sind echt Zucker, danke für euren Support <3
Habt noch einen schönen Morgen, Mittag oder Abend!
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When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction
FanfictionJan und Tim sind schon viele Jahre beste Freunde. Doch könnte diese Freundschaft unter den immer mehr werdenden Tics von Jans Tourette namens Gisela leiden, da er Tim dabei etwas zu nahe kommt?.. Wichtig: Alles, was in dieser Geschichte passiert und...