Kapitel 35

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In der darauffolgenden, unangenehmen Stille rang ich mit dem Gedanken, wie ich ihn am besten zur Rede stellen sollte, wozu ich aber nicht mehr kam. „Wollen wir jetzt drehen?", fragte Tim mit Blick zum Boden. Obwohl ich gerade eigentlich nicht wirklich in der Stimmung dazu war, bejahte ich seinen Vorschlag. Es würde die Situation auflockern und danach würde es uns bestimmt leichter fallen zu reden. Hoffte ich zumindest.
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P.o.v. Jan

Während des Videodrehs verhielten Tim und ich uns relativ distanziert, wodurch ich immer unruhiger wurde. Er wirkte außerdem total abwesend und entkräftet. Wenn nicht einmal jetzt ein richtiger Dialog entstand, würde es nie zu einem ernsthaften Gespräch kommen. Ich musste es irgendwie schaffen, der Stimmung diese Schwere und Anspannung zu nehmen.

Bis zum Ende des Videos überlegte ich, was ich tun konnte, als mein knurrender Magen mich auf eine Idee brachte. Während Tim zur Kamera ging, um sie auszumachen und abzubauen, holte ich mein Handy heraus und öffnete die Seite des Lieferdienstes, bei dem wir am liebsten bestellten. „Ich bestelle jetzt Essen, he, ne Nutte, was willst du haben?", fragte ich meinen besten Freund. „Ich will nichts, danke." Entsetzt starrte ich ihn an. „Du warst doch gerade trainieren, du musst was essen!" Er zuckte mit den Schultern. „Kein Hunger." „Sag mal, spinnst du?", schrie ich schon fast und sprang von meinem Stuhl auf, sodass er zusammenzuckte. „Du kannst nicht einfach Sport machen und nichts essen! Was bitte willst du damit erreichen?" Tim wirkte durch mein Aufbrausen ziemlich eingeschüchtert, sodass seine Antwort nicht mehr als ein Hauchen war. „Ich wollte was für meinen Körper tun."

Seine Antwort ließ mich komplett fassungslos werden. Das einzige, was er da für seinen Körper tat, war, ihm einen riesigen Schaden zuzufügen. Aber warum wollte er das? Als ich Tims verletzten Blick sah, fiel bei mir plötzlich der Groschen. Er hatte mir doch erzählt, dass er unglücklich verliebt war. Dachte er, er müsse sich verändern, um eine Chance zu bekommen?

Ich hatte vor, mich für mein Lautwerden zu entschuldigen, doch in diesem Moment kniff er die Augen zu und fasste sich an den Kopf. Gerade rechtzeitig schaffte ich es noch, zu ihm zu eilen, bevor er umkippte und ich ihn auffing. Irgendwie bekam ich es hin, ihn auf die Couch zu verfrachten, wo ich ihm zwei Kissen unter die Beine legte. Zum Glück kam er dabei wieder zu sich, wobei ich erst bemerkte, wie panisch ich geworden war. Schnell lief ich in die Küche, wo ich ein Glas Wasser eingoss und darin einen Zuckerwürfel auflöste. Ich hatte nämlich ebenfalls ein wenig von Tims Ausbildung zum Rettungssanitäter profitiert, da er mir des Öfteren erzählte, was in bestimmten Situationen zu tun war. Mit dem Glas in der Hand eilte ich zurück ins Wohnzimmer, wo ich es dem dort liegenden überreichte und ihn aufforderte, es leer zu trinken. Zögerlich trank er einen Schluck, wobei er das Gesicht verzog. „Warum ist das so süß?", murmelte er schwach. „Trinken!", befahl ich erneut, ohne auf seine Frage einzugehen. Ich befürchtete, dass er verweigert hätte, wenn er gewusst hätte, dass es Zuckerwasser war. Langsam, aber doch trank er schließlich das Glas aus, wonach ich es auf dem Couchtisch abstellte und mich neben den Liegenden auf den Boden kniete, sodass ich ca auf der gleichen Höhe wie er war. „Wie geht es dir jetzt?", fragte ich besorgt. „Ein bisschen schwindelig ist mir noch und ich hab' Kopfschmerzen." Beruhigend strich ich ihm über den Oberarm. Ob ich damit ihn oder doch eher mich beruhigen wollte, wusste ich selbst nicht genau, aber es schien uns beiden zu helfen. Nach und nach fiel die Panik von mir ab und Tims leichtes Zittern nahm ebenfalls ein Ende.

„Brauchst du irgendwas?", fragte ich, da die Stille und die Situation langsam ein bisschen seltsam wurden. Ohne etwas zu sagen, richtete er sich mühsam auf und breitete seine Arme in meine Richtung aus. Schmunzelnd erfüllte ich ihm seinen stillen Wunsch, indem ich ihn liebevoll umarmte. Meiner Meinung nach hätte es ruhig länger dauern können, bis ich mich wieder von ihm lösen musste, da ich ihn nicht so kurz nach seinem Kreislaufzusammenbruch mit dem Tic überfordern wollte. „Isst du bitte wenigstens jetzt was? Ich nehme mal nicht an, dass du sowas oder Schlimmeres noch einmal willst." Fast schon flehend sah ich ihn an, woraufhin er ergeben nickte. Freudig und deutlich erleichtert schnappte ich mir wieder mein Handy und bestellte. Hoffentlich würde Tim sein Vorhaben jetzt noch einmal überdenken. 

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Hey Leudis! Tut mir wirklich leid, dass ich es nicht früher geschafft habe, ein Kapitel hochzuladen, aber die letzte Schulwoche war echt verdammt stressig. Das wird sich bis Weihnachten vermutlich auch nicht ändern. Ich hoffe, ich schaffe es, noch Kapitel vorzuschreiben, da ich in den Ferien auch keine Zeit dafür haben werde.

Jedenfalls wünsche ich allen, die feiern, wunderschöne Weihnachten und viel tolle Zeit mit den Menschen, die euch wichtig sind. Ihr seid toll! <3 

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt