Kapitel 23

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Es musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein, wenn es ihn so sehr belastete, darüber nachzudenken. Bevor ich noch etwas Falsches sagen konnte, rückte ich meinen Stuhl näher an seinen und legte meine Arme um ihn. Erst dachte ich, er würde gar nicht darauf reagieren, bis er sich schließlich an mich klammerte und ich spürte, wie mein T-Shirt an meiner Schulter nass wurde.
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P.o.v Jan

Fürsorglich strich ich Tim mit meiner Hand den Rücken hinauf und hinunter und drückte ihn ein wenig fester an mich. Erst jetzt realisierte ich, wie sehr ich ihn eigentlich vermisst hatte. Wie sehr es mir gefehlt hatte, ihn in meiner Nähe zu haben und wie sehr ich Momente wie diesen genoss, in denen man sich zeigte, wie wichtig der jeweils andere einem war und dass man für ihn da war. Leider wurde der Moment ein wenig durch sich nähernde Schritte gestört und durch Amber, welche kurz darauf im Türrahmen erschien und grinsend zu uns sah. Als sie jedoch Tims leises Schluchzen vernahm, wechselte ihre Mimik sofort ins Besorgte. Ich deutete mit einem leichten Schulterzucken an, dass ich nicht wusste, was los war. Sie jedoch machte plötzlich den Anschein, als wäre bei ihr das Gegenteil der Fall. Wahrscheinlich hatte Tim bei ihr nach Hilfe und Anhörung gesucht. Auch wenn ich mich für ihn freute, dass er wohl jemand anderen zum Reden gefunden hatte, weil ich ja nicht da gewesen war, verspürte ich ein unangenehmes Gefühl. Normalerweise war ich immer der erste gewesen, an den er sich gewendet hatte, wenn etwas vorgefallen war. Jetzt wollte er mir noch nicht einmal erzählen, was ihn so bedrückte, hatte es aber schon Amber erzählt. Eigentlich sollte es mir doch egal sein, solange er Unterstützung fand, warum hatte ich also dieses Gefühl? Und was genau war das?

Als ich aus meinen Gedanken auftauchte und mein Blick wieder zum Türrahmen fiel, war Amber bereits verschwunden. Es verwunderte mich, doch ich war ihr verdammt dankbar, dass sie uns weiterhin allein ließ.
Eine Weile blieben wir noch eng umschlungen sitzen, bis ich merkte, dass sein Schluchzen verstummt war. Langsam löste ich mich von ihm und sah in sein, trotz den verweinten Augen und den tiefen, dunklen Ringen darum, hübsches Gesicht. Auch er sah mich einfach nur an. Auch diese Situation genoss ich, wenn sie auch ein bisschen seltsam war. Ich spürte die tiefe Verbundenheit, welche die Freundschaft zwischen uns nun schon so lange aufrechterhielt. Unterbrochen wurde der stille Blickkontakt durch ein geräuschvolles Magenknurren meines Gegenübers, was mich etwas zum Schmunzeln brachte. „Da hat wohl jemand Hunger. Auf Menschenfleisch!" Giselas Ergänzung meiner Feststellung brachte auch Tim zu einem kurzen Lachen. „Nein, darauf nicht", widersprach er meinem Tourette, welches sich dadurch weiter provozieren ließ. „He, aber auf mich!", kam es über meine Lippen und ehe ich mich versah, befand ich mich direkt vor ihm und küsste ihn unfreiwillig. Bestimmt 10 Sekunden lang wurde ich dazu gezwungen, in denen ich dachte, es wurde gar nicht mehr aufhören. Tim wehrte sich zu meiner Verwunderung nicht einmal dagegen. Er blieb bloß still sitzen und ließ es über sich ergehen. Dachte er, es würde sowieso nichts bringen, etwas dagegen zu unternehmen? War er zu überfordert mit dem, was passierte? Oder gefiel es ihm vielleicht sogar? Letzteres schlug ich mir direkt wieder aus dem Kopf. Das konnte nicht sein, schließlich stand er ja nicht einmal auf Männer und so sehr, wie er seine Augen zusammenkniff und seinen Körper anspannte, musste es schlimm für ihn sein. Ich konnte nicht leugnen, dass dies ein wenig schmerzte. Vielleicht sollte ich doch wieder Abstand halten?

Endlich schaffte ich es, mich von ihm loszureißen und begann wieder mit einer Entschuldigung, unterbrach mich jedoch selbst dabei. Daraufhin herrschte eine kurze unangenehme Stille, bis Tim sich räusperte und fragte, wie es ihn London gewesen war. Nunja, ich wollte dorthin, um den Tic loszuwerden, hatte aber trotzdem die ganze Zeit an Tim denken müssen, einen seltsamen Traum von ihm gehabt, mir einen Typen geangelt, der wirkte, als hätte er mich gleich mitten auf der Tanzfläche durchnehmen wollen und fühlte mich wegen alldem einfach nur dumm. „Ganz gut, die Stadt ist echt schön", antwortete ich. Er nickte und warf einen schnellen Blick auf sein Handy, vermutlich, um zu erfahren, wie spät es war. „Als ob es schon 23 Uhr ist?!", rief er überrascht. Auch ich war erstaunt darüber, stellte aber zu meinem Erschrecken fest, dass ich keinen Plan hatte, wie ich jetzt nach Hause kommen sollte. Busse fuhren um diese Zeit keine mehr und mit dem Fahrrad zu fahren gestaltete sich mit einem Koffer auch als recht schwierig. Hier übernachten konnte ich auch nicht, da Leonie ja bereits das Gästezimmer belegte. „Wie kommst du eigentlich nach Hause? Oder schläfst du hier?", fragte ich meinen besten Freund, welcher daraufhin auch ratlos schien. „Ich geh mal Amber fragen", erklärte ich und stand auf, um die Wohnung nach ihr abzusuchen. Ich fand sie schließlich, als sie gerade aus einem Raum, vermutlich ihrem Badezimmer, herauskam. „Es ist schon 23 Uhr, weißt du, wie Tim und ich nach Hause kommen können?" Sie überlegte kurz und bot an, bei ihr schlafen zu können. „Und wo? Leonie ist doch schon in deinem Gästezimmer." „Naja", begann sie „die Betten im Gästezimmer und meinem Schlafzimmer sind für jeweils zwei Personen. Ich könnte mich zu Leonie legen und ihr schläft in meinem Zimmer." Moment.. Tim und ich sollten gemeinsam in einem Bett schlafen? Und das mit Gisela, welche auf weiß Gott für Ideen kommen könnte? Das konnte nicht gut gehen. 

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Hi! :3 Ja, die Geschichte geht endlich mal weiter. Ich war diese Woche auf Praktikum und hatte/habe echt viel dafür zu machen, darum konnte ich leider erst heute weiterschreiben. 

Außerdem wollte ich mich noch herzlichst für fucking 10k Reads und 900 Votes bedanken. Das ist einfach übertrieben viel und ich hab keine Ahnung, womit ich das verdient habe. Ich hab schon immer gern geschrieben, hatte aber nie die Motivation dazu, eine Geschichte lange weiterzuschreiben. Jetzt würde ich die Fanfiction am liebsten nie beenden, weil mir immer wieder neue Ideen kommen und so ein krasses Feedback echt aufbauend ist. Danke an jeden einzelnen, der das hier liest! 
Meine Frage dazu wäre, ob ihr euch ein Special wünscht. Ideen gerne in die Kommentare! :3

Habt noch einen wunderschönen Tag und viel Glück bei was euch immer euch bevorsteht, ihr tollen Menschleins! <3

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt