Kapitel 22

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Angespannt versuchte ich, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, um mich abzulenken, doch vergeblich. Schon schnellte mein Kopf in seine Richtung und meine Lippen drückten sich gegen seine. 

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P.o.v. Jan

Verdammt, warum tat Gisela das immer noch? Mit aller Kraft versuchte ich, gegen sie anzukämpfen und schaffte es zum Glück direkt, mich von meinem besten Freund zu lösen. Er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an, während ich mich abwandte und eine Entschuldigung murmelte. „Hah, verarscht, es tut mir gar nicht leid!", machte Gisela diese direkt wieder zunichte. Das war wohl dafür, dass ich sie nicht hatte machen lassen, was sie wollte. Tim sagte nichts darauf, sondern drehte seinen Kopf zum Fenster. Was war los mit ihm? Hatte mein Tourette mal wieder alles kaputt gemacht? Ich seufzte lautlos und sah zu den beiden Mädchen nach vorne, welche sich angeregt miteinander unterhielten und glücklicherweise wirkten, als hätten sie nichts mitbekommen.

„Ist alles okay?", fragte ich leise den Jungen neben mir, welcher seinen Blick stur auf die draußen vorbeiziehende Landschaft gerichtet hatte. Er nickte, doch ich wusste, dass er log. Ich kannte ihn einfach schon zu lange und zu gut. Daher wusste ich auch, dass ich nicht mehr nachfragen sollte. „Falls es wegen dem Tic ist, tut es mir wirklich leid. Ich versuche schon, so gut ich kann, es zu unterdrücken, aber das ist leider nicht so einfach. Wenn es sehr unangenehm für dich ist, werde ich mich noch mehr anstrengen." „Alles gut, musst du nicht", meinte er mit leicht weinerlich klingender Stimme.

Er weinte doch nicht etwa wirklich? Sofort fühlte ich mich noch schlechter als gerade schon. Konnte ich daran schuld sein? Oder war etwas anderes passiert, wohlmöglich als ich nicht hier war? Hätte er mich gebraucht? Jemanden, der für ihn da gewesen wäre? Vermutlich. Und ich Vollidiot war nach London geflogen; komplett umsonst, wie sich eben herausgestellt hatte. Aber was sollte ich jetzt tun? Sollte ich ihn in Ruhe lassen, falls er sauer auf mich wäre oder sollte ich ihn trösten?

Ich entschied mich letztendlich dafür, zweiteres zu versuchen und legte zögerlich meine Hand auf seine Schulter. Kurz sah er in die Richtung, wobei ich wirklich eine Träne auf seiner Wange erkannte. „Heulsuse!", rief Gisela direkt, wofür ich mich hätte schlagen können. Jetzt hatte ich erstrecht alles kaputt gemacht. Tim kniff seine Lippen zusammen und sah schnell wieder weg. Verdammt. „Es tut mir so leid", wollte ich mich erneut entschuldigen, doch mein Gegenüber schüttelte nur den Kopf. Er wollte nie, dass ich mich für meine Tics entschuldigte, da ich ja nichts dafür konnte. Trotzdem hatte ich das Verlangen dazu, da es mir wehtat, ihn so zu sehen.

Die letzten paar Minuten der Autofahrt verliefen recht still. Gerne hätte ich mit Tim geredet, doch ich hatte Angst, es noch schlimmer zu machen, weshalb ich es vermied, ihn nochmals anzusprechen. Wir hatten geplant, noch eine Weile bei Amber zu bleiben, um den mittlerweile angebrochenen Abend ausklingen zu lassen. Obwohl ich schon recht müde war, stimmte ich zu, da ich auf eine Chance hoffte, unter vier Augen mit meinem besten Freund zu sein und zu erfahren, was ihn so fertig machte.

Ca. 2 Stunden verbrachen wir mit etlichen Gesellschaftsspielen (und diese immer wieder neu aufbauen, da Gisela großen Spaß daran hatte, alles umzuwerfen und kaputtzumachen). Danach beschloss Leonie, welche schon fast auf dem Tisch, an dem wir saßen, eingeschlafen war, bei Amber zu übernachten. Aus diesem Grund führte Amber sie ins Gästezimmer und ließ Tim und mich allein. So bekam ich tatsächlich die erhoffte Möglichkeit, ihn noch einmal auf die Situation im Auto anzusprechen. „Tim?" „Mh?", kam es fragend von ihm. Seine Laune war zwar während den Spielen besser geworden, dennoch merkte ich, dass ihn nach wie vor etwas belastete. „Willst du mir sagen, was mit dir los war, beziehungsweise ist?" Sein Blick trübte sich, weshalb ich es doch bereute, noch einmal nachgefragt zu haben. „Keine Ahnung", antwortete er, wobei er aber wieder log. Es gab einen Grund, das war uns beiden klar. „Du kannst immer ehrlich zu mir sein und mir alles sagen, das weißt du doch? Du bist schließlich mein bester Freund." Mein Vorhaben, ihn damit zu ermutigen, mir seinen Grund zu nennen, scheiterte, denn er wirkte, als wäre er erneut kurz vor einem Tränenausbuch. Es musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein, wenn es ihn so sehr belastete, darüber nachzudenken. Bevor ich noch etwas Falsches sagen konnte, rückte ich meinen Stuhl näher an seinen und legte meine Arme um ihn. Erst dachte ich, er würde gar nicht darauf reagieren, bis er sich schließlich an mich klammerte und ich spürte, wie mein T-Shirt an meiner Schulter nass wurde.

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Hellow Leudis :3 Habt ihr Halloween gefeiert? Wie wars? c:
Und was denkt ihr, wie es hier jetzt zwischen den beiden weitergeht, nachdem Jan jetzt wieder zurück ist?
Habt noch einen schönen Morgen, Mittag oder Abend!

When Gisela knows better... | Gewitter im Kopf Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt