2

182 20 5
                                    

Aidan

Noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht, dass das Fieber zu meiner Freundin zurückkommen und sie einfach den Tag durchschlafen lassen würde. Dann wäre mir das Gespräch mit Beverly bestimmt erspart geblieben. Nach dem Frühstück war sie schnell auf ihr Zimmer geflohen, um zu packen, denn heute Nachmittag würde uns ein Fischer, den Beverly mit ein paar hundert Mäusen bestochen hatte, nach Deenish bringen. Sie folgte Felicity's Anweisungen, nur hatte ich das Gefühl, dass sie umso angespannter wurde, je näher wir dem Ziel kamen.

Ich klopfte an ihre Türe. „Für Trish und Aidan: Nein."

„Witzig", entgegnete ich und trat in ihr Zimmer. Sie stand vor ihrem Kleiderschrank und zog die Pullover von den Kleiderhaken. „Sei nicht sauer auf Trish", sagte ich, schloss die Türe hinter mir und setzte mich auf ihr Bett.

„Ich bin sauer auf sie", meinte sie, ohne mich anzusehen.

„Warum? Sie hätte es mir nicht sagen müssen, wenn du es getan hättest. Warum hast du es nicht getan?"

„Weil..." Sie brach ab, denn sie wusste nicht, was sie sagen sollte. „Ich muss mich doch wohl nicht rechtfertigen. Wenn ich dir etwas nicht sage, dann hat das seinen Grund. Es war meine Entscheidung und mir da reinzupfuschen ist nicht ihre Aufgabe!" Sie warf ihre Kleidung in den offenen Koffer, der auf dem Boden neben dem Bett lag.

„Gut, das versteh ich, aber sie hat es mir erzählt, weil du plötzlich verschwunden warst und ich mir Sorgen gemacht hab", warf ich ein und legte den Kopf schräg, weil sie mit einem Mal so ruhig vor dem Schrank stand, den Rücke zu mir gekehrt.

„Hör auf, dir Sorgen um mich zu machen. Ich bin kein kleines Kind. Ich werde doch wohl wissen, was ich mir zutrauen kann und was nicht."

„Bist du dir da sicher?", fragte ich beinahe provokant. „Das letzte Mal, als wir Sex hatten-"

„Das einzige Mal", unterbrach sie mich bitter und drehte sich mit anschuldigendem Blick zu mir. „Danach wolltest du mich nicht mehr." Sie griff nach ihren Hosen und schmiss sie auf den Pulloverhaufen.

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. „Hör auf, das zu sagen, das stimmt nicht. Aber deine Panikattacke hat doch nur mehr als deutlich gemacht, dass du letztes Mal nicht bereit warst."

„Jetzt spielst du also nicht nur meinen Beschützer, sondern auch meinen Psychiater? Klasse!" Sie lachte kühl auf.

„Du benimmst dich echt lächerlich."

„Nein, du benimmst dich lächerlich!", schoss sie zurück und fuhr sich aufgebracht durch die Haare. „Siehst du, deshalb hab ich dir nichts davon erzählt! Weil ich nicht wie ein zerbrechlicher Glasbehälter behandelt werden will. Weil ich selber entscheiden will, was wir machen und wann und wie weit wir gehen, aber das kann ich jetzt nicht mehr, weil du glaubst, mir diese Entscheidung jedes Mal abnehmen zu müssen!"

„Bev-"

„Lass mich jetzt in Ruhe!" Sie drehte sich wieder zu ihrem Schrank und sammelte ihre T-Shirts und Socken ein. Ich beschloss, sie fürs erste wirklich in Ruhe zu lassen, bevor sie ihre Hexenkräfte entdecken und meinen Kopf explodieren lassen würde, und ging wieder auf mein Zimmer. Dort fand ich Trish, die zerknirscht am Fenster stand und auf mich zu warten schien. Ihr schuldbewusster Ausdruck machte nur allzu deutlich, dass sie mit ihrem dämonischen Supergehör die Diskussion zwischen Beverly und mir mitverfolgt hatte.

„Ich wollte euch echt keine Probleme machen..."

Ich hob abwehrend die Hand. „Ich bitte dich, das ist doch nicht deine Schuld."

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt