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Aidan

In meinem gesamten Leben war ich auf genau drei Hochzeiten gewesen.

An die erste konnte ich mich kaum noch erinnern, weil ich erst fünf Jahre alt gewesen war. Meine Tante mütterlicherseits, Sophia, hatte geheiratet, nachdem sie ihren ersten Sohn bekommen hatten. Er war damals zwei gewesen. Ich wusste eigentlich nur noch, dass ich mit meiner Mom an der Hand zum Brautpaar gelaufen und wie ein Wahnsinniger applaudiert hatte. Und dass ich nach der Zeremonie mit ein paar anderen Kindern in meinem Alter fangen gespielt hatte.

Die zweite Hochzeit hatte ich mit elf Jahren besucht. Der beste Freund meines Vaters hatte geheiratet und wir waren natürlich alle dabei gewesen. Mein Dad war Trauzeuge gewesen. Ich erinnerte mich an das weiße Kleid der Braut, einen langen Schleier und viele Blumen. Es war eine kleine Hochzeit gewesen, mit etwa zwanzig Gästen. Und an viel konnte mich auch hier nicht erinnern, denn Addie hatte es sich mit unserer Mutter verscherzt, weil sie zu der Zeit weder Bitte noch Danke hatte sagen wollen, und kein Stück von der Hochzeitstorte abbekommen hatte. Sie hatte die ganze Zeit nur gequengelt und war bockig gewesen und ich hatte sie am Hals gehabt.

An die dritte Hochzeit hingegen konnte ich mich recht gut erinnern. Ich war vierzehn gewesen und mein Cousin, Tobias, hatte geheiratet. Vermutlich konnte ich mich aber nur deshalb so genau daran erinnern, weil sich alle Brautjungfern betrunken hatten und halbnackt in den Pool gesprungen waren. Das hatte ich toll gefunden. Zig Gäste waren auf diese Hochzeit eingeladen gewesen und ich hatte mich in meinem Anzug wie ein Erwachsener gefühlt. Addie hatte zwar herum gemault, dass unserer Mutter sie dazu gezwungen hatte, ein Kleid anzuziehen, aber der Tag war mir doch recht positiv in Erinnerung geblieben. Besonders, weil das Brautpaar und alle Freunde und Verwandte so glücklich und zufrieden gewirkt hatten.

Aber natürlich hatten diese drei Hochzeiten in der Welt der Sterblichen stattgefunden. Ich hatte mir schon gedacht, dass eine Hochzeit in Hexenkreisen ein wenig anders und deutlich extravaganter gefeiert wurde, aber ich hatte nicht erwartet, dass es so... so war. In so großem Stil. So übertrieben. Überall standen riesige (und ich meine riesige!) Blumensträuße herum. Dahinter hätte man bestimmt problemlos eine halbe Footballmannschaft verstecken können. Bevor ich den Thronsaal betreten hatte, hatte ich aus bloßer Neugierde einen Blick in den Speisesaal erhascht. Die Angestellten waren herumgeschwirrt wie Bienen und hatten wohl letzten Schliff angelegt. Die langen Tische waren mit riesigen weißen Tischtüchern, edlem Geschirr und Massen an Köstlichkeiten gedeckt gewesen.

Im Thronsaal angekommen hatte ich meine Augen dann erst einmal an die Farbenflut der ganzen Kleider gewöhnen müssen. Es waren so viele Menschen hier. Leute, die sich überschwänglich begrüßten, angeregt unterhielten und lachten. Trish und Chase hatte ich zwischen den ganzen Papageien noch nicht gefunden, dafür hatte ich Beverly recht schnell entdeckt. Ich hatte ihr Gesicht nicht gesehen, aber trotzdem gewusst, wer in dem blauen Kleid steckte. Dabei hatte mir nicht einmal ihr Kleid verraten, dass sie es war. Auch nicht ihre Haare.

Es war ihre Haltung gewesen, ihre Ausstrahlung, die Art, wie sie sich in den hohen Schuhen zu bewegen versuchte und sich dabei ein bisschen wie ein neugeborenes Lämmchen anstellte. Es war ziemlich niedlich.

Bei meinen Worten zuckte sie jedoch zusammen, fuhr herum und war offensichtlich im Begriff, mir eine zu knallen. Das tollpatschige Lämmchen war wie weggeblasen und in ihren Augen funkelte Panik und Entschlossenheit. Doch als sie mich erkannte, atmete sie erleichtert aus.

„Du hast mich total erschreckt!", fauchte sie und schlug mir auf den Oberarm.

Ich musste lachen. „Entschuldige. Aber ich darf dich heute ja nicht beim Namen nennen", meinte ich leise. Brikeena hatte mich gestern vorgewarnt und gesagt, dass Corona Beverly bestimmt eine andere Identität aufs Auge drücken würde. Und da meine Freundin nicht widersprach, hatte Brikeena wohl recht behalten. „Wie ich sehe hat Trish sich in deinem Gesicht ausgetobt?"

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt