Beverly
Als ich auf dem Weg nach unten war, konnte ich die gut gelaunten Stimmen von Trish und Aidan schon von weitem hören. Ich konnte zwar nicht verstehen, was sie sagten, aber sie lachten auch mehr, als dass sie redeten. Als ich im zweiten Stock um die Ecke bog, vorbei an der Bibliothek, konnte ich die beiden auch sehen. Dass sie so gut drauf waren, machte mir lediglich noch schlechtere Laune.
Ich war eben erst aufgewacht, weil ich beim Lesen mal wieder eingeschlafen war. Natürlich hatte ich nicht einmal die Hälfte der Bücher gelesen, die ich hätte lesen sollen. Und das machte mich nervös. Ich wusste nicht, was mich jetzt erwartete. Vielleicht so eine Art Hexen-Abschlussprüfung? Wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass ich eine solche bestehen würde.
„Bev!", rief Trish aufgedreht, als sie mich sah und lief auf mich zu. Ich war über ihre Euphorie überrascht. „Du bist endlich mal aus deinem Zimmer gekommen!"
„Ist das so spannend?", hakte ich verwirrt nach und mein Blick glitt zu Aidan, der aufgeholt hatte. Verwirrt kniff ich die Augen zusammen. „Du hast dir die Haare geschnitten."
„Ich war es nicht", erwiderte er. „Das wäre wohl in die Hose gegangen. Trish hat sie mir geschnitten."
Trish lächelte mich stolz an. Ich wünschte ich hätte zurück lächeln können. „Er riecht wie eine Blumenwiese. Und warum schneidest du ihm die Haare?", fragte ich stattdessen ziemlich scharf und ihr Lächeln verschwand.
„Weil... Er einen Haarschnitt nötig hatte?" Sie sah mich unsicher an. Ich musste sie eine ganze Weile ziemlich wütend angestarrt haben, ohne es zu bemerken, denn sie tauschte verwirrte Blicke mit Aidan, der auch nicht recht zu verstehen schien, was los war. „Stört dich das etwa...?"
„Nein", sagte ich schnell und schüttelte den Kopf. „Ich- Ich mochte die langen Haare einfach gerne..." Diesmal hatte ich es nicht geschafft, Trish anzulügen und das merkte sie auch, aber anderes brachte ich nicht zustande, besonders, da ich selbst nicht wusste, warum es mich so wütend machte, dass sie ihm die Haare geschnitten hatte. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut, aber wollte es nicht benennen. Denn das letzte Mal, als ich es in meinem Magen wie Glut gespürt hatte, hatte ich herausgefunden, dass Aidan und Trish vor ein paar Jahren miteinander rumgemacht hatten.
„Ich muss jetzt nach unten", murmelte ich und drängte mich eilig zwischen ihnen durch.
„Warte! Wo willst du hin?", rief Trish mir nach.
„Ich sagte doch gerade, dass ich nach unten gehe."
„Unten ist groß!"
Entnervt blieb ich stehen und drehte mich wieder zu den beiden um. „Ich muss zu Corona."
„Wir kommen mit", beschloss sie und sah zu Aidan, der nickte.
„Nein!" Das letzte, das ich wollte, war die beiden in Corona's Nähe zu wissen.
„Doch!", erwiderte Trish und lief wieder zu mir. „Wir haben dich die ganze Woche nicht gesehen. Und du hast vorhin gesagt, dass du heute vielleicht zum ersten Mal zauberst, das will ich doch nicht verpassen!" Sie hakte sich gut gelaunt bei mir unter und ignorierte die Tatsache, dass ich den Gesichtsausdruck einer Hundebabyschlächterin aufgesetzt hatte.
„Trish-"
„Keine Widerrede." Sie sah mich so eindringlich an, dass ich nachgab. „Wo ist Chase?", fragte ich, während wir die Stiegen nach unten gingen, Aidan und Trish links und rechts von mir.
„Er wollte sich mit einem Mädchen treffen."
„Natürlich wollte er das", murmelte ich und verdrehte die Augen. Trish versuchte aus mir herauszuquetschen, ob ich in den Büchern etwas Interessantes gefunden hatte, aber ich antwortete nur in knappen Sätzen und ließ sie reden.
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Wicked Game (Band 3)
Paranormal„Wenn wir uns unser Leben aussuchen könnten, wären wir auch nicht glücklicher." *** Einen Zauberspruch schreiben, der einen Zauberer mit Phönixblut in den Adern töten kann. Nichts leichter als das, wenn man eine ausgebildete Hexe mit Jahrhunderte la...