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Beverly

„Was Brikeena getan hat, ist Hochverrat", erinnerte Corona zum bestimmt zwanzigsten Mal. „Und Hochverrat bestrafen wir mit dem Tod. Warum sollte sie die Ausnahme sein?"

Iona rieb sich die Schläfen.

Kurz nachdem ich Brikeena entlarvt hatte, hatte Corona mich am Arm gepackt und zu Iona's Arbeitszimmer gezogen. Es hatte nicht lange gedauert, da waren auch Arthur, Lorcan und Finley dazu gestoßen und als Corona zum ersten Mal eine Hinrichtung angesprochen hatte, hatte Acacia den Raum betreten. Iona hatte versucht, Innis zu erreichen, da sie bei einer so großen Entscheidung alle fünf Erstgeborenen hier haben wollte, aber bis jetzt war die mysteriöse Fünfte im Bunde, die ich noch nie kennen gelernt hatte, noch nicht aufgetaucht. Aber Lorcan hatte sie als liebevollen Familienmenschen bezeichnet -sie hier zu haben wäre vermutlich also gar nicht so schlecht gewesen.

Seit einer guten halben Stunde diskutierten wir, was nun mit Brikeena geschehen sollte. Das heißt, die anderen diskutierten. Ich hielt mich zurück und hörte zu, denn ich glaubte, alles was ich sagen würde, könnte nur noch mehr Schaden anrichten.

Natürlich sollte Brikeena nicht weiter frei herumlaufen, wenn sie auf Cillian's Seite stand -keine Frage. Sie hatte die ganze Zeit über ein falsches Spiel mit mir, meinen Freunden und ihren Geschwistern gespielt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mit einer Hinrichtung einverstanden war. Nein, eigentlich war ich es so ganz und gar nicht. Aber Corona liebte es, mir die Worte im Mund herumzudrehen, deshalb hielt ich die Klappe, bevor aus einem „Ich will auf keinen Fall, dass Brikeena hingerichtet wird" ein „Holt die Fackeln und Mistgabeln raus, wir verbrennen die Hexe!" werden konnte.

„Hochverrat bestrafen wir mit dem Tod", nickte Acacia. „Aber wissen wir wirklich sicher, dass Brikeena uns verraten hat? Hat sie gestanden?"

„Das musste sie gar nicht!", rief Corona. „Ihre Reaktionen haben alles gezeigt."

„Wir können niemanden aufgrund einer Reaktion hinrichten, nur weil du persönliche Probleme mit dieser Person hast", erwiderte Acacia und es war das erste Mal, dass ihre Stimme keinen sanften Unterton hatte. Das konnte natürlich auch überwiegend daran liegen, dass es ihr von Tag zu Tag schlechter ging. Das Mittel, das den Verlauf des Fluches hinausgezögert hatte, tat seine Arbeit nicht mehr, da Acacia den Trank, den sie regelmäßig zu sich hätte nehmen müssen, meinetwegen viel zu spät bekommen hatte. Ich sah dunkle Narben, die an Verbrennungen erinnerten, über den Rand des hohen Kragens ihres Pullovers wachsen. An den Handgelenken waren sie mittlerweile auch zu sehen.

Sie starb, da wäre ich mit meiner Geduld auch am Ende, besonders was Corona betraf.

„Persönliche Probleme?!", rief Corona schrill. „Sie hat uns alle verraten! Uns alle!"

„Sie hat nicht gestanden, es könnte immer noch alles reiner Zufall sein."

„Zufall? Wie viele Zufälle braucht es denn, damit du einsiehst, dass Brikeena ein hinterhältiges Miststück ist? Sie hat nicht gestanden, na schön! Aber sie hat auch nichts verleugnet."

Acacia nickte. „Also sollen wir deiner Meinung nach jeden Hinrichten, der nicht verleugnet, auf Cillian's Seite zu stehen? Toller Plan."

„Du vergisst, mit wem du redest", zischte Corona.

„Nein, du vergisst, mit wem du redest", entgegnete Acacia mit fester Stimme und stand von der Couch auf. Ihr war schwindelig, sie wankte kurz und Arthur wollte sie stützen, aber sie wies ihn ab und musterte Corona. „Du bist nicht meine Königin. Unter anderen Umständen würde ich sagen, dass wir auf derselben Ebene stehen, aber das tun wir nicht. Ich bin das Oberhaupt des Consiliums, ich stehe über dir."

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt