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Beverly

Es musste wohl die angenehmste Reise gewesen sein, die ich bis jetzt mit einem Ataria auf mich genommen hatte. Trish hatte mich in der Früh gezwungen, zumindest eine Banane zu essen, damit ich nicht umkippen würde. Vielleicht lag es daran. Oder aber an der Tatsache, dass das Reisen mit einem losen Portal generell ein bisschen sanfter von statten ging.

Die Luft fühlte sich weich an und Aidan und ich glitten einfach so dahin, bis uns das Portal direkt vor dem Haus meiner Tante ausspuckte. Diesmal fiel auch keiner von uns auf die Knie. Wir taumelten lediglich ein wenig und klammerten uns aneinander fest, aber das störte mich nicht.

„Wow", stieß ich überrascht hervor. „Das war ja fast lustig."

Aidan sah sich bereits neugierig um. Wir waren an einem Hügel angekommen, vor uns eine große Holzhütte. Im Tal hinter uns konnte man das Dorf erkennen, an dessen Pensionen ich mich noch dunkel erinnern konnte. Hier gab es definitiv die beste heiße Schokolade der Welt und die nettesten Leute. Vermutlich hatte Addie genau in einer dieser Pensionen ihr Geld verdient, als sie hier gewohnt hatte. Weit ins Dorf war es nicht, aber Shae wohnte dennoch ziemlich abgeschnitten.

Ich war Gott froh, dass meine Tante nicht gerade im Garten gearbeitet hatte, als Aidan und ich aus dem Portal getaumelt waren, kurz bevor es wieder verschwunden war. Aber fürs Unkrautjäten war es vermutlich noch ein bisschen zu kalt.

Obwohl die weißen Vorhänge vorgezogen waren, erkannte ich, dass in der Wohnküche Licht brannte.

„Hier wohnt sie? Es ist fast so, wie Addie es beschrieben hat." Aidan deutete auf den kleinen Schuppen. „Da drinnen findet sich ein Sammelsurium an dicken, schwarzen Spinnen." Ich musste kichern. „Und die Gartenzwerge da wechseln in der Nacht Positionen und haben sie immer angestarrt, wenn sie morgens zur Arbeit gegangen ist. Warum wohnt Shae so abgeschnitten von der Welt?"

„Hab ich dir nie erzählt, dass sie damals ihren Namen -praktisch ihre Identität- geändert hat? Ihr Ex-Mann war sehr gewalttätig und sie ist vor ihm geflohen. Und hier findet sie niemand. Sie hat nicht einmal mehr ein Auto. Kein angeschlossenes Telefon. Und ihr Nachname ist nicht mehr O'Briain, wie der meiner Mutter, bevor sie geheiratet hat, sondern Wilson."

„Wenn du mir davon erzählt hast, dann habe ich es wohl vergessen", gestand er.

Am liebsten hätte ich mich noch ein Weilchen davor gedrückt, hinein zu gehen, aber ich konnte die Erinnerungen, die ich mit diesem Ort verband, nicht unterdrücken und eine Welle warmer Gefühle überschwemmte mich. Es waren gar keine konkreten Erinnerungen, es war einfach... Geborgenheit. Sorglosigkeit. Freiheit.

Und genau diese Empfindungen schubsten meine Beine abwechselnd nach vorne, bis ich vor der Türe stand und anklopfte.

Jetzt gab es wirklich kein Zurück mehr.

An der Türe hing ein Kranz aus grünem Gestrüpp mit roten kleinen Beeren und goldenen angesprühten Sternen aus Stroh.

Nach wenigen Sekunden konnte ich Schritte auf der anderen Seite der Türe ausmachen und musste instinktiv an gestern Nachmittag denken. An den Schatten vor meiner Türe.

Daher zuckte ich zusammen, als Shae die Türe öffnete und trat automatisch zurück. Sie sah Aidan und mich neugierig an. „Kann ich helfen?"

Ich hätte heulen können. Es war zu lange her.

„Willst du mich beleidigen?", fragte ich. „Ich weiß, ich bin groß geworden, aber..."

Einen Augenblick sah Shae noch verwirrt aus, aber dann fiel es ihr augenscheinlich wie Schuppen von den Augen und sie schlug sich die Hand vor den Mund, bevor sie mich umarmte.

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt