Aidan
Während Brikeena Beverly durch den Flur zog, fiel es mir tatsächlich schwer, Schritt zu halten, ohne zu rennen. In der Eingangshalle blieb sie wieder stehen und stieß den Atem erleichtert aus. „Endlich." Sie stützte ihren Ellenbogen an dem Treppengeländer ab. Mir fiel auf, dass links und rechts des Geländers zwei kleine Statuen aus Holz geschnitzt waren. Eulen. Plötzlich fragte ich mich, ob mir gleich ein Duzend schwarze Katzen entgegen laufen würden. „Es sind Kinder, die sich drüber streiten, wer älter ist. Sie benehmen sich alle gleich, egal wie alt sie sind." Nachdem sie sich gründlich geärgert hatte, sah sie prüfend zwischen Chase und mir hin und her.
„Und ihr seid?"
„Aidan."
„Chase."
„Und wer von euch beiden ist mit dem Gingermädchen zusammen?"
Trish zog die Augenbrauen hoch und brauchte ein paar Sekunden. „Keiner."
Brikeena grinste breit. „Hervorragend!" Trish wollte eindeutig etwas erwidern, aber Brikeena hatte sich bereits umgedreht und ging die Treppen nach oben. „Kommt mit. Ich zeige euch, eure Zimmer."
Während wir die Treppen hochstiegen, berührte ich Trish am Arm. „Ich hab das Gefühl, Bev's Schwester steht auf rothaarige Mädchen."
Sie blieb abrupt stehen und sah mich warnend an. „Vorsicht. Die Treppe ist lang und ein Sturz sicher schmerzhaft."
Kichernd ging ich an ihr vorbei und holte zu Brikeena auf. „Kann ich dich was fragen?"
„Aber immer doch, mein Hübscher."
Es widerstrebte mir, dass sie mich so nannte, aber Trish hatte es auch oft genug getan, also worüber wollte ich mich beschweren?
„Wie zur Hölle funktioniert das mit der ewigen Jugend?"
Sie lachte. „Ewige Jugend? Schön wär's." Während sie uns über die Treppen, durch weitere Flure und Säle und wieder Flure und dann weitere Treppen hinauf führte, wurde mir erst das Ausmaß dieses Schlosses bewusst. Die Gänge waren breit und ich sah ziemlich willkürlich aufgestellte Statuen aus Stein. Ich wusste nur nicht, was für Personen sie darstellen sollten. „Eigentlich altern wir wie normale Menschen. Und um genau zu sein, ist es uns gar nicht erlaubt, uns zu verjüngen, weil das nur funktioniert, indem wir anderen Menschen ein paar Jahre stehlen."
Ich blieb schockiert neben einer Säule stehen und tauschte unbehagliche Blicke mit Beverly. „Soll das heißen, ihr tötet Menschen? Ihr saugt ihnen... das Leben aus?"
„Siehst du?", fragte Chase hinter Beverly, und sie drehte sich zu ihm. „Hexen sind die liebreizendsten, reinsten Wesen der Erde. Und du fragst, warum Jäger sie so lange gejagt haben?" Sein Blick war mehr als missbilligend, aber in diesem Moment drehte sich Brikeena um.
„Haben? Vergangenheit?", rief sie vom anderen Ende des Flurs und wir beeilten uns, sie einzuholen, denn sie blieb nicht stehen und keiner von uns wollte sich so recht in diesem monströsen Gebäude verlaufen. Ihre Schuhe gaben auf dem Steinboden bei jedem Schritt ein lautes Klacken von sich, das von den Wänden zurückgeworfen wurde.
„Wir haben schon den Salvation Vertrag mit euch geschlossen", meinte Chase unbeeindruckt. „Und trotzdem lauft ihr herum, und klaut Menschen ihre Lebenszeit."
Brikeena blieb stehen und drehte sich um, was uns ebenfalls dazu zwang, anzuhalten. „Wir sind keine Monster", meinte sie und sah Chase fest in die Augen. „Wir nehmen nur Jahre von kranken Menschen. Oder Komapatienten. Manche sterben dabei, anderen bleiben noch ein paar Jahre übrig. Wir tun ihnen nur einen Gefallen, glaub mir." Damit drehte sie sich wieder um und ging weiter.
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Wicked Game (Band 3)
Paranormal„Wenn wir uns unser Leben aussuchen könnten, wären wir auch nicht glücklicher." *** Einen Zauberspruch schreiben, der einen Zauberer mit Phönixblut in den Adern töten kann. Nichts leichter als das, wenn man eine ausgebildete Hexe mit Jahrhunderte la...