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Aidan

Die ganze letzte Woche hatte ich mich kaum von Beverly's Seite wegbewegt. Schon gar nicht, wenn sie von irgendjemandem außer Chase oder Trish besucht worden war. Die Vorfälle hatten mich misstrauischer gemacht, als ich es je gegenüber einer Sache gewesen war. Doch Finley hatte mir vor einer knappen Stunde erzählt, dass Thomas heute abreisen würde, und da ich nicht unbedingt die Möglichkeiten hatte, ihn eben Mal in Estland zu besuchen, musste ich heute mit ihm reden, wenn ich meine Chance auf Informationen über Vaya nicht verlieren wollte. Und da Finley aus unerfindlichen Gründen plötzlich darauf aus war, sich mit mir gut zu stellen, hatte sie praktisch ein Treffen zwischen mir und Thomas engagiert. Entweder wollte sie nicht unter die paar Verdächtigen fallen, die Beverly etwas angetan haben könnten, oder Chase hatte bei ihr einen Schalter umgelegt, denn als ich Bev's Zimmer verlassen hatte, hatten die beiden am Couchtisch gesessen und Schach gespielt. Ich hatte nicht genau mitbekommen, was zwischen ihnen passiert war, aber vor vier Tagen hatte Finley im Thronsaal erst gegen Erin, dann Thomas und schließlich Canna gespielt. Chase und ich hatten vor dem Kamin gesessen und leise darüber diskutiert, an welche Personen wir uns aus der Schlange vor dem Labyrinth erinnern konnten. Von einigen kannten wir nicht einmal den Namen. Trish hatte in dieser Zeit auf unsere Patientin aufgepasst und sichergestellt, dass ihr keiner etwas anhaben konnte.

„Es kann doch nicht so schwer sein, gegen eine Frau im Schach zu gewinnen", hatte Chase nur kopfschüttelnd gemeint und Finley aus der Ferne beobachtet, wie sie ihre Geschwister triumphierend angegrinst hatte. Sie hatte ihn gehört und sich zu uns umgedreht.

„Warum versuchst du es nicht?" Ein undefinierbarer Ausdruck hatte in ihren Augen geglänzt.

Chase hatte sie herausfordernd angegrinst. „Okay. Darf ich mir was wünschen, wenn ich gewinne?"

Canna hatte aufgelacht und Finley's Mann war bereits in Begriff gewesen, Chase in eine Kröte zu verhexen. Oder Schlimmeres.

„Keine Sorge", hatte sie nur gemeint, ihn besänftigend angesehen und am Handgelenk zurückgehalten, bevor sie sich wieder an Chase gewandt hatte. „Ich gewinne immer."

Und sie hatte nicht gelogen. Denn bis jetzt hatte sie Chase jedes Mal geschlagen. Sein Ego war vermutlich schon so klein wie eine Erbse, aber er gab nicht auf und Finley nahm ihm die Revanchen auch nicht weg, was mir mehr als suspekt vorkam.

Durch die täglichen Schachschlachten war Finley jedoch auch öfter in Beverly's Zimmer, was ich erst so gar nicht bewilligen wollte, aber es hatte sich als Vorteil entpuppt, denn nun saß ich dank ihr seit einigen Minuten mit Thomas zusammen in der Bibliothek und versuchte mögliche Gaben zu erörtern, die Vaya mir verliehen haben könnte.

„Was ist mit dem Kerl, über den du geschrieben hast?", fragte ich. „Der, dessen schlimmste Vorstellungen immer wahr geworden sind?"

Draußen war es wieder bewölkt und in der Bibliothek war es ziemlich duster und grau. Alles kam mir in den letzten Tagen farbloser vor als sonst.

„Bei all den Dingen, die passiert sind, wäre es doch möglich, dass mein Gabe in eine ähnliche Richtung geht, oder nicht?"

Thomas schüttelte den Kopf. „Unwahrscheinlich. Ich kenne zwar deine Lebensgeschichte nicht, aber eines weiß ich: Du bist Vaya's Kind. So grausam Dämonen auch sind, ihren Kindern wollen sie nur Gutes. Er hat dir bestimmt eine Gabe verliehen, die nicht gegen dich arbeitet." Seit er wusste, dass Vaya's Blut in meinen Adern floss, hatte ich das Gefühl, von ihm nahezu studiert zu werden. Sollte mir recht sein, solange er mir weiterhelfen konnte.

„Nicht gegen mich heißt nicht unbedingt für mich."

„Leider nicht, nein." Er ließ seinen Blick nachdenklich über die Regalreihen schweifen. „Finley hat mir erzählt, was in dem Labyrinth passiert ist."

Wicked Game (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt